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Für mich ist es daher denkbar, dass Teile des Buch "Szenen aus dem Herzen" nicht viel mehr sind als ein kitschiger Roman.
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Ehrlich gesagt, lese ich lieber einen Roman mit fiktiven Personen. Es handelt sich in den Szenen, wo die Eltern Greta wieder zum Essen bringen wollen, um Erzählungen verzweifelter Eltern wie man sie in Wirklichkeit auch kennt, z.B. aus Selbsthilfegruppen von Angehören. Ich denke, ein Mensch wie Greta würde sich auch von der Mutter abwenden und wieder krank werden, würde die Mutter Ereignisse wie der Verlauf einer Magersucht über sie öffentlich erzählen, die nicht auch ihrer eigenen Wahrnehmung entsprechen.
Zitat:
Zitat von JanWePe
Die Veränderung ist in der Tat beachtlich.
Wenn ich mich mit den Ursachen der Verweigerung von Essen und Reden befasse, dann stellt sich mir auch die Frage, ob das nicht eine erfolgreiche Erpressung von Eltern ist, die sich von ihrem Kind haben erpressen lassen.
Oder gibt es im Jahre 2020 noch jemanden hier der noch nicht erlebt hat, dass auf dem Spielplatz, im Restaurant, bei Familientreffen, etc. überforderte Eltern ihren Kindern keine Grenzen setzten und sich von der eigenen Brut auf der Nase herumtanzen ließen?
Insofern hat Greta nun ja auch ihren Willen bekommen.
Ich glaube, Du verkennst die Schwere des Problems, die Krankheit einer Sucht und die unbewusste seelische Dynamik. Würde es bei einer Magersucht oder Mutismus einfach allein um einen sehr heftigen Machtkonflikt zwischen Eltern / Kindern gehen, würde es den Betroffenen, den vielen "Ana´s (Anorexia Nervosa) auf der Welt, psychisch besser gehen.
Nimm mal ein ganz anderes Beispiel, wo es um eine andere Symptomatik geht, z.B. das nächtliche Einnässen von Kindern nach der Sauberkeitserziehung. Da müssen sich die Eltern auch mehr und speziell um das Kind kümmern, bis es wieder sauber wird, und das Kind leidet seelisch unter dem Einnässen.
Zitat:
Zitat von JanWePe
PS: Die Eltern von 8 -12-jährigen Mädchen, die sich nichts so sehr wie ein Pferd oder einen Hund wünschen, sollten das Buch daheim unter Verschluß halten. Es enthält eine Anleitung wie man das von den Eltern erhält was man möchte: Einfach nix mehr essen.
Der Familie und den Kindern einen Hund schenken oder mit ihnen zum Reiten zu gehen, wenn sie das so sehr wünschen, kann niemals verkehrt sein! (ich wuchs mit Geschwister, einem Hund und anderen Haustieren auf und flog vom Pferd eines netten Nachbarn, der Pferde zuritt. ).
Mein Vater sagte immer apodiktisch: Einen Hund kommt mir niemals in die Wohnung und sperrte sich lange Zeit heftigst dagegen. Als wir Geschwister und seine Frau endlich seinen Widerstand überwanden und ein junger Hund aus dem Tierheim neben dem Esstisch sass, war er der erste und einzigste der Familie, der den Hund beim Essen mitfütterte.
Charakteristisch für Menschen mit Magersucht ist übrigens oft ihr grosser Leistungswille, manchmal auch im Sport. Diesen bringt Greta jetzt in die Arbeit für den Klimaschutz ein.
@qbz
Danke für Deinen Widerspruch gegenüber JanWePes unschönem Beitrag!
Zitat:
Zitat von qbz
Charakteristisch für Menschen mit Magersucht ist übrigens oft ihr grosser Leistungswille, manchmal auch im Sport. Diesen bringt Greta jetzt in die Arbeit für den Klimaschutz ein.
Ich habe es so verstanden, dass dies bei Greta keine (normale) Magersucht war.
Zwar die gleichen Symptome und die gleiche Gefährlichkeit, aber eine andere Ursache.
@qbz
Danke für Deinen Widerspruch gegenüber JanWePes unschönem Beitrag!
Ich habe es so verstanden, dass dies bei Greta keine (normale) Magersucht war.
Zwar die gleichen Symptome und die gleiche Gefährlichkeit, aber eine andere Ursache.
Welche Ursache(n) für die Magersucht liest Du aus dem Buch bzw. dieser Stelle? Ich finde, dazu wird nichts Genaues erwähnt oder habe ich etwas überlesen? Es gibt auch selten "die" Ursache für eine Symptom wie Nahrungsverweigerung.
Die Eltern suchten zuerst die "Notfallaufnahme des Zentrums für Esstörungen" auf, das ihnen ein verhaltenstherapeutisches Programm empfahl (Esstabelle), dann als sich das mit der Essverweigerung nicht besserte und der körperliche Zustand verschlimmerte, das medizinische Kinderkrankenhaus im Gesundheitszentrum, welches die medizinisch-körperliche Abklärung machte, mit dem Ergebnis: kein medizinischer Befund, »Das ist bei Mädchen in der frühen Pubertät nicht ungewöhnlich «, sagt die Ärztin. »Die Ursachen sind häufig eher psychologischer als medizinischer Natur.« und Empfehlung für das BUP (kinder- und Jugendspychiatrie).
Die Schulpsychologin äussert den Verdacht: Asperger mit perfektionistischem Anspruch.
