Jetzt mal ganz ehrlich, fahrt ihr alle immer nur 130 oder auch mal schneller?
Ich bin mittlerweile ein Befürworter vom Tempolimit.
Wenn frei ist, schiebe ich meist bei 160-180 den Tempomaten rein.
Tempolimit kann man machen, aber für mich ist es eher Symbolpolitik. Man müsste mehr den Warenverkehr vom LKW auf die Schiene bekommen. Dieser hat ein den letzten Jahren sehr zugenommen und ist für einen Großteil des Verkehrs auf der Straße verantwortlich.
Die Geschwindigkeit in Städten müsste aus meiner Sicht nicht reduziert werden, sondern endlich mal die max. Geschwindigkeiten durchgesetzt werden. 50km/h auf dem Schild sind halt nicht 55, 60 oder 65 km/h. Strafenkatalog wie in der Schweiz und bei bei größeren Vergehen die Strafe Einkommensabhängig. Wenn wir jetzt 30km/h machen fährt der Großteil ja auch wieder 40km/h.
"leben und leben lassen" ist ok, wenn Deine Lebensweise sich nicht negativ auf andere Menschen auswirkt. Sonst nicht und dann musst Du auch mit Gegenwind leben können.
Inwiefern wirkt es sich auf andere negativ aus, wenn ich Nachts um 24 Uhr auf dem Nachhauseweg von einer Kundenveranstaltung mit 180 km/h über eine menschenleere, abgelegene Autobahn fahre? Es ist halt nicht immer alles schwarz oder weiß.
Einige empfinden da sicher einen Wohlstandsverlust, es gibt aber auch eine deutlich größere Gruppe die dadurch WohlstandsGEWINNE empfinden wird:
* Anwohner: weniger Lärm, weniger Gestank, weniger Schadstoffe in der Luft
* andere Verkehrsteilnehmer Fußgänger, Radfahrer: sicheres Bewegen im öffentlichen Raum
* Verlagerung von Autoverkehr auf andere Verkehrsträger, weniger Parkplätze erforderlich, Nutzung von öffentlichem Raum durch Menschen statt durch Parkplätze
* alle: Weniger Schadstoffe, langsamerer Klimawandel
Man sollte nicht die Doppelmoral vieler Menschen außen vor lassen. Diejenigen, die durch ein Tempolimit Wohlstandsgewinn z.B. als Anwohner empfinden, könnten die genau selben sein, wie diejenigen, die Wohlstandsverlust empfinden. Tempolimit auf keinen Fall, außer vor meiner Haustüre. St. Floriansprinzip: Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd' andere an. Daran krankt die Minidebatte um das Tempolimit und daran krankt die Mega-Herausforderung Klimawandel bekämpfen.
Der Effekt kommt eben nicht durch die Senkung des Tempos. Er kommt dadurch, daß man Autofahren deutlich unattraktiver macht. Ich finde das völlig legitim. Man sollte es aber auch so benennen. Das ist auch eine Form von Verzicht. Schwarzfahrer würde an diesem Punkt wahrscheinlich sogar echte Wohlstandsverluste verspüren.
Nein, das stimmt nicht. Für mich hat die freie Wahl des Tempos oder des Verkehrsmittels nichts mit Wohlstand zu tun, sondern mit dem Grundprinzip der Selbstbestimmung. Diese einzuschränken, indem Autofahren disfunktional gemacht wrid, ist nicht Wohlstands- sonder Freiheitsverlust - und für mich wiegt das schwerer. Wenn mir Autofahren "nur" sehr teuer gemacht wird, mag es Wohlstandverlust sein, aber ich kann dann immer noch entscheiden, wann und wieviel und wie ich fahre, also macht es mir weniger aus.
Ich fahre möglichst selten Auto, ich wähle mein Verkehrsmittel und mein Weg immer nach den Kriterien Funktionalität (Verfügbarkeit, Flexibilität, Transport) und Effizienz (zügig ans Ziel kommen, Ressourcenverbrauch/Kosten). D.h., wenn ich auf das Auto verzichten soll, müssen die Alternativen für die jeweilige Anwendung in diesen Kriterien gleichziehen, und nicht das Auto künstlich genauso schlecht gemacht werden, wie die anderen. Ansonsten fahre ich weiter Auto, nur unzufriedener.
