Man kann das sicher nicht ganz vergleichen, aber ich möchte bei der Gelegenheit daran erinnern, dass wir Deutsche diesen Sommer eine internationale Großveranstaltung ausrichten, an der Frauen nicht aktiv teilnehmen dürfen: Die Fußball-Europameisterschaft (der Männer).
In anderen großen Sportarten wäre das längst undenkbar – etwa eine Leichtathletik-Weltmeisterschaft mit ausschließlich männlicher Beteiligung. Oder Olympische Spiele, bei denen nur Männer teilnehmen dürfen, und die Frauen dann, ähnlich wie die Paralympics, irgendwo und irgendwann eigene Meisterschaften haben.
Jedenfalls denken wir uns beim Volkssport Nummer 1 nichts dabei, dass die Fußballspielerinnen nicht Teil des Sommermärchens sein werden. Richtig wäre es, der FIFA und der UEFA mitzuteilen, dass sie sich ihre WM und EM sonstwohin stecken können, solange das nicht geändert wird.
Also lieber Arne, so sehr ich Deine sportliche Expertise auch schätze, so sehr finde ich Deinen Ansatz der Rechtfertigung für diese Vergabe an das besagte Land doch sehr an den Haaren herbei gezogen.
Es geht hierbei aus weiblicher Sicht sicherlich um grundlegendere Angelegenheiten als ein splitting im Rahmen eines Fußballturniers.
Die Möglichkeit des Individuellen, Zugang zu Bildung und das Recht zur sexuellen Selbstbestimmung sind nicht unbedingt die Stärken der dortigen Kultur und somit für mich kurzfristig nicht vereinbar mit den Werten der westlichen Welt.
Aber, man soll ja Konflikte als Chancen wahrnehmen, vielleicht steckt bei dieser Vergabe ja doch mehr Wille zur Weiterentwicklung als man zu nächst vermuten könnte.
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"Iron Heiner" : ehem. Maskottchen des Heinerfest Triathlons Darmstadt.
Es geht hierbei aus weiblicher Sicht sicherlich um grundlegendere Angelegenheiten als ein splitting im Rahmen eines Fußballturniers.
Demnach sollte man nur das – aus weiblicher Sicht – allerwichtigste Problem thematisieren? Bereits beim zweitwichtigsten Problem würde ja Dein Argument greifen, dass es wichtigere Probleme gäbe.
Aus meiner Sicht ist der populärste Sport der Welt von ausreichender Bedeutung, um ihm Fragen der gleichberechtigten Teilhabe an diesem Gesellschaftsbereich zu stellen. Ich wüsste auch nicht, was dagegen spräche.
Wenn man bedenkt wie 1982 gekickt wurde bei den Männern und jetzt 2024 bei den Frauen, hm, wäre vllt eine Aufgabe für die KI zu errechnen wäre gewinnen müsste: die Männer in der Staerke vom WM-Finale 82 oder die Frauen von heute. Da wäre ich mir nicht so sicher wer gewinnen müsste.
Das wäre ein ganz schlechter Vergleich. Diesen sollte man auch nicht ziehen. Damit schmählert man die Leistung der Frauen. Die haben nun mal andere körperliche Voraussetzungen. Da wollen und müssen sie als Sportler das beste draus machen. Selbst mit Rasenschach sind die Männer so signifikant schneller, sprung- und schussstärker, dass ein Vergleich einfach nicht fair wäre. Schau Dir das Beispiel der Amerikanerinnen in der Vorbereitung auf das Spiel gegen Russland im letzten Jahr an. Die Amerikanerinnen spielten gegen die U15 Mannschaft des FC Dallas und verloren 2:5.
Und dennoch sind sie unglaublich gute Fussballerinnen. Es sind aber Frauen. Warum hat denn eine Kugel bei Frauen 4kg und bei Männern 7,26kg. Warum hat der Diskus 2kg vs. 1kg. Warum sind die Hürden 1,06m vs. 91cm hoch? Das hat doch Gründe
Demnach sollte man nur das – aus weiblicher Sicht – allerwichtigste Problem thematisieren? Bereits beim zweitwichtigsten Problem würde ja Dein Argument greifen, dass es wichtigere Probleme gäbe.
Es ist vielleicht auch eine Frage der Priorisierung. Ich kenne nicht so viele Beispiele, wo eine Utopie von 0 auf 100 umgesetzt wurde. Vielleicht beginnt man mit den wichtigsten Schritten.
Dann wäre noch die Frage, ob alle diese Utopie auch teilen.
Ich finde es faszinierend, wie diese (m.M.n. skandalöse) UN-Entscheidung nach nur wenigen passenden Kommentaren, wie z.B. hier:
Zitat:
Zitat von Siebenschwein
Gewählt durch „… the current 45 CSW members, which include states with much better records on women’s rights like the Netherlands, Japan, Portugal and Switzerland.“
DAS ist der Skandal.
zu einer Diskussion führt, die nur noch um Kritik im Umgang mit Frauen in unserer Welt geht, als ob es sich um Probleme ähnlicher Dimension handeln würde. Dabei sind die unterschiedliche Behandlung von Frauen und Männern in den meisten Sportarten eine Marginalie im Vergleich zu den "progressivsten" Zugeständnissen von den meisten muslimischen Staaten an ihre Frauen.
