Sicher, kann man als Einzelfall abtun, ist aber keiner, wenn du das schon schreibst, dass es dir regelmäßig passiert.
wenn ich dazu mal ein wenig mit den Zahlen spielen darf?!
Laut dieser Quelle hat man bei einer Normalbremsung bei 180 km/h einen Bremsweg von 324m, bei 120 km/h 144m. Man benötigt also 180m, um "normal" von 180 km/h auf 120 km/h herunter zu bremsen.
Dazu kommen noch 60 m Sicherheitsabstand (halber Tacho) und die 25m die man während der (angenommenen) halben Sekunde Reaktionszeit bei 180km/h zurück legt. Das ergibt dann in der Summe 265m.
Bei 265 m Abstand zwingt also ein "plötzlich" ausscherender 120er den 180er schon zu einer Bremsung.
Wenn ein 120er also "leben lassen" will, sodass der 180er also "nur ausrollen" lassen müsste, müsste er im Rückspiegel über mehrere hundert Meter sowohl die Entfernung als auch die Geschwindigkeit des Verkehrs auf der linken Spur korrekt einschätzen.
Das halte ich, besonders wenn ich die Abbildungseigenschaften moderner Rückspiegel berücksichtige, die einen möglichst kleinen "toten Winkel" haben, für schwierig bis unmöglich und es kommt immer wieder zu solchen
Nicht nur die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls reduziert sich, sondern auch die Schwere.
Wobei es ja nicht so wäre, dass es dauernd und nur deswegen krachte.
Die meisten Unfälle auf der Autobahn, die ich die letzten Jahre beobachten konnte (aka an denen ich vorbeikam) und die sich auf der linken Spur abspielten, waren simple Auffahrunfälle im zähfliessenden Verkehr mit Ziehharmonikaeffekt aufgrund von (sicher nicht) zu grossem Abstand.
Es ist aber dennoch und unabhängig davon ein deutlich entspannteres Fahren, wenn die Zahl derer, die von hinten nicht zu schnell fahrend, sondern eher zu tief fliegend kommt, Null annähert.
Es geht dabei auch nicht allein um den Verbrauch bei hohen Geschwindigkeiten derer, die sie fahren, sondern eben auch ums dauernde Beschleunigen und Abbremsen aller Beteiligter, also generell um die Homogenität des Verkehrsflusses (wobei ich da beim Deutschen als solchem neben den grob unterschiedlichen Durchschnitts- wie Spitzentempi auch noch ein paar andere Themen sehe wie allgemeine Rücksichtslosigkeit und Egoismus).
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
(...)
rechne also mal mit 90 vs. 125 km/h; google maps gibt z.B. für die Strecke nach München eine Fahrzeit mit einem Durchschnitt von 92 km/h raus, was bei max. 120 - 130 auch realistisch ist.)
hier ist also noch einmal der Zahlenteufel:
Wenn ich von einer Grundgeschwindigkeit von 90 km/h ausgehe, benötige ich für die oben genannten 360km 4h.
Wenn ich die Hälfte dieser Strecke mit 180 km/h zurück lege, schaffe ich diese Hälfte in einer Stunde und drücke die Gesamtfahrtzeit so tatsächlich um eine Stunde bzw. 25% und ich komme auf einen Schnitt von 120 km/h.
Bei einer Stunde konstant mit 180 km/h ist ein Mehrverbrauch von 1l/100km unrealistisch.
Und Du schreibst es ja selber,
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Dein Modell ist also nicht falsch, nur entsprechen die Annahmen der Geschwindigkeiten nicht der umsetzbaren Realität. Konstante Geschwindigkeiten gibt es selten länger als 5 - 10 Minuten;(...)
dass das praktisch nicht umsetzbar ist. Dass die Vielen Beschleunigungsvorgänge, die in der Praxis für die 180km mit 180 km/h notwendig wären, den Verbrauch zusätzlich nach oben drücken würden, ist Dir ja schon selbst klar:
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Ich würde nie nur zum "schnell fahren" auf den Hockenheimring gehen (...). Das sähe ich als reine Ressourcenverschwendung an, da ich da nicht 1 l/100 km mehr als unbedingt nötig rauspuste, sondern gleich das 6 - 7-fache.
