Woher weißt Du das? Was bringt Dich zu der Überzeugung, dass Hopserlauf, Anfersen, Kniehebelauf und so weiter die neuromuskuläre Ansteuerung "verbessern" und die Laufökonomie steigern?
Ich habe geschrieben, dass es meine Meinung ist! Und zweitens habe ich nicht geschrieben, dass Lauf-ABC die Laufökonomie steigert. Ich habe geschrieben, dass das passieren kann. Ich bin trotzdem immer noch der Meinung, dass eine neu oder richtig erlernte Übung (egal ob Schwimm-Drill oder Lauf-ABC) die koordinativen und neuromuskulären Fähigkeiten verbessert. Ob ich dies dann in einen besseren oder ökonomischeren Schwimm- oder Laufstil umsetzen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Ich könnte doch mit gleicher Berechtigung das Gegenteil behaupten: Lauf-ABC verschlechtere die neuromuskulären Ansteuerungen für die normale Laufbewegung und verringere die Laufökonomie. Wer hat nun recht?
Wenn du schreibst, dass das Lauf-ABC Dinge wie Laufstil und Lauökonomie verschlechtert, dann gib doch mal den deiner Meinung nach dafür verantwortlichen Grund an. Wenn ich in der Woche viele Stunden Lauf-ABC mache und dann entsprechend weniger Zeit für´s Laufen habe, dann mag das zwar stimmen, ist aber mMn etwas weit hergeholt.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Diesen Jemand würde ich dann gerne mal kennenlernen. Er kann von außen, mit Videokamera und Augenmaß, sagen, wie ein bestimmter Läufer sich zu bewegen habe, damit dieser künftig effizienter läuft? Ich halte das für ein kühnes Vorhaben.
Das ist doch auch wieder sehr verallgemeinert. Erstmal ist für mich ein Video wichtig, damit ich mir eine Sequenz viele Male mit dem entsprechenden Sportler anschauen kann. Und meist sieht man bei Sportlern bereits auf den ersten Blick Probleme beim Laufen, de behoben werden können. Das können so Sachen wie Fersenlauf, Gesäßknick, Verdrehung der Schulter beim Armeinsatz o. Ä. sein. Und da hast du wohl recht, denn diese Probleme kann man eigentlich nicht durch das Lauf-ABC beheben. Dafür gilt es dann andere Lösungen zu finden.
Allerdings ist der Laufstil so individuell, dass man natürlich nie diese individuellen Dinge unberücksichtigt lassen darf. Ich kenne genügend Sportler, die aufgrund körperlicher Einschränkungen einen "seltsamen" Laufstil, der aber für sie ökonomischer ist als der als bester Laustil propagierte, haben.
Keine Ahnung, ob das irgendwo anders rauskommt, relativ weit unten schrieb ich aber sehr bewusst man kann sich weiterentwickeln und nicht man "wird"; eben weil es nicht wissenschaftlich nachweisbar ist und auch, weil es natürlich wie bei jedem Training die Wirksamkeit auch stark von den persönlichen bereits vorhandenen Fähigkeiten abhängt.
Selbst wenn wir hier von mir aus mal nur hypothetisch annehmen, dass Lauf abc langfristig haben kann: Einen wirklich belastbaren Nachweis dafür wird es vermutlich nie geben, weil der Zeitraum sehr lang sein müsste und am Ende trotzdem noch viel zu viele andere Faktoren die Leistungsentwicklung beeinflussen, welche man nicht ausschalten kann, außer vllt über eine extrem große Stichprobe.
Grundsätzlich ist es sicher ein schwaches Argument zu behaupten, dass etwas ja trotzdem wirkungsvoll sein kann, auch wenn es nicht wissenschaftlich bewiesen ist. Gerade in der Sportwissenschaft muss man allerdings dazu sagen, dass sehr lange um den Wissenschaftstatus gekämpft werden musste, weil eigentlich kaum eigene neue Erkenntnisse gewonnen/ Methoden kreiert wurden, sondern hauptsächlich nur Erklärungen für Methoden gesucht wurden, von denen man aus der Praxis schon weiß, dass sie funktionieren, nur halt noch nicht warum.
