Wenn sich Esten und Kroaten aber der Dienste eines korrupten deutschen Arztes bedienen müssen, um professionell zu dopen, dafür mehrfach zum Dopen durch ganz Europa fliegen müssen und nicht bei sich im eigenen Land (oder auch im nahezu benachbarten Russland) das dafür erforderliche Knowhow bzw. die entsprechende Logistik vorfinden, stimmt mich das wiederum optimistisch, dass Doping mit derartigen Methoden alles andere als trivial ist.
Je mehr Personen in derartige Betrugsnetzwerke involviert sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass früher oder später jemand Fehler begeht (oder einer der Beteiligten sogar bewusst auspackt, wie einst Manzano vor Aufdeckung der Fuentes-Affäre) und das Ganze auffliegt.
So war es einst auch beim Balco-Netzwerk, beim Armstrong-Netzwerk spielten Kronzeugenregelungen, auspackende ehemalige Teamkollegen und betrogene Ex-Ehefrauen für die Wahrheitsfindung eine wichtige Rolle.
Nichtmal das von Putin selbst gedeckte staatliche Doping in Russland blieb der Weltöffentlichkeit verborgen, da es auch hier Whistle Blower gab, die interessierten und risikobereiten Journalisten die richtigen Informationen weitergaben.
Die Bereitschaft zum Betrug, gespeist aus unterschiedlichsten Motivationslagen, wird es immer geben und wir werden uns hier in diesem Thread auch in Zukunft immer wieder mal mit neu aufgedeckten Skandalen beschäftigen, aber das ein größeres Dopingnetzwerk über Jahre hinweg komplett unerkannt agieren kann und nicht früher oder später doch ans Licht kommt, da bin ich doch aktuell optimistischer als ich es vor 10 oder 20 Jahren noch formuliert hätte.
Das was hier als optimistisch und positiv formuliert wird ist doch im Grunde genommen ein Armutszeugnis:
Nicht die dafür zuständigen Stellen decken Doping auf, sondern nur Whistleblower.
Im Klartext: niemand im Staat hat Interesse oder die Macht Doping im größere Stil publik zu machen oder gar zu bekämpfen.
Und wenn wir schon bei einer Doping Kultur sind: was sagt denn das aus, dass anscheind deutsche Ärzte und Trainer in dem Bereich Doping besonders aktiv, präsent (Biathlon Damen Trainer aus Deutschland legte für seine Athletinnen seine "Hand ins Feuer"...)und erfolgreich sind, begeehrte Partner in diesem Bereich?
Wir scheinen doch eher eine gewisse Doping Kultur zu haben und zu pflegen, siehe die massenhafte Übernahme von vorbelasteten Doping Ärzten und Trainern aus der ehemaligen DDR oder unsere eigenen Klümper und Co.
Oder liegt es an der entsprechenden Gesetzgebung die deutlich milder ist als etwa in Italien, oder an der Chance, dass hier die entsprechenden Leute weniger im Fokus stehen und man geringere Chancen hat aufzufliegen? Irgendetwas (oder alle)dieser genannten Gründe scheint ja besonders anziehend auf Doper zu wirken.
Und bis diese Netzwerke durch Zufall auffliegen wird munter von einer neuen Generation, einem Wandel gesprochen, ja ja...
Und ich erwähne mal noch so nebenbei: Red Bull, als neuer Partner von Bora hansgrohe beschäftigte ganz ungeniert aufgrund seiner "überragenden diagnostischen Fähigkeiten und fachlichen Kompetenz" einen rechtskräftig verurteilten Minderjährigen Doper. Der gute Pansold hatte damals als Einziger der Angeklagten im Prozess bis zuletzt geschwiegen...und man darf davon ausgehen, dass der "Nachwuchs" auch da schon mit dem nötigen Fachwissen ausgestattet worden ist, wäre doch schade um die Erkenntnisse aus ungehemmter Doping Forschung...
Geändert von Loretta2.0 (27.01.2021 um 19:25 Uhr).
Björn Thurau wird lt Radsport News mit der Operation Aderlass in Verbindung gebracht, Sinkewitz war ja immer sein Buddy, insofern wundert mich das nicht
Der gleiche Björn Thurau fuhr auch in den Jahren 2016/2016 für das damalige Continentalteam Bora Argon.
Was ja ganz nebenbei gesagt so ehemalige Doper wie Jens Heppner und einen positiv getesteten Enrico Poitschke in den Gründungsjahren als sportliche Leiter unter Ralph Denk hatte.