Diese Besetzung ist etwa so passend, als ob man Putin für seinen Kampf gegen den ukrainischen Faschismus für den Friedens-Nobelpreis vorschlagen würde. Ich kann mir vorstellen, daß für viele Muslime diese Besetzung ein Zeichen ist, daß sich der Islam mit seinen (mittelalterlichen) Werten und Moralvorstellungen mal wieder gegenüber den westlichen Kulturen durchgesetzt hat, weil der Westen zu schwach ist, seine (aus muslimischer Sicht verdorbenen) Werte zu vertreten. Appeasement gegenüber dem radikalen Islam ist keine gute Idee, finde ich. Aber das ist leider in der UN schon länger der Trend, also eigentlich keine Überraschung, höchstens deprimierend.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Ich finde es faszinierend, wie diese (m.M.n. skandalöse) UN-Entscheidung nach nur wenigen passenden Kommentaren, wie z.B. hier […] zu einer Diskussion führt, die nur noch um Kritik im Umgang mit Frauen in unserer Welt geht, als ob es sich um Probleme ähnlicher Dimension handeln würde. Dabei sind die unterschiedliche Behandlung von Frauen und Männern in den meisten Sportarten eine Marginalie im Vergleich zu den "progressivsten" Zugeständnissen von den meisten muslimischen Staaten an ihre Frauen.
Ich halte das für einen berechtigten Einwand. Man kann mit gutem Recht mit dem Finger auf ferne Länder zeigen, wo Frauen sehr viel schlechter gestellt sind als bei uns. Das habe ich getan, schließlich habe ich den Thread deshalb eröffnet.
Aber auch am anderen Ende der Skala gibt es etwas zu tun, nämlich vor unserer eigenen Haustüre. Daher mein Hinweis auf die weltgrößten Kulturveranstaltungen, welche die Welt- und Kontinentalmeisterschaften im Fußball darstellen. Die ziehen wir ungerührt als reine Männerveranstaltung durch.
Für mich ein offensichtlicher Anachronismus. Du kannst das gerne anders sehen.
Ich halte das für einen berechtigten Einwand. Man kann mit gutem Recht mit dem Finger auf ferne Länder zeigen, wo Frauen sehr viel schlechter gestellt sind als bei uns. Das habe ich getan, schließlich habe ich den Thread deshalb eröffnet.
Habe ich auch so verstanden. Nur fasziniert es mich, wie selbstzentriert viele Zeitgenossen sind, um sich offenbar mehr für eine kleine Ungerechtigkeit in der eigenen westlichen Welt zu interessieren, als um eine viel größere globale. Von außen betrachtet gibt das (ebenso wie die inzwischen teilweise extreme) Ablehnung des Christentums wegen der Probleme in den Kirchen) ein Bild der Ablehnung der eigenen Kultur ab, was die Feinde dieser Kultur in ihrer Meinung bestärkt.
Wenn schon die UNO eine Kommission für einen ausgesprochen westlichen Wert einrichtet, muß dieser entweder von einem Vertreter eines westlichen Landes besetzt werden, der diese Werte überzeugend vertritt - oder man ist wertneutral als UNO, dann spart man sich das Ganze, weil man die Unterschiedlichkeit der Kulturen akzeptiert. Letzteres wäre ehrlicher, und ließe mehr Überzeugung in den eigenen Werten ausstrahlen, als so.
Übrigens, unter Frauenthemen gepostet - aber bisher sehr wenig Frauen bei den Wortmeldungen, wenn ich die Nicknames richtig einschätze. Liegt es am Drift zum Fußball, oder am ursprünglichen Thema?
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Aber auch am anderen Ende der Skala gibt es etwas zu tun, nämlich vor unserer eigenen Haustüre. Daher mein Hinweis auf die weltgrößten Kulturveranstaltungen, welche die Welt- und Kontinentalmeisterschaften im Fußball darstellen. Die ziehen wir ungerührt als reine Männerveranstaltung durch.
Für mich ein offensichtlicher Anachronismus. Du kannst das gerne anders sehen.
Ja, das sehe ich anders. Es gibt Sportverantaltungen, wie Wimbledon, wo Männer und Frauen parallel antreten, bei anderen eben nicht (s. Liste weiter oben), beides kann begründet sein. Eine Trennung ist erst mal neutral, es kann ebenso für die Frauen wir für die Männer als Nachteil oder Vorteil ausgelegt werden (wer gerade nicht dabei ist, ist im Nachteil?).
Bei Fußball-Großveranstaltungen ist ab einer gewissen Größe die Anzahl der Spiele zu groß, das Interesse für die einzelnen Spiele wird zu sehr aufgesplittert und nimmt ab; dazu nimmt die Menge an Reisen, Fahrten, etc. extrem zu, weil die Abstände zwischen den Spielorten wächst (man kann ein Fußballstadion nicht täglich für 5 - 6 Spiele benutzen, wie die Tennisplätze in Wimbledon) - das kann auch zum Nachteil der Frauen (bzw. aller) werden, wenn sie zeitgleich antreten. Solche Argumente gibt es schon gegen das Aufblähen der Fußball-WM, wie sie Infantino plante, unabhängig von den Frauen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
… Daher mein Hinweis auf die weltgrößten Kulturveranstaltungen, welche die Welt- und Kontinentalmeisterschaften im Fußball darstellen. Die ziehen wir ungerührt als reine Männerveranstaltung durch.
Für mich ein offensichtlicher Anachronismus. Du kannst das gerne anders sehen.
Follow the money: zwei Veranstaltungen sind einfach grösser und lukrativer zu vermarkten als eine. So einfach ist das. Wäre es möglich, beide gleichzeitig mit höherem Profit durchzuziehen als separat, würden wir darüber gar nicht mehr diskutieren.
Aber ich biete Euch an, wenn mein Beinbruch voll ausgeheilt ist, am FIFA Hauptquartier hier in Zürich vorbeizujoggen und dabei stellvertretend für Euch demonstrativ auszuspucken. Wird nichts helfen, tut aber eventuell gut.
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Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...