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Alt 15.12.2018, 11:36   #89
Lowo
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Registriert seit: 25.11.2017
Beiträge: 55
Ich war auch bei einem Bikefitter und danach fuhr ich sowohl schneller als auch angenehmer. Also meines Erachtens eine deutlich bessere Investition als zum Beispiel teure Laufräder.
Zu der Geschichte mit den Amateuren im Volkstriathlon, ich gehöre auch dazu Gehe jetzt jedoch auf die olympische Distanz. Nichts desto trotz, auch da kann man Ambitionen haben. Kam von Platz 200 plus x auf 10ter in meiner Altersklasse. Peile jetzt einen Platz unter den ersten 3 an. Natürlich bin ich damit kein Profi, aber dafür doch Ziele. Und dabei kann ein Bikefitter sicherlich hilfreich sein.
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Alt 31.12.2018, 10:40   #90
Bike-Felix
Szenekenner
 
Benutzerbild von Bike-Felix
 
Registriert seit: 26.11.2014
Ort: München
Beiträge: 697
Lächeln Über Sinn, Unsinn und Notwendigkeit von Bikefitting

Zuerst einmal – ist Bikefitting der heilige Gral der Radwelt? Nein. Ist Bikefitting im Radsport (auch Hobbyfahrer, Mountainbiker etc.) notwendig? Ja.

Zuerst einmal müssen wir uns davon lösen bei Bikefitting immer direkt davon zu sprechen, dass selbiges von einem Dienstleister erfolgen muss der selbiges anbietet. Bikefitting, dynamische Sitzpositionsanalyse, Fahrradbiometrie – all das meint im Wesentlichen dasselbe: Die adäquate Einstellung der Sitzposition des Radfahrers an seine eigenen Ziele und Voraussetzungen – die nicht nur von entsprechenden Dienstleistern gefunden werden kann.

Dass eine adäquate Position nicht egal ist, ist sicher jedem klar – aus vielerlei Gesichtspunkten. Sonst würde und könnte ja jeder auf einem Kinderrad mit Sattel komplett im Sitzrohr versenkt fahren um nur ein Beispiel zu nennen.
Die Basis stellt adäquat passendes Material dar, zuallererst einmal die Rahmengröße (inkl. Der Kontaktstellen Sattel und Lenker) sowie die Schuhe (Kontaktstelle Fuß – Pedal). Diese Anforderung sollte beim Radkauf erfüllt werden – von einem guten Radladen mit viel Erfahrung.

Hier treten die ersten Probleme auf. Erstens der Onlinehandel (passende Produkte ohne voriges Probieren zu finden gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen), zweitens Radhersteller die den Kontaktstellen nicht genug Aufmerksamkeit schenken und hier „schlechte“ (vermutlich günstige) Teile verbauen und drittens das Problem, dass der Laden nicht unbedingt das passende Modell für den Kunden hat (Herstellergeometrie passt nicht zur Anatomie) oder lieber Restposten als passende Modelle verkauft. Hier ist aber auch oftmals der Kunde „selbst Schuld“ wenn er kostengünstige Räder/ Komponenten/ Bekleidung über die Passform stellt.

Eine – nicht repräsentative, aber dennoch gute – Umfrage der Sporthochschule Köln im Rahmen einer Dissertation hat ergeben, dass das Groß der über 1000 Teilnehmer über Beschwerden im Alltag klagt – 87% um Zahlen zu nennen. Von den Radfahrern (viele Trekkingfahrer, Mountainbiker, Radsportler und auch Triathleten) beschwerten sich sogar 95% über eine oder mehrere Beschwerden auf dem Rad. Welche Beschwerden vom Alltag aufs Rad mitgenommen werden ist mir gerade nicht bekannt.
Sicher sind diese Ergebnisse davon abhängig, dass hauptsächlich Fahrer mit Beschwerden an der Umfrage teilnahmen – wenn nichts zwickt beschwert sich auch niemand. Dennoch zeigt dies eine große Problematik bei Radfahrern auf, denn sicher nicht alle Beschwerden werden vom Alltag mit aufs Rad genommen.

Also kann man davon ausgehen, dass diese Probleme entstehen, weil entweder die Produkte an den Kontaktstellen nicht passen und/ oder die einzelnen Parameter der Position (Fuß – Pedal Interface, Gesäß – Sattel, Hände – Lenker; und alle davon betroffenen Körperregionen) nicht adäquat eingestellt wurden.

Folgt man einem Ansatz, den Phil Burt, der Physiotherapeut der englischen Radprofis vertritt, so gibt es Athleten, die minimalste Veränderungen merken genauso wie Athleten die auf Veränderungen kaum reagieren – mit Bezug zur Sitzposition, Rädern allgemein oder Training.
Mancher toleriert also die oben genannten „Fehleinstellungen“ besser als der andere. Vermutlich sind das also diejenigen die entweder sagen „Bikefitting braucht kein Mensch, geh einfach schnell fahren“ gegenüber denen die Beschwerdegeplagt nach Lösungen suchen.

Vergleichen wir also die Möglichkeiten zu Einstellung der Position.

Erstens der Athlet selbst aufgrund von Online Kauf oder Interesse an der Materie. Was braucht der Athlet? Erst einmal ein Grund – Know How zur Thematik, diese kann sich zum Glück mittlerweile jeder aufgrund guter Fachliteratur aneignen. Weiter braucht es ein adäquates Körpergefühl, um Veränderungen zu spüren. Dieses fehlt leider mittlerweile vielen Menschen allgemein. Zu guter Letzt noch Zeit & Motivation an dieser Stellschraube eigenmächtig zu drehen – hier scheiden sich die Geister von voller Hingabe für das Hobby bis ins Detail zu „einfach radeln wenn Zeit ist, der Rest soll vorher schon passen.“

Zweitens der Radladen. Hier wird leider aufgrund von fehlender Zeit – in der Hauptsaison bei vollem Laden kann nicht jedem Kunden gleich eine Stunde oder mehr gewidmet werden um das Rad individuell einzustellen – und manchmal auch fehlendem Know How lediglich die Cleats symmetrisch angeschraubt ohne den Fuß im Schuh zu betrachten, Sitzhöhe wird mit Ferse – zu – Pedal – Methode schnell grob ermittelt und wenn das Rad offensichtlich zu lang ist noch ein kürzerer (und bei Kundenwunsch steilerer) Vorbau montiert.
Manche Läden rüsten bereits nach und vermessen den Kunden statisch – nehmen also per Laser oder ähnlichen Methoden anthropometrische Maße und verlassen sich für Geometrie & Positionsdaten auf den Algorythmus (vgl. SmartFit, Retül Match etc.). Wie bereits festgestellt werden konnte ist die Beweglichkeit des Kunden jedoch essentiell und wird hier nicht erfasst.

Drittens der Bikefit – Anbieter. Ohne einheitliche Standards (allein für die Lotmethode gibt es ca. vier verschiedene Messpunkte am Knie – für ein bis zwei Referenzpunkte an der Kurbel) und klare Qualitätsmerkmale werden hier verschiedene Ansätze verfolgt. Personal ohne einheitliche Qualifikation nutzt teure Messtechnik, es wird mit Winkelmessungen, aufwendigen 2D/ 3D Instrumenten, Druckmessung, Elektromyographie usw. usf. gemessen und interpretiert. Oft wird sich auf Wissenschaft berufen, die keiner wirklich zitieren kann und der Mensch in Winkel und Schemata „gepresst“ die nicht für jeden passen können. Dienstleister ohne adäquate Vorbildung führen Muskelfunktionsdiagnostiken durch und wissen unter Umständen kaum, was mit den Ergebnissen nun anzufangen ist.