Für mich geht's beim Lauf Abc auch gar nicht darum ein ganz bestimmtes Bewegungsmuster zu erzwingen, sondern erstmal darum ein gewisses Bewegungsrepertoire und ein Bewusstsein für die eigene Bewegung zu schaffen, aus den sich der Körper dann bedienen kann, um seinen ökonomischen Laufstil zu entwickeln. Dazu beinhaltet so ein Lauf Abc wie vom captain geschrieben neben Kniehebelauf und Anfersen ja noch ein paar weitere Dinge.
Ich stimme allerdings gerne zu, dass viele Dinge ziemlich fragwürdig sind, über die in Zeitschriften, vielen Laufbüchern oder online Artikeln so philosophiert wird und die isoliert als Merkmal für einen vermeintlich guten Laufstil herangezogen werden (mein Liebling: Vorfusslauf vs Abrollen).
Dass viel laufen auch hilft bestreitet ja keiner. Für mich ist es aber keine entweder-oder Diskussion. Wie wenig km Umfang man tatsächlich verliert hätte ich ja schon geschrieben. Für jmd der 3-4x Woche läuft ist das vernachlässigbar.
Um vllt auch noch mal auf das bsp Radfahren einzugehen: klar ist für einen Anfänger erstmal eine 90er TF unökonomisch und es bringt auch nichts einfach zu sagen, ab jetzt fährst du die gefälligst. Man wird aber in der Regel auch hier zumindest im Winter auf der Rolle nicht einfach nur km und Intervalle fahren, sondern auch mal sehr kurze Abschnitte mit sehr hoher Frequenz einbauen, um sich motorisch zu entwickeln und am Ende pendelt man sich irgendwo in der Mitte ein (sofern man nicht von Brett Sutton trainiert wird). Das hat ja erstmal auch noch gar nichts mit runder Tritt ja oder nein zu tun, verbessert aber die (motorische) Schnelligkeit.
Geändert von gaehnforscher (24.08.2018 um 14:20 Uhr).
gaehnforscher, Du unterstellst einfach, dass das Lauf-ABC den Laufstil in Richtung eines biomechanisch effizienteren Stils verbessern würde, zumindest langfristig.
Ich könnte mit der gleichen Berechtigung behaupten, dass Lauf-ABC die biomechanische Ebene verschlechtert.
Triathlonator empfiehlt sogar Trampolinspringen. Auch er könnte recht haben. Oder unrecht.
Beim Radfahren schien lange Zeit völlig offensichtlich, dass der "runde Tritt" biomechanisch besser sei, als andere Trittmuster. Mittlerweile hat sich das als Irrtum herausgestellt, weil die tatsächlichen biomechanischen Verhältnisse viel komplexer sind, als man das lange Zeit annahm oder berücksichtigte. Eine möglichst tangentiale Krafteinleitung ist ineffizient. Deshalb fährt auch niemand so.
Beim Laufen herrscht ebenfalls die naive Grundüberzeugung, dass Merkmale wie kurze Bodenkontaktzeiten, ein gewisser Kniehub, eine gewisse Haltung und Armbewegung etc. biomechanisch effizienter sein müssten, als andere, frei erlernte Bewegungsmuster. Es gibt dafür aber keine Beweise. Bewiesen ist nur, dass Läufer, die viel laufen, dies im Durchschnitt effizienter tun, als Läufer, die weniger laufen.