Die Mutter schreibt einerseits:
"Wir sind uns sicher, dass es keine Anorexie ist. Aber Anorexie ist eine heimtückische Krankheit, die alles tut, um nicht entdeckt zu werden, das hören wir immer wieder. Also halten wir uns diese Möglichkeit offen." (Suchte ja auch Hilfe beim Zentrum für Esstörung)
andererseits schreibt sie nach den gemeinsamen Gesprächen in der Kinderpsychiatrie und Zentrum für Essstörung:
"Wir tappen im Dunkeln. Nach zwei Monaten, ohne zu essen, hat Greta fast zehn Kilo abgenommen, und für jemanden, der von vornherein klein und zierlich war, ist das eine ganze Menge. Sie hat eine niedrige Körpertemperatur, und ihr Puls und Blutdruck zeigen deutliche Anzeichen von Hunger. Sie ist zu schwach, um Treppen zu steigen, und in den Depressionstests, die man mit ihr macht, erreicht sie astronomische Punktzahlen. Wir erklären unserer Tochter, dass wir uns auf eine stationäre Behandlung im Krankenhaus einstellen müssen, und wir erklären ihr, wie man Nahrung, ohne zu essen, aufnehmen kann, durch Schläuche und Infusionen."
Und dann kommt die Absicht eines Klimastreiks, den die Eltern befürworten, und Greta beginnt ganz langsam wieder Nahrung zu sich nehmen.
Welche Ursache(n) für die Magersucht liest Du aus dem Buch bzw. dieser Stelle? Ich finde, dazu wird nichts Genaues erwähnt oder habe ich etwas überlesen?
Ich habe nirgendwo gelesen, dass sie abnehmen / dünn sein wollte.
Nach meinem laienhaften Verständnis wäre es plausibel, dass sie quasi an der Welt verzweifelt ist, die auf eine Katastrophe zusteuert, die aber niemand ernst nimmt, was zur Depression und damit zur gefühlten Sinnlosigkeit von allem - u.a. des Essens und Sprechens - führte.
Zitat:
Zitat von qbz
Und dann kommt die Absicht eines Klimastreiks, den die Eltern befürworten, und Greta beginnt ganz langsam wieder Nahrung zu sich nehmen.
Befürworten scheint mir nicht korrekt. Aber sie stellen sich nicht dagegen, da sie sehen, dass Greta darin einen Sinn im Leben findet und so die Depression überwinden kann.
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Ich habe nirgendwo gelesen, dass sie abnehmen / dünn sein wollte.
Nach meinem laienhaften Verständnis wäre es plausibel, dass sie quasi an der Welt verzweifelt ist, die auf eine Katastrophe zusteuert, die aber niemand ernst nimmt, was zur Depression und damit zur gefühlten Sinnlosigkeit von allem - u.a. des Essens und Sprechens - führte.
Das erstere (übertriebenes Schlankheitsideal) muss IMHO nicht immer das Motiv für Magersucht sein, es gibt noch viele andere Gründe für eine Esssucht, z.B. in der Vorpubertät eine seelische Reaktion auf die sich anbahnenden körperlichen Veränderungen zur Frau, depressive Reaktionen auf bestimmte Ereignisse als Auslöser, regressive Reaktionen, selbstdestruktive Tendenzen, Kontrolle über den Körper, Schwierigkeiten in der Elternbeziehung, Sekundärproblematik wegen Integrationsprobleme aufgrund des unerkannten Asperger Syndroms usf.
Das zweite ist natürlich ein interessantes Diskussionsthema, inwiefern tief empfundene gesellschaftliche Misstände / Katastrophen seelische Erkrankungen bedingen. Das in der Pubertät "das Leiden an der Welt" häufig zu Krisen bei Jugendlichen beiträgt (indem auch individuelle Gefühlslagen und Probleme in die Welt projiziert werden), kennt man ja oft aus dem eigenen Erleben von sich oder anderen oder der Literatur und scheint durchaus auch naheliegend. Die Bewältigung der heftigen vorpubertären Krise, egal jetzt welcher Ursachen, gab Greta sicher viel Selbstvertrauen und Kraft für heute.
Für Erwachsene sehe ich es eher als problematisch, auf gesellschaftliche Katastrophen seelisch so heftig zu reagieren. Man braucht eine gewisse Resilienz für die eigene Gesundheit.
Mich erinnerm diese unmittelbar gedachten Zusammenhänge ("gesellschaftliche Katastrophen --> seelisches Leiden") etwas an unsere früheren Diskussionen um die Ideen des "Sozialistischen Patientenkollektiv Heidelberg" in den 70zigern, welches den Ursprung der seelischen Erkrankungen vorwiegend in der Entfremdung und den kapitalistischen Verhältnissen verortete und sich deswegen politisch engagierte. Oder an die frühen, kraftvollen Songs von Rio Reiser aus der Berliner Hausbesetzerszene ("Warum geht es mir so dreckig", "Keine Macht für niemand").
Zitat:
Zitat von LidlRacer
Befürworten scheint mir nicht korrekt. Aber sie stellen sich nicht dagegen, da sie sehen, dass Greta darin einen Sinn im Leben findet und so die Depression überwinden kann.
Der Vater geht mit der Tochter in den Baumarkt um das Sperrholzteil zu organisieren. Und begleitet sie jetzt auf all ihren Reisen quasi als ihr Manager. So wie Eltern Jugendliche auf ihren Konzertreisen begleiten. Eine gute Bekannte fuhr ihre Tochter, heute Violinistin, täglich zum Unterricht und auf Konzerte.
Es wäre glaube ich sehr gut, wenn sich der Vater von Greta allmählich zurückziehen würde.
Er sollte sich auch um sein eigenes Leben kümmern und sein Leben nicht fast ausschließlich an seiner Funktion des Managers seiner Tochter ausrichten.
Damit tut er sich und ihr keinen Gefallen.