Eine „optimale“ Sitzposition ist möglich – jedoch nicht nach Schema, nicht von dem einen auf den anderen übertragbar und auch nur für jedes Individuum für seine speziellen Vorgaben und Vorhaben.
Diese erfordert ein Zusammenspiel mehrerer Teilgebiete. Da wären: die Biomechanik für die Kraftübertragung und für manch einen noch für die Aerodynamik. Diese ist in Relation zu setzten zur Anatomie des Individuums (welche sich aufgliedert in die Anthropometrie, also die Abmessung der Körperteile wie Beinlängen, Körpergröße, Rumpflänge etc. und die Beweglichkeit des aktiven Bewegungsapparates, also der Muskeln, Sehnen und Bänder). Sportmedizin, Physiotherapie und Sportorthopädie ergänzen die obigen Punkte um das Vorwissen zu Beschwerden und Verletzungen sowie die zugehörigen Risiken und die Prävention. Sporttechnologie und Sportorthopädietechnik ergänzen das Gesamtbild um den Faktor Ergonomie – also das Zusammenwirken zwischen: Mensch und Sportgerät – oder auch den Komfort.

Biomechanik ist Physik, und physikalische Gesetze gelten auch für die Übertragung der Kraft von Fahrer zu Sportgerät. Selbige Schemata finden aber ihre Grenzen in der Anatomie des Einzelnen und der Wechselwirkung zwischen Fehlhaltungen/ Stellungen (bspw. der Hüfte, der Beinlängen, muskulärer Ungleichgewichte…) und dem Sportler – Sportgerät – Interface. Hierauf kann – in Grenzen – reagiert werden. Dies erfordert aber ein immensens Fachwissen in den o.g. Fachbereichen, sportspezifische eigene Erfahrungen, Hingabe für das eigene Hobby oder den Kunden, Erfahrung in der Arbeit mit und am Menschen, wissenschaftliche Ansätze wo möglich und das Erkennen der Grenzen selbiger wo nötig (die Hummel kann wissenschaftlich gesehen nicht fliegen – tut es aber dennoch 😉 ). Auch Feedback zu vorgenommenen Veränderungen ist unerlässlich, egal ob vom Kunden zum „Einsteller“ oder vom Athleten gegenüber sich selbst. Und auch langfristige Arbeit an sich selbst und an der Position – durch selbst festgestellte Defizite oder durch extern erkannte und schlüssig dargelegte „Baustellen“ – dann aber bitte auch mit Lösungsansatz.

Auch Bikefitter haben ihre Grenzen und das sind zum einen die langfristige, minimale Feinjustage – manch einer könnte und würde sie eventuell sogar leisten, kaum ein Kunde wird dies jedoch zahlen wollen. Hier spielen auch die Tagesform des Fahrers oder Reaktion auf sich ändernde Trainingszustände (s.o.) eine Rolle.
Woran aktuell im wissenschaftlichen und messtechnischen Kontext gearbeitet wird ist die Übertragung der Arbeit vom Labor auf die Straße und hier sind auch erste sinnvolle Tools bereits auf dem Markt erschienen.
Des Weiteren erfordern Änderungen am Material – Schuhe, Einlagen, Pedale/ Cleats, Sattel usw. usf. – auch wieder Änderungen an der Position, wenn die eingestellte Position beibehalten werden soll.
Bei aller technisch möglichen Messtechnik spielt die Erfahrung des Fitters oder des Athleten die größte Rolle. Wer 100 Athleten aufs Rad gesetzt hat, hat mehr verschiedene Probleme gesehen und hoffentlich gelöst als der, der mit 5 Profis die ihn besucht haben wirbt. Genauso hilft langjährige Praxiserfahrung dem Athleten (u.U. selbst vorgenommene) Änderungen zu prüfen und zu bewerten.