Für mich ist Autofahren unattraktiv zu machen daher reine Schikane ohne Nutzen, und vor allem ohne Überzeugungskraft, solange die Mobilität nicht mindestens vergleichbar funktional anders gelöst wird, oder der Mobilitätsbedarf entsprechend reduziert wird; Autofahren wird nur durch die letzteren Maßnahmen wirklich unattraktiv, bzw. überflüssig.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Warum wir es als Gesellschaft zulassen das eine kleine Gruppe mit Konzepten von vor 50 Jahren den Rest des Landes ihren Willen aufzwingen kann ...
Wer genau ist die kleine Gruppe? Wieviel % der Besitzer der 48. Millionen Autos zwingt dem großen Rest ihren Willen auf, und welchen Willen überhaupt? Wie viele zwingen überhaupt andere, schnell zu fahren (bis auf ein paar idiotische Drängler)? Es kann doch jeder fahren, wie er will, keiner wird zu mehr gezwungen, als die gesetzliche Mindestgeschwindigkeit auf Autobahnen einzuhalten.
Was die Umfragen angeht, wie viele für ein Tempolimit sind, fallen mir als Vergleich die Umfragen ein, wonach bis zu 50 % für eine Maskenpflicht ist; wenn sie aber wegfällt, tragen plötzlich keine 10 % mehr Maske. Ich vermute, ist mit dem Tempolimit auch so; viele sind im Prinzip dafür, aber kaum einer findet es wichtig genug, um es einfach selbst zu tun (außer der katholischen Kirche, das sollte hier einige aus dem Reli-thread doch gleich gütig stimmen, oder?). Hauptsache, die anderen müssen das tun, was man selber freiwillig nicht umsetzt. Sowas ist für mich keine überzeugende "Mehrheitsmeinung" sondern Heuchelei (ich meine damit keinen speziell, auch nicht Dich).
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Einige empfinden da sicher einen Wohlstandsverlust, es gibt aber auch eine deutlich größere Gruppe die dadurch WohlstandsGEWINNE empfinden wird:
Das ist richtig. Eine höhere Zahl von Profiteuren ist aber noch kein zwingender Grund für eine Einschränkung.
Zitat:
Warum wir es als Gesellschaft zulassen das eine kleine Gruppe mit Konzepten von vor 50 Jahren den Rest des Landes ihren Willen aufzwingen kann ist kaum rational erklärbar, da muss die Freiheit herhalten. Ein Argument was auch die US-Waffenlobby bemüht, dabei ist in beiden Fällen in Summe das Gegenteil richtig.
Wie oben schon geschrieben. Es wäre auch vernünftig Alkohol, Tabak, Skifahren, etc. zu verbieten. Auch gibt es schlüssige Gründe für die private Nutzungsmöglichkeit von Langstreckenflügen. Letzteres ist übrigens ein schönes Beispiel für unsere Doppelmoral.
Hier wurde letztlich auf die beiden Mitglieder der Letzten Generation hingewiesen. Beide haben sich gerade einen Flug nach Bali genehmigt. Natürlich privat und nicht in ihre Profession als Klimaaktivisten.
Ein Flug hin und zurück verursacht ungefähr soviel CO2 wie der Deutsche Michel im Jahr in Summe an Sprit durch den Auspuff jagt. Annahme ist hier 15.000km im Jahr mit einen Durchschnittsverbrauch von 7l.
Jetzt wir das Tempolimit gefordert. Sagen wir mal, daß damit ca. 5% gespart werden. Kannst Du auch anpassen. Dann müssen wir den Michel 20 Jahre lang gängeln, um den Aktivisten zu helfen, sich von den Strapazen zu erholen, die er bei der Forderung nach dem Tempolimit erleiden musste.
Es ist ja gut, die Dinge richtig zu tun. Ob wir uns dabei auch auf die richtigen Dinge konzentrieren, ist nicht immer so klar.
Disclaimer: das ist bewusst ironisch geschrieben. Es ist auch nicht ganz ernst gemeint, hat aber einen wahren Kern
Wie weiter oben geschrieben, bin ich auch für ein Tempolimit. Ich kann aber die Argument von Schwarzfahrer nachvollziehen, auch wenn ich sie nur partiell teile.