Viele Grüße,
Christian
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Zitat:
Zitat von wieczorek
(...) Foren lesen macht langsam...
Geändert von chris.fall (06.02.2023 um 12:42 Uhr).
Ich denke, dass die positiven Aspekte einer Geschwindigkeitsbeschränkung erst dann richtig deutlich werden, wenn man selbiger mal eine längere Zeit ausgesetzt ist.
Von meinen geschätzten über 400.000 km im Leben habe ich sicher die meisten bei Bedingungen mit Geschwindigkeitsbegrenzung gefahren; davon auch sehr vieles im Ausland (USA, GB, A, CH, F, I, H, öfter mit mehrwöchigen mit mehrmonatigem Aufenthalt). War also schon allem ausgesetzt. Ich konnte aber der "Entspannung" durch das Tempolimit noch nie etwas abgewinnen. Ich glaube allen, die das entspannend finden; manche finden ja auch Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung toll. Auf mich (und manche andere, die ich kenne) haben solche Sachen eher den Effekt eines Schlafmittels und Konzentrationskillers. Für mich ist Abwechslung im Verkehr das, was fit macht und die Aufmerksamkeit wach hält; in Ländern wie Österreich oder Frankreich gehe ich daher oft gar nicht auf die Autobahn, weil der Zeitverlust über die Landstraße nur noch gering ist, aber die Freude am Fahren größer.
Zitat:
Zitat von Stefan K.
Das ich damals auf dem Bike von anderen Verkehrsteilnehmen erwartet habe, meine 300km/h im Rückspiegel richtig einschätzen zu können ist noch ein ganz anderes Thema.
Das erwarte ich eben nie (nicht in dem Sinne, daß ich davon ausgehe, daß die Leute gar nicht schauen, ich hoffe nur, daß es möglichst viele so tun, wie ich auch und rechne immer damit, daß es manche nicht tun).
Zitat:
Zitat von Stefan K.
Diese Geschwindigkeit ist nicht die Regel, aber nichtsdestotrotz möglich und kann, und das passiert ja auch fast täglich, zu schweren Unfällen führen.
Natürlich kann das immer passieren. Trotzdem passiert der größte Teil von schweren Unfällen immer noch auf Bundesstraßen (nicht nur absolut, sondern auch auf die Fahrzeit oder km bezogen, soweit ich weiß), und auch der Anteil von Verkehrstoten auf der Autobahn ist unterproportional. Rücksichtslose und unfähige Fahrer werden weiterhin auch bei 120 oder 100 zu viele schwere Unfälle verursachen; und die Schwere eines Zusammenstoßes ist oberhalb von 100 km/h nicht mehr entscheidend von der Geschwindigkeit abhängig. Autobahnen gehören immer noch zu den am wenigsten unfallträchtigen Verkehrswegen für Autos.
Zitat:
Zitat von Stefan K.
Also, irgendwann sollte man sich einfach von Dingen verabschieden können, auch wenn sie lange Zeit selbstverständlich waren.
Davon geht die Welt nicht unter, im Gegenteil. Du wärst überrascht, wie gut man mit weniger Tempo fahren kann.
Man kann sich mit Änderungen abfinden, muß sie aber nicht zwingend gut finden (es haben sich z.B. viele technische Errungenschaften durchgesetzt, deren Zusatznutzen mit einer deutlichen Teilfunktionsverschlechterung einhergeht, die für mich den Nutzen übersteigt); und es ist unwahrscheinlich, daß ich maximal Tempo 120 auf der Autobahn jemals das Positive abgewinnen kann, was hier einige sehen, wenn ich es in über 40 Jahren Fahrpraxis (wie gesagt, viel in entsprechenden Ländern) nicht entdecken konnte. Dafür denke ich zu funktional: Autobahn ist für schnelles Vorankommen gedacht im Rahmen der technisch und situativ sicheren Möglichkeiten (wo diese eingeschränkt sind, ist eh ein lokales oder temporäres Limit sinnvoll).
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)