Außerdem weiß Russland ja im Gegensatz zur Ukraine detailliert, wer das Kommando über die Einheit hatte, die in Butscha gewütet hat und hätte auch- wenn es sich tatsächlich um eine Intrige der Ukraine handeln würde, die Option, dass der verantwortliche Offizier in einer Pressekonferenz vor die Kameras tritt und als unmittelbar Beteiligter seine eigene Version der Geschehnisse verbreitet.
Das wissen die Ukrainer auch. Und nicht nur die. Die Daten wurden nämlich geleakt und jeder kann sich das anschauen:
"In der ursprünglichen Version dieses Artikels hiess es, dass die Hacker-Bewegung Anonymous die Daten 120'000 russischer Soldaten am Sonntag geleakt habe. Das ist falsch. Die Liste wurde bereits zuvor im Netz veröffentlicht. Anonymous hat lediglich über die Veröffentlichung berichtet."
Gut für internationale Fahndungslisten. Auch russische Soldaten haben bis vor kurzem gerne privat Urlaub im westlichen Ausland gemacht.
Egal ob die Straftaten in Bucha auf Befehl der militärischen Führung passiert sind oder als ungeplante Gewaltexzesse aus Frustration und Verrohung nach eigenen Verlusten: es handelt sich in jedem Fall um krasses Führungsversagen der verantwortlichen Offiziere.
Ich bin bei Dir, dass man soweit wie möglich aufklären muss. Mir geht es nur darum, dass man die Augen nicht verschließen und mit hanebüchenen Argumenten durch die Welt laufen darf.
Und tatsächlich gibts zumindest bei uns auch Indizienprozesse -wie das freilich bei Kriegsverbrechen aussieht weiss ich nicht.
Jedoch gibt es neben Indizien auch bereits Augenzeugenberichte; da geht die Agressorpropaganda dann eben weiter: das sind einfach bezahlte Schauspieler..
Ich bin mir jedoch fast sicher, dass sich trotz Augenzeugen auch im Anschluss an den Krieg keine einzelnen Täter verurteilen lassen, weil sie nicht identifiziert werden können. Dennoch darf (und bei genug Indizien bzw Zeugenaussagen _muss_) man in meinen Augen von Kriegsverbrechen sprechen.
Zu diesem Thema passt auch dieser Artikel ganz gut. Man sollte sich nämlich mal die Frage stellen, wie plausibel ist es, dass die Ukrainer die eigene Zivilbevölkerung massakriert. Dass da keine Schauspieler rumlagen dürfte ja inzwischen geklärt sein.
Ich bin bei Dir, dass man soweit wie möglich aufklären muss. Mir geht es nur darum, dass man die Augen nicht verschließen und mit hanebüchenen Argumenten durch die Welt laufen darf.
Und tatsächlich gibts zumindest bei uns auch Indizienprozesse -wie das freilich bei Kriegsverbrechen aussieht weiss ich nicht.
Jedoch gibt es neben Indizien auch bereits Augenzeugenberichte; da geht die Agressorpropaganda dann eben weiter: das sind einfach bezahlte Schauspieler..
Ich bin mir jedoch fast sicher, dass sich trotz Augenzeugen auch im Anschluss an den Krieg keine einzelnen Täter verurteilen lassen, weil sie nicht identifiziert werden können. Dennoch darf (und bei genug Indizien bzw Zeugenaussagen _muss_) man in meinen Augen von Kriegsverbrechen sprechen.
