Sag das mal den Mitarbeitern, die ich wahrscheinlich demnächst entlassen muss, weil auf einen Schlag der gesamte geplante Umsatz aus unserem Russlandgeschäft weggebrochen ist. Fünf Jahre Investition, eine tolle Geschäftsbeziehung, ein eigener Mitarbeiter in Russland. Wachsendes Geschäft. Booooom. Weg. Auf einen Schlag. Außerdem is es ja auch nicht so, dass der Rest der Welt Hurra schreit und investiert wie blöd im Moment. Überall werden Großprojekte verschoben. Das wirkt sich direkt auf unser Geschäft aus. Abgesehen von den Energie- und Rohstoffpreisen. Wir haben investiert, auch hier in Deutschland, hier Arbeitsplätze geschaffen. Auch mit den geplanten Deckungsbeiträgen aus dem Russlandgeschäft. Was passiert nun mit diesen Arbeitsplätzen? Zunächst ist nicht klar, ob die gehalten werden können. Aber ich kann ja eine Betriebsversammlung einberufen und sagen, sie sollen sich nicht grämen, es sind nur entgangene zukünftige Gewinne. Blöderweise findet die Zukunft täglich statt, vor allem am Ende des Monats, wenn die Gehälter überwiesen werden, die meine Angestellten und deren Familien teilweise oder vollständig ernähren.
Ich habe nicht gesagt es gibt keine Auswirkungen wirkt sich auch auf mein Geschäft aus. Das Russlandgeschäft ist hoch risikoreich das war schon immer so. In dem Fall werde alle leiden mache eben mehr und mache weniger
sowas wie die Jets - das erste grössere "Gerät" aus der Nato, oder? - lässt mir das Blut in den Adern gefrieren, logischer Eskalationsschritt ....
Werden die jetzt umlackiert, wer fliegt die in den Krieg wohin, nehme die Russen das so hin?
m.
Zum Glück haben die USA Ramstein erst mal abgelehnt. Hätte da Bundeskanzler Scholz überhaupt was zu sagen?
Gestern kam in KONTRASTE ein Militär-Experte zu Wort, der sich gegen die Lieferung der polnischen Jets aussprach, weil das eine Eskalation weitertreibe. Zu dem Zeitpunkt ging man noch davon aus, dass Polen das erst gar nicht macht. Die "Idee" mit Ramstein
kam erst während der Sendung an die Öffentlichkeit.
Bin ja beruhigt, wenn ich meine bescheidene Meinung im Fernseh bei Experten wiederfinde.
Ich glaube, dass diese aktuelle Krise und das Ausmaß der Sanktionen mit nichts anderem in der Vergangenheit vergleichbar ist. Du kannst auch relativ das Ausmaß der zu den von dir genannten Daten getroffenen oft nur kosmetischen Sanktionen und die aktuellen Maßnahmen vergleichen. Die viel zu laschen westlichen Sanktionen nach der Annexion der Krim, waren ja ein Hauptgrund, warum Putin sich überhaupt getraut hat, die Ukraine anzugreifen.
Wenn der Westen damals entschiedener reagiert hätte, dann gäbe es die aktuelle Situation höchstwahrscheinlich nicht.
Wenn es in Russland nicht zu einem baldigen Regimewechsel kommt, dann werden die aktuell getroffenen Maßnahmen langfristige Folgen haben. Für den Westen natürlich auch, v.a. aber für Russland selbst.
Hier gibt es eine Übersicht, wie verschieden Firmen aktuell mit ihrem Russlandgeschäft umgehen. Es gibt einige, die immer noch an ihrerm Engagement festhalten wie z.B. Metro, Bayer und Henkel und auch einige, die ihrer Produktionsstätten vorübergehend an russische Treuhänder übergeben und ihre Mitarbeiter nicht entlassen und Standorte aufgeben.
Sehr viele andere (z.B. Shell und BP) ziehen schon jetzt einen definitiven Schlussstrich, entlassen alle Mitarbeiter und schließen Betriebs- und Produktionsstätten.
Aber wenn der Krieg sich so weiter entwickeln sollte wie es Putin möglicherweise vorschwebt, dass nach partiellem Abzug der Zivilbevölkerung es zu flächendeckenden Bombardements und Artilleriebeschuss der Großstädte kommen sollte (mit dann natürlich noch höheren Zahl ziviler Toten, denn niemals wird die gesamt Bevölkerung fliehen und leere Städte zurücklassen), dann wird der internationale Druck auf die Firmen, die noch in Russland engagiert sind, so stark zunehmen, dass auch diese ihr Russlandgeschäft abschreiben müssen
Das stimmt vielleicht was die großen bekannten Namen betrifft, die Masse der Tätigkeiten in Russland ist aber nicht Metro oder Siemens das ist der berühmte Deutsche Mittelstand, die schon viele ewig da sind und deren Namen niemand kennt. Die gehen glaube ich nicht so schnell weg, die werden auch so schnell den öffentlichen Druck nicht spüren mangels Shareholder.
Ethik spielt da glaube ich keine große Rolle. Von den Mandanten die ich kenne hat mir noch jeder gesagt er bleibt, bloß wie ist die Frage
Nur umsetzen darf man das natürlich nicht, wollte auch niemand. Ich finde das Auftreten aller Beteiligten gegen Putin sehr besonnen und zielführend. Und ich wiederhole mich gerne: die Chinesen werden längst im Hintergrund mitmachen. Putin kann durch Patriotismus und Gewalt an der Macht bleiben, China nur mit BSP und Gewalt.
BTW, diese unglaublichen "das Volk wird Putin immer lieben" - Stories kann ich nicht mehr glauben. Die werden zum Teil auch aus Kanälen gestreut, die einen stärkeren westlichen Druck wünschen.
Failed state
Die Russen raffen es leider nicht. Sie könnten alle ohne Probleme durch die Rohstoffeinnahmen in einem goldenen Zeitalter sein mit perfektester Infrastruktur und einem guten Leben. Stattdessen überlässt man den Reichtum einer mafiösen Elite und sitzt selber im Dreck. Und findet das durch die Propaganda auch noch gut. Es ist zum Verzweifeln.
Nur umsetzen darf man das natürlich nicht, wollte auch niemand. ...
Ich hoffe mal das sind alles abgekartete Aktionen zwischen Präsident Selenskyj und der Nato/USA/EU(von der Leyen) und Putin ist Profi genug, um nicht darauf überhitzt zu reagieren. Wissen tu ich natürlich nichts. Du?
die Masse der Tätigkeiten in Russland ist aber nicht Metro oder Siemens das ist der berühmte Deutsche Mittelstand
Das stimmt - und ist wichtig zu verstehen. Vor allem ist es wichtig, dass es da vor allem akut nicht um Gewinne geht, sondern um Cash-flow und damit um Liquidität.
Ich hatte gestern zu entscheiden, ob wir unsere russischen Posten im Abschluß 2021 abschreiben. Ich habe mich dagegen entschieden. Ich habe Hoffnung. Ohne Hoffnung wäre ich kein Unternehmer. Das ändert aber nix am fehlenden Cash-flow 2022. Faktisch und die Risikoanalyse sprechen eher dagegen. Und es geht eben nicht nur um "zukünftige Gewinne" so wie du schreibst. Es geht um Menschen und um Existenzen und ja, wenn man bei dem Bild bleiben möchte, es geht auch um "blutige Nasen". Die meisten wollen sich nicht auf meinen Stuhl setzen, wenn ich es ihnen anbiete. Es schreibt sich leicht, wenn man keine ggf. unmittelbar existentiellen Entscheidungen treffen muss und wenn keine weinenden Mitarbeiter im Büro sitzen.
Mich hat deshalb geärgert, dass du das so reduzierst auf "zukünftige Gewinne" und meintest es gäbe keine "blutigen Nasen". Die gibt es. Vielleicht nicht beim VV von Siemens et al.
Long Story short: Es brechen für viele Unternehmen zunächst erstmal Chancen und Cash-flow weg. Es ist völlig offen, wie es unternehmerisch wann weiter geht.
Es wird aber wohl zwangsläufig darauf hinauslaufen. Schließlich wollen wir nicht auf ewig mit so einem großen Teil Osteuropas in einem Wirtschaftskrieg leben. Denn wir brauchen langfristig Frieden und eine gute Wirtschaft in Europa, auch im östlichen Teil. 190 Millionen Menschen (Russland und einverleibte Ukraine) können wir nicht auf Dauer weltwirtschaftlich komplett isolieren.
Also müssen wir diesen tiefen Graben in unserer Nachbarschaft irgendwann wieder zuschütten oder überbrücken. Wann wäre aus Deiner Sicht ein guter Zeitpunkt dafür? In hundert Jahren? In zehn? In drei?
Ich will nicht nerven. Aber wenn wir schwerste Sanktionen verhängen, die den Weltfrieden betreffen, liegt doch die Frage auf der Hand, wie und wann wir da wieder herauszukommen gedenken?
Ich sagte es bereits: Für Russland wir das, wenn es dumm für sie läuft, ein ganz schlechtes Ende nehmen. Unsere Aufgabe in den nächsten 5-10 Jahren ist es, die Energiewende hinzubekommen. Danach brauchen wir die russischen fossilen Energieträger wie Öl, Kohle und Gas schlicht und ergreifend einfach nicht mehr. Das wirtschaftliche Wohlergehen Russlands hängt aber entscheidend vom Verkauf dieser Energieträger ab.
Wer jetzt denkt, dann Verkaufen sie halt an China, der übersieht, dass China aktuell ebenfalls dabei ist, eine Energiewende zu vollziehen. Außerdem diktiert China dann als Einzelabnehmer die Bedingungen, wie zB die Preise. Das kann durch die dabei enstehende Abhängigkeit auch nicht im Sinne der Russen sein.
Aber Du hast schon recht. Unser Ziel muss es sein, in Frieden mit unseren Nachbarn zu leben. Das ist uns seit dem 2. Weltkrieg auch hervorragend gelungen. Dieses Bestreben inkludiert aber nicht mehr das sich gut Stellen mit einer Diktatur, damit die uns ihre fossilen Energieträger verkaufen.
Die Energiewende ist auch kein aggressiver Akt gegen Russland, auch wenn die das langfristig so empfinden werden. Sie ist einfach eine klimapolitische Notwendigkeit.
Kurz gesagt, wir werden da wieder herauskommen, aber das bedeutet nicht, dass dann wieder die Vorkriegszustände hergestellt werden. Nach der Energiewende wird es wie mit den Sanktionen sein, aber halt nur aus anderen Gründen.
Die USA haben gestern entschieden, kein/e Öl, Gas und Kohle aus Russland mehr zu kaufen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir da mitziehen. Wenn wir es uns leisten könnten, würden wir da jetzt schon mitmachen.