Als eine wesentliche Funktion der indigenen, ethnischen Religionen (Naturreligionen) bezeichnen Ethnologen in der Regel die Abgrenzung des eigenen Stammes von anderen Stämmen und Gruppen sowie die Funktion der Identitätsstiftung.
Genau, das ist der psychologische Effekt, den ich mit Zugehörigkeit zu /geborgenheit in einer Gruppe auch gemeint habe.
Zitat:
Im Unterschied zu den indigenen Völkern formulierten die monotheistischen Religionen ein die Ethnien übergreifendes verschriftlichtes Weltbild.
Das gilt für Christentum und Islam wie Du es beschreibst. Der alttestamentarische Gott der Juden war nur für sein auserwähltes Volk da, von Missionierung war da keine Spur.
Zitat:
Offenbar eignete sich das frühe Christentum für ein Imperium wie Rom als Staatsreligion.
In der Blütezeit von Rom galt bzgl. Religion eine recht gelassene Laisser-Faire Haltung, jedem wurde seine Religion gegönnt - und es funktionierte prächtig. Das Christentum kam erst als Staatsreligion in der Zeit des Niedergangs auf - vielleicht auch nur als Versuch, den Verfall aufzuhalten durch eine stärkere Zentralisierung.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
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Das gilt für Christentum und Islam wie Du es beschreibst. Der alttestamentarische Gott der Juden war nur für sein auserwähltes Volk da, von Missionierung war da keine Spur.
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Nachdem was ich gelesen habe, stufen wohl Religionswissenschaftler die jüdische Lehre auch als universalistisch ein, in der konkreten Praxis hingegen als grosse Volksreligion, gebunden an das jüdische Volk und ohne Missionierung, wie Du schreibst.
"Jahwe ist nicht der Gott eines bestimmten Stammes, sondern der Gott der gesamten Menschheit." https://de.wikipedia.org/wiki/Universalismus_(Religionswissenschaft), Israel
Da es mir aber um beide Aspekte ging, Lehre wie Praxis, gehörte die jüdische Religion da nicht rein.
Es ist ein schwärmerischer Aufsatz über die Großartigkeit des Judentums und des Monotheismus. Der Aufsatz begründet seine Thesen damit, dass deren Urheber sie gefühlt hätten. Hier ein paar Zitate:
Zitat:
"Ihre Größe [die der späteren Propheten, nach Moses] liegt vielmehr in der Entschiedenheit und Klarheit, mit der sie aus der religiös-ethischen Grundkonzeption des Mose intuitiv die letzten Schlüsse ziehen."
"Ihre Genialität ist also nicht logischer Natur, sondern ist eine Genialität des Fühlens."
"So enthüllt sich ihrem Herzen die seelische Verwandtschaft, die wesenhafte Gleichartigkeit der verschiedenen Völker, und sie erkennen in den Heiden ihre Brüder. "
"Der Begriff der Menschheit, der so entsteht, erschließt sich ihnen nicht als Folge eines logischen Raisonnements, nicht als Ergebnis folgerichtigen Denkens, sondern er ist der unmittelbare Ausdruck ihres menschheitlichen Fühlens, der Empfindung (...)."
Die Bibel beschreibt zwar die Entstehung des "jüdischen Volks", jedoch im Rückblick und mit der klaren Absicht einer Verklärung, nämlich der Verklärung als das treue Volk Jahwes, das schon immer monotheistisch geprägt gewesen wäre. Es geht hier um eine der Gründungs-Mythen, die viele Völker haben. Man denke an die Nibelungen-Sage.
Das "jüdische Volk" war nicht von Anfang an monotheistisch, und die Juden waren nicht von Anfang an das Volk Jahwes. Das Wort "Israel" bezeugt dies. "Isra-El" bedeutet so viel wie "Kämper für El", und El war eine Gottheit. Diese Gottheit war sogar verheiratet, und zwar mit Aschera. Es war also nicht monotheistisch.
In der Bibel gibt es sehr viele Stellen, die eine Konkurrenz zu Baal beschreiben, einer damals populären Gottheit.
Als sich dann später Jahwe und der Monotheismus durchsetzten, wurde "El" einfach als einer der vielen Namen von Jahwe vereinnahmt, und man sagte, naja, es wäre ja eigentlich schon immer Jahwe gewesen. Die Frau von El, Aschera, wurde in der Not zuerst mit Jahwe verheiratet und später ganz gestrichen. In der Bibel steht sie noch drin.
Zitat:
Richter 6, 25: "In jener Nacht sagte der HERR zu ihm: Nimm den Stier von den Rindern, die deinem Vater gehören, und zwar den siebenjährigen Prachtstier, reiß den Altar des Baal nieder, der deinem Vater gehört, und die Aschera daneben hau um!"
All dies beweist, dass eine Missionierung stattgefunden haben muss. Zwar nicht im dem Sinne, dass die Juden durch die Welt zogen und predigten. Aber doch in dem Sinne, dass es in den eigenen Reihen eine Missionierung gab, die zum Ziel hatte, die damals populären Vorstellungen zu ersetzen.
Ob Jahwe wirklich auch die anderen Völker liebte, kann jeder selbst nachlesen:
Zitat:
[Jahwe spricht zu Mose:] "Und ich [Jahwe] fange heute an, den Völkern überall unter dem Himmel Schrecken und Furcht vor dir ins Gesicht zu zeichnen. Wenn sie von dir nur hören, zittern sie. Sie winden sich vor Angst, wenn sie dich sehen."
[Moses zieht also wie geheißen in die Schlacht und berichtet das Ergebnis:] "Wir vollzogen an ihrer ganzen Bevölkerung den Bann, auch die Frauen samt Kindern und Alten; keinen ließen wir überleben." 5. Mose 2, 25,34
Danke für die Erläuterung des Zitates und der Infos zu den Ursprüngen des jüdischen Ein-Gott-Glaubens. Mir fiel auch die fragliche Quelle des Zitates von 1917 auf, machte mir aber leider die Mühe, die durchzulesen.
...Es ist ein schwärmerischer Aufsatz über die Großartigkeit des Judentums und des Monotheismus.
Ob die Chasaren im 9. Jahrhundert auch wegen solcher schwärmerischen Propaganda zum Judentum konvertierten? Ich glaube, das ist in der Geschichte ein einmaliges Ereignis, daß ein ganzes, wohlhabendes Land eine neue Religion, zumal von einem Volk ohne Land und ohne Macht, ohne äußeren Zwang einführt - bleibt mir für immer ein Rätsel.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
konservative katholische Kernaussagen auf vier Seiten, das kommt nicht von den Rändern, das kommt aus dem Kern der hl. kath. Kirche, hier allerdings als Kampfschrift in einer Kontroverse, - vll. ganz interessant wenn einem nicht parat ist wie es da zugeht: