Da lag ich mit meinem Bauchgefühl gar nicht so schlecht.
Zitat:
Zitat von schnodo
Es würde mich aber nicht wundern, wenn er weit vorne landet. Eine Überraschung wäre für mich eine Platzierung außerhalb der Top Ten.
Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass meine optimistische Einschätzung seines Potenzials beim Schwimmen auch zutrifft.
PS: Sehr sympathisches Interview mit Sanders. Das Schwimmen war eines seiner besten. Normalerweise kommt er als Letzter aus dem Wasser. Er ist im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr gut geschwommen. Er zollt Jan Frodeno größten Respekt, er ist sich bewusst, dass es gegen ihn meistens nur darum geht, wer Zweiter wird. Aber Lionel ist mit seiner eigenen Performance zufrieden und es ist eine Freude, Jan bei der Arbeit zu beobachten. Der Reporter spricht Lionel darauf an, dass er alles tut um der nächste Champion zu werden. Er antwortet, es sei so, als müsse er gegen Tiger Woods zu seiner besten Zeiten antreten. Niemand hat gegen ihn gewonnen. Und so fühlt es sich gegen Jan an. Aber mindestens wird er selbst dadurch zum besseren Sportler, zum besseren Menschen. Es geht darum zu lernen, und von Jan Frodeno hat er einige Lehrstunden erhalten.
Wieso? War doch ungefähr der Verlauf, der prognostiziert war: Rückstand beim Schwimmen, den er beim Radfahren nicht oder nur bedingt wett machen kann. Dass er stark laufen kann, hat ja keiner bezweifelt.
In Daytona hatte er übrigens fast 3,5 min Rückstand auf Ben Kanute und ca. 1 min auf Dreitz, gestern hat er etwas mehr als 2 min auf Kanute verloren und ist fast zeitgleich mit Dreitz aus dem Wasser gekommen. Klar, kürzere Strecke, aber das Schwimmtraining scheint nicht umsonst gewesen zu sein.
M.
Geändert von Matthias75 (13.03.2021 um 07:53 Uhr).
Das Rennen war sicherlich eines der besten von Sanders, aber man muss auch berücksichtigen, dass viele der weltbesten Triathleten (auch im direkten Vergleich) gefehlt haben.
Kein Iden, Blummenfelt, kein Vincent Luis, keiner der Brownlees, kein Sam Long, kein Gomez. kein Shoeman, kein Appleton. Baekkegard muss man wohl mittlerweile auch zu der Riege dazu zählen...
Die Hoffnung von Sanders, dass er jetzt nur noch warten muss, bis Ausnahmekönner Frodo abtritt, könnte sich noch als trügerisch erweisen, denn ein paar der oben genannten Namen sind ja deutlich jünger als er und werden sich mutmaßlich noch weiter entwickeln.
Mit der Schwimmleistung hat Sanders gezeigt, dass sich Training lohnt, denn hier hat er sich eindeutig gegenüber Daytona verbessert. Noch mehr verbessert gegenüber Daytona hat sich aber Ditlev, der gestern nur mit 1:22 Rückstand aufs Fahrrad stieg (gegenüber zweieinhalb Minuten auf die Spitze in Daytona). Auch Ditlev hat ein "Stop Sucking at Swimming-Programm" den Winter über hinter sich, das er nur mit etwas weniger Hintergrundgeräuschen durchgezogen hat als Sanders.
Und beide Athleten haben auch überzeugend nachgewiesen, dass im Triathlon (zumindest wenn man als Profi an der Umfangsschraube nicht mehr großartig drehen kann) alle Disziplinen immer in einer Waage zueinander stehen und dass man, wenn man sich in einer Disziplin stark verbessert, man diesen Fortschritt fast immer mit Rückschritten in einer oder beiden anderen Disziplinen bezahlen muss.
Bei Sanders war das gestern vor allem beim Radfahren zu sehen, wo er gestern, statt den Schwimmrückstand zu verringern, weitere wertvolle Zeit verloren hat: am Ende des Radfahrens war Sanders Rückstand auf die Spitze von 2:13 nach dem Schwimmen auf 3:01 angewachsen. Wenn Sanders in Kona auf der mehr als doppelt so langen Distanz mit 5 min Schwimmrückstand aus dem Wasser steigt und danach noch weitere zwei Minuten verliert, wird es ziemlich schwierig danach mit einem exzellenten Lauf, so wie gestern im Miami, das Rennen noch zu retten.
Bei Ditlev war dieser Effekt, dass man jede kurzfristige substanzielle Verbesserung in anderen Disziplinen bezahlen muss, beim Laufen zu beobachten, wo dieser im Vergleich zur Laufleistung in Daytona sich erkennbar verschlechtert hat. Über viereinhalb Minuten Rückstand auf die besten Läufer war sicher nicht das, was sich Ditlev vorgestellt hat und wozu er mit besserem Pacing möglicherweise in der Lage wäre.
Nichtsdestoweniger habe ich mich gestern durch die beiden Rennen gut unterhalten gefühlt, insbesondere da ich mich auch viel besser auf das Gesamtrennen konzentrieren konnte, als wenn Sohnemann noch mitgemischt hätte.
Die vielen Zwischenzeiten bei so einem Rennformat mit vielen Runden erleichtern ungemein den Überblick über die Renndynamik gegenüber üblichen Triathlonrennen. Es gab viel weniger (wenn nicht sogar keine) Draftingsituationen gegenüber dem Chaos in Daytona und auch die Überholvorgänge waren gestern (mit Ausnahme der einen Situation von Starky, die man hätte ahnden können, vielleicht sogar müssen) alle fair, während es in Daytona viel mehr Zeitstrafen hätte geben müssen. Offensichtlich wurden hier die Pros besser gebrieft und die Kampfrichter haben einen besseren Job gemacht.
Von mir aus könnte man gerne weiterhin derartige Rennen in den Rennkalender streuen, auch wenn die Pandemie irgendwann vorüber ist. Und dann vielleicht auch mal mit wirklichen technischen Kursen, wie bei WTS-Rennen oder bei Radsportkriteriumskursen, wo man also Kurven wirklich mal anbremsen und nach der Kurve beschleunigen muss. Das würde der Renndynamik mutmaßlich gut tun.
Im direkten Vergleich mit dem IM70.3-Rennen in Dubai, das ebenfalls gestern mit sehr guter Besetzung stattgefunden hat, war Challenge gestern auf jeden Fall der große Gewinner. Die Übertragung von Miami war meilenweit besser als der peinlich schlechte Stream aus Dubai, das Radfahren dort war eine absolute Farce wegen ungeahndetem Drafting und irregulärer Überholvorgänge. So wird Ironman jenseits von Hawaii im Wettbewerb mit der PTO um die weltbesten Profis nicht bestehen können.