Ich "empfahl" Trampolinspringen als nicht ganz so ernst gemeinte Bereicherung der sportlichen Abwechslung, mit sehr hohem Spaßfaktor. Unbestreibar ist aber der Nutzen, den generelle Gymnastik und somit auch Trampolinspringen erzielen. Natürlich bringt es langfristig was, Sprungkrafttraining zu machen. Durch Entwicklung der Muskelgruppen und insbesondere der Balance/Stabilität, sind 30 Minuten Trampolinspringen höchstwahrscheinlich noch effektiver, als der affige Hopserlauf??? Wenn mir allgemein springen mit der Zeit leichter fällt, dann profitiert auch die Fußarbeit beim Abstoßen im Laufen davon?
Außerdem halte ich es für fatal alles so statisch zu sehen. Das widerspricht dem generell dynamischen Geist der Bewegung und somit dem Sport. Die TF90 beim Radfahren ist ein Näherungswert...sowie 90km/h im Auto behauptet, das perfekte Maß für Motor- bzw. Spritökonomie zu sein. Den Radfahrer will ich sehen, der 4 Stunden lang exakt 90TF fährt. Und trotzdem liegt Wahrheit darin, wenn man sich dann Puls- und/oder Wattwerte anschaut und aus der theoretischen Kalkulation, annähernd das vorhergesagte praktische Beispiel bekommt.
Aus deiner Erfahrung raus ist z.B. 85TF die perfekte Radökonomie für mich, weil ich die fast ausnahmslos bei Radtrainings als durchschnittlichen Endwert erhalte. Ich fahre aber keine konstanten 85 auf profilreichen Strecken? Und mit runder Tritt war in den 90'ern eigtl. eher gemeint, dass das Kraftverhältnis links/rechts=50/50% liegt. Auch so'n Ding, das ich nicht verstehe, warum heute so viele den runden Tritt mit der TF assoziieren. Und ja, dein Einbeinpedal-Dingens ist dafür eingeführt worden^^
Effizienz zielt auf ein Leistungsmaximum ab. Ökonomie auf das beste Preis/Leistung-Verhältnis und inkludiert somit effiziente Leistung, im Maximalprinzip. Einer der effizient läuft, schafft damit nicht zwangsläufig einen Marathon, weil dafür dann eher das Minimalprinzip zur Geltung kommt? Er muss eventuell seinen perfekt effizienten Laufstil, aus ökonomischen Gründen(Schmerz) aufgeben, um überhaupt durch zu kommen? Wenn ich effizient laufe, ordne ich das Ergebnis der Leistungsfähigkeit unter, umgekehrt wenn ich ökonomisch laufe? Das ist ja was du beschreibst, wenn du sagst, dass ein jeder seine eigene Laufökonomie entwickelt, wenn er das Gefühl hat, dass es nicht "rund läuft".
Der ökonomische Läufer ist aber eventuell nicht unbedingt der effizienteste, da er vielleicht mehr Potential hat, aber auf Grund von Widerständen, noch kein guter, oder sogar perfekter Läufer ist? Über die Masse kommst du nur bis zu einem bestimmten Plateau und dann musst du zwangsläufig am Detail kratzen, um dich weiter zu entwickeln? Wenn ich jetzt 5 Jahre nur Umfänge steigere, hat mir eventuell mein steckensteifes Alter ein Strich durch deine Effizienzrechnung gemacht?...hätt ich mal lieber frühzeitig das ABC praktiziert, um der Steifheit entgegen zu wirken...
Zitat:
Diesen Jemand würde ich dann gerne mal kennenlernen. Er kann von außen, mit Videokamera und Augenmaß, sagen, wie ein bestimmter Läufer sich zu bewegen habe, damit dieser künftig effizienter läuft? Ich halte das für ein kühnes Vorhaben.