Ich erinnere mich noch an die sehr wenigen Prozesse gegen Wachleute, Aufseher und SS-Kommandeure von KZ´s in Deutschland. Die deutschen Staatsanwälte konnten bis zum Demjanjuk-Prozess-Urteil immer nur Anklagen erheben, wo die Angeklagten direkt an der Ermordung der Häftlinge beteiligt waren, selbst bei den Vernichtungslagern. Erst seit ein paar Jahren reicht die Mitbeteiligung und Kenntnis der Vernichtungsmorde für die Verurteilung aus, wenn sie im KZ tätig gewesen sind und von der Vernichtung wussten mit Tatbestand: Beihilfe zum Mord. Z.B. geht es im Prozess über die Schuld einer KZ-Sekretärin von Stutthof darum, zu beweisen, dass sie gewusst haben muss, dass dort Menschen ermordet worden sind (Beihilfe zum Mord), was sie bzw. die Anwälte bestreiten.
In Deutschland ist vor einem Jahr ein Syrer zu Haftstrafen verurteilt worden, der als Arzt in einem Militär-Foltergefängnis von Assad gearbeitet hat, aber auch nur, weil es konkrete, beweisbare Anklagen von Opfern gab (Beihilfe).
Insofern helfen polizeiliche und forensische Ermittlungen ungemein bei der Verfolgung und Aburteilung der Täter.
Die Kultur und die nationale Identität ist allerdings einem stetigen Wandel unterworfen.
Die nationale Identität ist aber in dem Sinne konstant, als es sich auf die Summe der Geschichte und Kultur eines Volkes bezieht, weit über die aktuelle Variante oder gelegentlichem Wandel mit dem Zeitgeist hinaus. Deshalb kann zwar die Manifestation der nationalen Identität dem aktuellen kulturellen Wandel unterliegen, aber nicht die Identität, die Dazugehörigkeit und der Wert dieser Identität an sich.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Unsere heutige deutsche Kultur und unser nationales Selbstverständnis unterscheidet sich sehr stark von der Zeit unserer Großeltern. Vieles von dem, wofür sie damals zu kämpfen bereit waren, kommt uns heute total Banane vor. Deutschland, Deutschland über alles? So etwas ist uns heute peinlich.
Für den letzten Satz hat wohl über 80 % der Weltbevölkerung kein Verständnis, zumal die meisten Völker, denen ihre Identität wichtig genug ist, um es mit Stolz zu tragen und zu bewahren, diesen Satz nicht als Aggression gegen andere, sondern einfach als Wertschätzung des Eigenen verstehen. Das über Bord zu werfen halte ich für falsch. Übrigens, Deutsche auf den Gebiet des heutigen Deutschland mußten in der Geschichte noch nie ihre nationale und kulturelle Identität gegen Fremde Aggression verteidigen (im Gegensatz z.B. zu den Südtirolern), was eine Erklärung für das mangelnde Verständnis sein dürfte.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Auch wenn die heutigen Ukrainerinnen und Ukrainer für ihre nationale Kultur und Identität kämpfen, werden ihre Enkel für andere Werte stehen und anders leben.
Letzteres ist wahrscheinlich. Der Wert der eigenen Kultur und nationalen Identität bleibt aber in den meisten Völkern gleich, weil dieses eben über die gesamte Geschichte greift; nur in Deutschland wurde nach dem 2. Weltkrieg in dieser Hinsicht vieles zerstört, weil fälschlicherweise die gesamtgeschichtliche Betrachtung der Identität auf die 12 Jahre NS-Diktatur verkürzt wurde.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Nationale Identität und Kultur sind für mich daher wackelige Kriegsgründe, auch weil Russland und die Ukraine hier recht nah beieinander liegen. Wie viele Menschenleben ist dieser Unterschied wert? 10.000? 100.000?
Nationale Identität ist sicher kein Grund, einen Krieg anzufangen, aber ein sehr starker Grund, sich mit allen Mitteln zu verteidigen. Ich wage sogar die Behauptung, daß ein Angriff auf die nationale Identität bei den meisten Völkern eher Menschen zum Kampf motiviert, als die viel abstrakteren Werte von Demokratie oder Meinungsfreiheit. In Diktaturen fügen sich die meisten leichter, als in eine erzwungene Aufgabe ihrer nationalen und kulturellen Identität.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)