Dieses Team war also von Anfang an nie wirklich auf dem Focus eines neuen, sauberen Teams aufgebaut, da waren von Anfang an vorbelastete Fahrer in diversen Funktionen aktiv!
Und wenn wir schon bei Zusammenhängen sind: der Teamleiter Ralph Denk hatte in den Anfängen seiner Zeit als Manager eines Radteams (mit dem Ziel sein Radgeschäft bekannter zu machen) mit einem MTB Team begonnen. Fahrer waren unter anderem Roel Paulissen und Bart Brentjens.
Paulissen wurde später auch positiv getestet und für zwei Jahre gesperrt, Bart Brentjens wurde erst letztlich von einem ehemaligen kanadischen MTB Fahrer mit holländischen Wurzeln schwer belastet und in Zusammenhang mit Blutdoping genannt, die medizinischen Utensilien dazu erhielt er von Adri Van der Poel, auch des Dopings überführter Vater von Mathieu Van der Poel...
Wie gesagt,genügend vorbelastete und zwielichtige Radfahrer hatte Ralph Denk schon seit Anbeginn um sich geschart- wie man auf die Idee kommen kann, dass gerade er für eine Erneuerung im Radsport und ein sauberes Team stehen soll ist mir rätselhaft.
Das ist alles sehr kenntnisreich, ich lese still mit und habe nichts Erhellendes beizusteuern.
Nur eine Frage hierzu:
Zitat:
Zitat von Loretta2.0
Wie gesagt,genügend vorbelastete und zwielichtige Radfahrer hatte Ralph Denk schon seit Anbeginn um sich geschart- wie man auf die Idee kommen kann, dass gerade er für eine Erneuerung im Radsport und ein sauberes Team stehen soll ist mir rätselhaft.
Gibt es aus Deiner Sicht denn überhaupt Personen, die für eine saubere Erneuerung stehen können? Mir erscheint das aus Deiner Sicht unmöglich.
Diese Aussage war damals, selbst wenn das Dopingproblem in dieser Phase durchaus noch größer war als heute, in ihrer Absolutheit eindeutig falsch!
Athleten wie Timo Bracht hatten damals z.B. ihre sportlich beste Zeit, ein Jahr später gewann Frodeno eine olympische Goldmedaille. Man muss also mal zu Ende denken, was so ein oberflächlich dahingeworfener Satz von Franke für die Einordnung der sportlichen Leistung der obigen Athleten bedeuten würde.
Merci. Diese Aussage von Franke kannte ich in der Tat nicht und ich empfinde sie auch als zu pauschalisierend und von daher nicht in Ordnung. Wundert mich auch etwas, da er sonst durchaus differenziert.
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich selber differenziere, aber ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber vielen Profisportarten (nicht nur Tria und Radsport) hat sich bei mir über die Jahre schon gebildet.
...
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich selber differenziere, aber ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber vielen Profisportarten (nicht nur Tria und Radsport) hat sich bei mir über die Jahre schon gebildet.
Das Misstrauen ist ja basierend auf der Erfahrung der letzten 20 bis 30 Jahre durchaus berechtigt. Und basierend auf diesen Erfahrungen gilt das durchaus nicht nur für den Profi- sondern genauso auch für den Amateursport.
Aber genauso berechtigt ist es auch, sich um Differenzierung zu bemühen, gerade wenn man auch selber Sport treibt (oder getrieben hat) und über ein paar Jahre am eigenen Leib mal beobachten konnte, wie gravierend man sich mit Konsistenz selbst als Amateur alleine durch vernünftig dosiertes Training verbessern kann.
Das ist alles sehr kenntnisreich, ich lese still mit und habe nichts Erhellendes beizusteuern.
Nur eine Frage hierzu:
Gibt es aus Deiner Sicht denn überhaupt Personen, die für eine saubere Erneuerung stehen können? Mir erscheint das aus Deiner Sicht unmöglich.
Die Frage ist - auch bei Leuten die nicht überführt wurden - kann man Leute, die zwischen bspw 1980 und 2010 im Radsport aktiv waren generell ernst nehmen, wenn diese behaupten, sie hätten nie gedopt?
Man kann sich ja überlegen wie bspw der Fußball aussähe wenn man diese Generation(en) komplett verbannen würde.
Mir persönlich ist da jemand lieber, der aktiv sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt, als jemand der behauptet „er sei nie erwischt worden und somit sauber“...