Beide Seiten – Athleten wie Dienstleister – müssen sich aufeinander einstellen und sich von unrealistischen Erwartungen lösen.
Der Bikefitter/ Radhändler kann kaum erwarten, dass der Kunde sich binnen Minuten an Änderungen im Zentimeterbereich gewöhnt – Änderungen an einer über die Jahre eingearbeiteter Position. Eigene Grenzen erkennen und dem Kunden das „Problem“ erklären und anbieten mit ihm langfristig zu arbeiten – oder ihm zu zeigen wie er selbst Woche für Woche Anpassungen vornehmen kann.
Auf der anderen Seite haben viele Kunden auch „Angst“ vor neuem, unbekanntem. So stellt manch einer seine eigene Erfahrung über die Qualifikation des Gegenüber – hier kommt es schon mal zu hitzigen Diskussionen weil der Athlet jahrelang immer Rahmengröße x gefahren hat, ihm das fachkundige Personal aber zu y rät, weil die Größen halt von Hersteller zu Hersteller variieren.
Nicht zuletzt ist es essentiell dass der Kunde immer sein Feedback gibt – sei es während einer Anpassung oder auch danach nach einer Tour. Auch sollte der Athlet immer rückmelden falls er mit etwas nicht zufrieden war – auch wenn er es einfach nur zurückstellen möchte. Dennoch sollte er dem Dienstleister Feedback geben, schließlich wurde viel Geld investiert und eine zufriedenstellende Dienstleistung erwartet – genauso hat der Dienstleister das Recht eine Nachbesserung zumindest anzubieten. Ob der Kunde diese annimmt bleibt jedem selbst überlassen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Mehrheit der Radfahrer ihren Drahtesel kauft (Fachhandel oder online) und ein passendes Gerät erwartet. Hier sind die Hersteller in der Pflicht die Kontaktstellen adäquat zu bestücken.
Weiterhin ist ein Umdenken der Radfahrer – Szene notwendig. Radfahren darf anstrengend sein, soll jedoch nicht weh tun. Weder im passiven Bewegungsapparat, noch im aktiven. Dies wird jedoch noch zu oft von (alteingesessenen) Sportlern und sicher auch Händlern propagiert. Stichwort der „Gewöhnung“.
Eine einwandfreie Einstellung der Sitzposition nach einheitlichen Standards sollte in Radläden ein Teil des Radkaufs sein – im Idealfall ohne große Extrakosten für den Kunden, der dann aber auch bereit sein muss, für das Rad mehr zu zahlen als im Onlineshop.
Hier sollte besonders auf Beckenschiefstände, Beinlängen etc. eingegangen werden – dies erfordert eine entsprechende Ausbildung der Dienstleister (Sportwissenschaftler, Physiotherapeuten, Orthopädietechniker…).

Denn auch wenn der abschließende wissenschaftliche Nachweis für einzelne Positionsparameter als Verletzungsrisiko fehlt, so sollte dennoch den aktuell verfügbaren Indikatoren Folge geleistet werden. Denn der menschliche Körper ist in seiner Summe komplex und das Zusammenwirken der kinetischen Kette Mensch auf dem Rad entzieht sich womöglich noch den Nachweisen der Wissenschaft – dennoch sollte schon jetzt adäquat darauf eingegangen werden. Sowohl vom Athleten als auch von einheitlich qualifizierten Dienstleistern – damit mehr Menschen mit mehr Freude Rad fahren.


Quellen:
Bike Fit, Phil Burt
Fahrradphysik & Biomechanik, Michael Gressmann
The pain free cyclist, Matt Rabin & Robert Hicks
https://gebiomized.de/2018/09/17/wis...-bikefittings/
http://esport.dshs-koeln.de/176/1/Di...ng_09final.pdf
The Body & The Bike: a kinetic chain analysis of cycling overuse injury (Visentini, 2015)
The need for a link between bike fitting and injury risk, Bini 2016
Should we seek for generalized standards in bike fitting? Bini, 2013
A clinical perspective of positioning for the endurance bicyclist, Williams et al
__________________
“Wer keine Zeit für Sport hat, muss sich später Zeit für seine Krankheiten nehmen.”
– frei nach Prof. Dr. Ingo Froböse

#sportscientist
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