Sehe ich auch ein bisschen kritisch. Personal Trainer neigen oft zum Blenden, oder können unerfahren sein. Einen vermeintlich richtig guten findest du erst, wenn nach einem Jahr Training die Leistung stimmt? Vereins- oder Gruppentraining ist da meiner Meinung nach der bessere Weg, da mehrere Meinungen und Erfahrungen mit einfließen. Beim Schwimmen hat trainieren unter Anleitung aber definitiv Geltung, da der technische Anspruch und somit Festigung einer falschen Technik, durch jahrelanges, ungeleitetes Kilometerschrubben, viel höher ist? Auch hier wieder dieses "Plateau"-Ding. Wenn man sich aus eigener Kraft nicht weiterentwickelt, ist Zuhilfenahme von außen dann doch richtig und wichtig? Wenn das nicht so wäre, für was brauche ich dich dann noch als Trainer...
Im übrigen finde ich manche der Übungen extrem fragwürdig. Was mir genau das Silly Walking(Stechschritt), Käsekästchen, oder auf einem Bein durch die Gegend hüpfen bringen soll, verstehe ich überhaupt nicht! Wenn ich Kraftdefizite linksseitig habe, macht gezieltes Krafttraining da mehr Sinn, weil "effizienter"? Wenn ich Knieheben oder Skippings mache, für was muss ich dann noch ein jugendliches Schulspiel für Mädchen abspulen? Und Stechschritt lehne ich kategorisch ab. Mal abgesehen davon, dass das signifikanteste Argument ist, wie beknackt alle drei Übungen aussehen und ich keine Lust hab im Park von Jugendlichen verprügelt zu werden...
__________________
Wenn man denkt man wäre fit und macht dann seinen ersten Triathlon...
...Herz:"bist du bekloppt?"...Hirn:"quäl dich du Sau!"...Beine:"gib mir Tiernamen!"
...Und mit runder Tritt war in den 90'ern eigtl. eher gemeint, dass das Kraftverhältnis links/rechts=50/50% liegt. Auch so'n Ding, das ich nicht verstehe, warum heute so viele den runden Tritt mit der TF assoziieren. Und ja, dein Einbeinpedal-Dingens ist dafür eingeführt worden...
Ich glaube, da hast du etwas falsch verstanden. Der "Runde Tritt" bezieht sich nicht auf R-L-Verteilung und auch nicht auf die TF.
Es geht dabei um die Richtung der Krafteinleitung von Fuß auf Pedal/Kurbel!
__________________
2019: Ok, einmal wird´s noch versucht...
... kommt es halt nicht on top bzw. wird auch keine andere Einheit dafür gestrichen, sondern es wird meist einfach vors Intervalltraining in die Aufwärmphase gesteckt. Ich laufe auch 3-4 mal pro Woche. Das macht 45-60 km in der Woche. Wenn ich 15min Laub abc mache, bewege ich mich ja auch ein paar Meter, sodass ich am Ende 1,5km verliere. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese 1,5km eine wesentliche Verbesserung bringen würden. 1,5km von etwas einzutauschen, was ich ohnehin schon viel betreibe, und dafür noch mal einen andersartigen Reiz zu setzen finde ich hingegen sogar sehr effektiv
Volle Zustimmmung
... und dafür dass ich mich gut fühle wenn ich ABC mache, brauche ich keine "Beweise"
__________________
Grüße
Tri-K
__________________
slow is smooth and smooth is fast
swim by feel, bike for show, run to win
Lass es sein. Gehe lieber laufen stattdessen, in möglichst abwechslungsreichem Gelände.
Das Lauf-ABC soll die Lauf-Ökonomie verbessern. Das bedeutet, weniger Sauerstoffverbrauch bei einem festgelegtem Tempo. Diese Lauf-Ökonomie hängt jedoch vor allem von den Wochenumfängen ab, also den Kilometern, die Du durchschnittlich pro Woche zurücklegst. Das Lauf-ABC hat nur sehr geringe Effekte, positive wie negative.
Wenn Du ein besserer Läufer werden willst, musst Du in erster Linie mehr laufen. Abkürzungen gibt es nicht.
Hallo,
Das hört sich für mich schlüssig an. Danke, der Langsamläufer