Das ist mal eine ehrliche Ansage: Klimaschutz ist kaum mit sozialer Gerechtigkeit oder gar Chancengleichheit vereinbar, es heißt mehr Einschränkung für die Ärmeren, mehr Freiheit und Möglichkeiten für die Reicheren.
Und das ist heute anders?
Ich kenne zB nicht viele "Arme", die eine Woche Skifahren gehen oder sich Rennräder für einige tausend Euro in ihre Zwei-Zimmer-Mietswohnung stellen...
Wie äußern sich denn die Manager und Unternehmer, ist das bekannt? Wünschen sie sich Sarah Wagenknecht als Wirtschaftsministerin?
Nun, Unternehmer und vor allem Kapitalinvestoren bemessen den Erfolg nach der Rendite, die halt kurzfristig und für einen einzelnen Konzern gesehen steigt, wenn dort die Reallöhne stagnieren oder sinken, wo aber das BSW z.B. höhere Mindestlöhne fordert.
Auf der anderen Seite entsteht gesamtvolkswirtschaftlich mehr Kaufkraft und Umsatz durch steigende Reallöhne, was abstrakt auch der Kapitalinvestor weiss, aber nicht zu seinem renditeorientierten Rollenhandeln, Job als einzelner Unternehmer passt, weil da das Hemd näher sitzt als die Hose. Er spürt das erst, wenn er wegen mangelnder Kaufkraft seine Produkte nicht mehr verkaufen kann, womit wir wieder beim vorher berichteten Anwachsen von Insolvenzen wären.
Ähnlich verhält es sich mit Investitionen in die (marode) Infrastruktur wie Bahn etc., die volkswirtschaftlichen Nutzen und Wachstum bringen, aber evlt. durch Besteuerung sehr grosser Vermögen / Erbschaften gegenfinanziert werden.
Die Frage umfasst den gesamten Kulturbetrieb, also jeden Sport, Schwimmbäder und Konzerte. Das müssen wir klimaneutral hinbekommen.
Flugreisen wie Hawaii sind aus meiner Sicht aber erstmal nicht mit den Klimazielen zu vereinbaren.
Das wird dauern, man könnte aber auch kurzfristig Maßnahmen antriggern:
Im vergangenen Jahr war in Südfrankreich Wassermangel ein Thema. Ich unterhielt mich mit einem Aktivisten, einem älteren Franzosen, dem die vielen Helis und Privatflugzeuge ein Dorn im Auge sind. Er winkte ab, als ich meinte, dass der Wasserverbrauch von Golfanlagen und großen Anlagen meinen Verbrauch um das zig-fache übersteige und nur für wenige Personen gedacht sein. Er meinte, in diesen Kreisen sei das kein Thema.
Nun, Unternehmer und vor allem Kapitalinvestoren bemessen den Erfolg nach der Rendite, die halt kurzfristig und für einen einzelnen Konzern gesehen steigt, wenn dort die Reallöhne stagnieren oder sinken, wo aber das BSW z.B. höhere Mindestlöhne fordert.
Das ist nur die Hälfte der Wahrheit. Du versuchst als Unternehmen natürlich auch, gute Leute zu halten. Du wirst Dir in schwierigen Zeiten mehrfach überlegen, ob Du Dich von jemanden trennst oder ihn empfänglich für attraktive Angebote von aussen machst. Du betrachtest eben nicht nur die Inputfaktoren. Das mag in einer Fabrik mit austauschbaren Arbeitskräften anders sein. Die hast Du hier eher weniger.
Zitat:
Auf der anderen Seite entsteht gesamtvolkswirtschaftlich mehr Kaufkraft und Umsatz durch steigende Reallöhne, was abstrakt auch der Kapitalinvestor weiss, aber nicht zu seinem renditeorientierten Rollenhandeln, Job als einzelner Unternehmer passt, weil da das Hemd näher sitzt als die Hose. Er spürt das erst, wenn er wegen mangelnder Kaufkraft seine Produkte nicht mehr verkaufen kann, womit wir wieder beim vorher berichteten Anwachsen von Insolvenzen wären.
Diese Argumentation würde wahrscheinlich auch Trump führen. Das funktioniert vielleicht auf abgeschotteten Märkten. Zoll hier, Zoll da und das nennt man dann Strategie. Diese führen aber unweigerlich in höhere Preise und Inflation. Je länger diese Spirale läuft, umso schmerzhafter wird der Weg zurück.
Dieser Unsinn, dass Erträge aus Kapitalvermögen niedriger versteuert werden als Arbeitseinkommen, ist doch hanebüchener Blödsinn. Du hast die Besteuerung auf der Unternehmensseite plus die auf der privaten Seite. Das Problem ist eher wie weiter oben geschrieben die Besteuerung von Zinserträgen. Und - hier würde ich voll und ganz folgen - die ganzen Ausnahmen von Stiftung hier, Assetverkauf dort... In den Vermögensverwaltungen gibt es den Witz, dass 98% der Steuergesetzgebung weltweit auf Deutschland entfallen. Wenn wir diese ganzen Ausnahmen mal rausnehmen, könnten wir uns in der Tat auch deutlich geringere Steuersätze leisten. Da wäre allen geholfen. Von De Masi habe ich da übrigens schon den einen oder anderen guten Kommentar gelesen.
Geändert von Genussläufer (12.07.2024 um 13:52 Uhr).
Das ist nur die Hälfte der Wahrheit. Du versuchst als Unternehmen natürlich auch, gute Leute zu halten. Du wirst Dir in schwierigen Zeiten mehrfach überlegen, ob Du Dich von jemanden trennst oder ihn empfänglich für attraktive Angebote von aussen machst. Du betrachtest eben nicht nur die Inputfaktoren. Das mag in einer Fabrik mit austauschbaren Arbeitskräften anders sein. Die hast Du hier eher weniger.
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Diese Argumentation würde wahrscheinlich auch Trump führen. Das funktioniert und abgeschotteten Märkten. Diese führen aber unweigerlich in höhere Preise und Inflation. Je länger diese Spirale läuft, umso schmerzhafter wird der Weg zurück.
Es gibt nun mal zwei unterschiedliche Akteure mit widersprüchlichen Interessen, die ich kurz und aufs Wesentliche bezogen beschrieben habe, in der Welt der tarifgebundenen Arbeit und Konzerne sowie drittens eine volkswirtschaftliche Gesamtperspektive. Von einer inflationären Lohn-Preis Spirale wie in den 70ziger Jahren in DE, welche durch Lohnerhöhungen ausgelöst wird, ist DE aktuell weit entfernt. Das "Schreckgespenst" wird nur interessensbedingt fast jedes Mal an die Wand gemalt, wenn jemand höhere Mindestlöhe und dem Wachstum angemessene Tariflöhne fordert, oder ganz neu für mich Trump.
Dieser Unsinn, dass Erträge aus Kapitalvermögen niedriger versteuert werden ...
Ich wollte eigentlich nur darauf aufmerksam machen, dass es unter Unternehmer / Vermögenden auch Ausnahmen gibt im Hinblick auf eine Übereinstimmung mit BSW in der Grundtendenz und dass es auch eine Gegenfinanzierung für Infrastrukturmassnahmen braucht (womit sich BSW auch beschäftigt), ohne jetzt die einzelnen Besteuerungsmöglichkeiten zu bewerten, wie man am besten die wachsenden Ungleichheiten angeht.
Und das ist heute anders?
Ich kenne zB nicht viele "Arme", die eine Woche Skifahren gehen oder sich Rennräder für einige tausend Euro in ihre Zwei-Zimmer-Mietswohnung stellen...
Mir ging es um das Wörtchen "mehr" in meinem Satz - also daß für die Ärmeren weniger zugänglich sein wird, als heute. Mein subjektiver Eindruck ist eh schon, daß es in den 80-ern und 90-ern (als ich selbst noch mehr auf das Geld achten mußte, als heute) es weniger darum ging, sich etwas überhaupt zu leisten, sondern nur in welcher Preislage - was ich als sozial gerecht ansehe. Inzwischen habe ich den Eindruck, daß in manchen Bereichen (Hausbau, Neuwagen, Skifahren) die für ärmere bezahlbare Preislage verschwindet, und damit die Frage für viele auf die Ebene "ja oder nein" wandert, was ich qualitativ grundsätzlich schlechter finde, da es ganze Gruppen ausschließt.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Das "Schreckgespenst" wird nur interessensbedingt fast jedes Mal an die Wand gemalt, wenn jemand höhere Mindestlöhe und dem Wachstum angemessene Tariflöhne fordert, oder ganz neu für mich Trump.
Hihi
Trump würde ähnlich argumentieren. Die Instrumente wären andere. Die Schnittmenge: "Mit 'nem Hammer in der Hand sieht alles aus wie'n Nagel."
Zitat:
Ich wollte eigentlich nur darauf aufmerksam machen, dass es unter Unternehmer / Vermögenden auch Ausnahmen gibt im Hinblick auf eine Übereinstimmung mit BSW in der Grundtendenz und dass es auch eine Gegenfinanzierung für Infrastrukturmassnahmen braucht (womit sich BSW auch beschäftigt), ohne jetzt die einzelnen Besteuerungsmöglichkeiten zu bewerten, wie man am besten die wachsenden Ungleichheiten angeht.
Es ist ja bei weitem nicht so, dass die BSW unsinnig argumentiert. Mal davon abgesehen, dass SW als Person immer sehr sachlich auftritt und argumentiert. Ähnliches sehe ich bei de Masi. Und das sind nicht die einzigsten. Und Hand aufs Herz, wenn da, wo die den Finger immer wieder reinpieksen, keine klaffende Wunde wäre, wäre der Aufschrei nicht so groß. Bleibt also noch der jeweilige Lösungsansatz. Auch hier kommen gute Ideen. Mit einigen kann ich mich identifizieren, mit anderen gar nicht. In Summe finde ich die BSW als echte Bereicherung, obwohl ich sie (wahrscheinlich) niemals wählen würde.