So, ich fühle mich nun langsam auch wieder fit genug ein paar Zeilen zum Rennen los zu werden.
Erstmal: Ich bin nicht der größte Ironman-Fan. Mir ist das manchmal einfach bisschen zu viel Helden-Epos und Verbissenheit. Ist nur Sport, ich finde das übertrieben auf welches Level ein Ironman-Finisher gehoben wird.
Für Kraichgau hab ich mich also nicht wegen dem Label angemeldet sondern weil ich nur 35 Minuten Anfahrt habe und das Rennen wohl einfach geil ist.
Die Vorbereitung war echt mies, Krankheiten und Verletzungen haben sich fröhlich abgewechselt. Bis eine Woche vor dem Rennen wusste ich noch gar nicht ob ich mir das antun will oder lieber erst gar nicht hinfahre. Das ich es irgendwie ins Ziel schaffe war klar, aber ob ein Wettkampf rauskommt auf den ich stolz bin war etwas ganz anderes.
Aber von vorne:
Samstags muss das Rad eingecheckt werden. Find ich persönlich eigentlich nicht so geil, scheint aber bei allen großen Rennen so zu sein. In Heilbronn kann man einen Late-Check-Inn buchen, dann darf man morgens vorm Rennen das Rad einchecken. Das gefällt mir persönlich besser, da dann nicht das ganze Wochenende drauf geht für den Wettkampf. Wenn man für den Wettkampf extra anreist und das Wochenende im Kraichgau verbringt ist das aber sicher eine super Sache wenn man Samstags schon alles erledigen kann und dann vorm Wettkampf keinen Stress mehr hat.
Ich hab die Wettkampfbesprechung ausfallen lassen. Ich weiß wie Triathlon geht und in den Besprechungen hört man zu wenig neues als das ich mich dafür extra so früh auf die Reise machen wollte. ich wusste ja, das ich von Kumpels oder hier im Forum schon die Infos bekommen hätte wenn es was aussergewöhnliches gegeben hätte.
Dadurch war ich erst ziemlich spät die Startunterlagen abholen und war komplett alleine im Zelt. Die Mädels haben sich drum gestritten wer mich abfertigen darf weil ihnen so langweilig war. Den Rucksack den es dazu gab finde ich übrigens ziemlich geil. Denke der wird von mir noch öfter benutzt. Sehr stabil und es passt einiges rein. Perfekt für an den See oder für den nächsten Wettkampf.
Ich bin dann noch ein bisschen durch die Geschäfte geschlendert und hab zwei rosafarbene IM-Glocken für meine Töchter gekauft und 2 Gels und bin weiter zum See.
Was ich eigentlich auch nicht so geil finde sind zwei weit voneinander entferne Wechselzonen. Also hier wieder ins Auto und 10 Minuten zum See gefahren.
Der Rad-Check-Inn dort war auch mega entspannt. Da war viel Trubel, aber die Helfer hatten alles gut im Griff und alle waren gut gelaunt. Nachdem alles fertig gerichtet war hab ich mir noch das Schwimmen der Bundesliga-Mädels angeschaut. Dann war ich auch immerhin etwas in Wettkampfstimmung.
Der Wettkampfmorgen war dann natürlich ziemlich entspannt. Kurze Anreise, schnell gecheckt ob noch Luft auf den reifen ist, die Flaschen am Rad gefüllt und dann den Start der Profis angeschaut. Kurz danach ging es dann auch für die Amateure los.
Wettkampf:
Als guter und schwerer Schwimmer ist mir ja ein Massenstart recht. Ich hab kein Problem damit wenn es etwas wilder wird am Anfang sondern hab da eher Spaß dran. Den Rollingstart fand ich im Vorfeld also nicht so geil, besonders weil man am ende dann halt nicht weiß wo man steht. Die Duelle auf der Laufstrecke kann man sich dann sparen.
Ich muss aber zugeben, dass ich das dann im Wasser doch gar nicht sooo schlecht fand. Es war schon mega entspant. Ich bin etwa in der Mitte der 30-35 Minuten Gruppe gestartet und dann 31 Minuten geschwommen. Am Anfang musste ich ein paar überholen, aber das ging problemlos, da es von Anfang an schön entzerrt war. Ich hab wohl etwas zu locker gemacht beim Schwimmen, ich denke knapp unter 30 min wären auch gegangen ohne danach dafür zu bezahlen.
Radfahren wurde ja schon viel drüber berichtet: Die Strecke ist komplett gesperrt und macht echt Spaß!
Erst ging es flach im 38er Schnitt einige Kilometer Richtung Hügel. Da war ich wie gewohnt fast nur am überholen. Dann kamen die besagten Hügel und wie gewohnt wurde dann hauptsächlich ich überholt. Ich muss es aber nochmal loswerden: Sehr cool, wie bemüht fair alle gefahren sind! Im Kraichgau meldet man sich wahrscheinlich nicht an, wenn man vor hat zu lutschen!
Bergauf ging es teilweise wirklich Rad an Rad in Viererreihe hoch, mich stört das nicht wirklich. Mag nicht regelkonform sein, aber es hat ja keiner einen Vorteil davon.
Auch von der erwarteten Ironman-Verbissenheit konnte ich da nix feststellen. Es war immer mal kurz Zeit für ein aufmunterndes Wort wenn man sich zusammen den Berg hochgequält hat. Auf meine quietschende Kette wurde ich mehrmals angesprochen. Auch mein Sufferfest-Einteiler fand Gefallen.
Die Radstrecke fand ich persönlich gar nicht so hart wie erwartet. Wenn man mit Wattmesser fährt ist die eigentlich "harmloser" als eine flache Strecke, da man es zwischendrin auch immer mal wieder einfach rollen lässt. Meine Wattzahlen waren anfangs ok, spätestens ab der Hälfte musste ich dann aber einsehen das das wenige Training Auswirkungen hat. Nach 2:46h war ich dann aber noch einigermaßen fit als ich die Strecke hinter mir hatte. Sehr geil fand ich, dass ich endlich mal das Rad nicht selbst in die Wechselzone bringen musste sondern das es sofort einer abgenommen hat. Allerdings ist mein Rad etwa 800€ wert und mich stören weitere Kratzer kein bisschen. Hätte ich so eine 8000€-Maschine hätte ich das den Teenies dort wahrscheinlich nicht so gerne überlassen.
Der Lauf war dann erwartungsgemäß echt übel. Die Hitze war für mich Moppel echt schlimm und die nicht mal 400 km Lauftraining habe ich deutlich gespürt. Das ständige auf und ab gab mir dann den Rest. Aber ich konnte durchlaufen. An den Verpflegungsstellen hab ich mir immer sehr lange Zeit gelassen zum Kühlen und Speicher auffüllen. Die muss man auch echt lobend erwähnen: Das war wirklich Premium-Service, sowas hab ich noch nicht erlebt!!! Es gab an jeder Station eiskaltes Wasser in Becher und Schwämmen, Cola, Iso, Obst, Cracker, Gels, Riegel und dann noch mal alles von vorne. Zwischendrin gab es nochmal Redbull und dann haben noch Anwohner Schwämme und Gartenschläuche bereit gehalten. ich hatte einen Trinkgürtel dabei, aber das war komplett unnötig. Nach 1:51h beim Laufen bin ich mit Gesamtzeit 5:13h ins Ziel gestolpert. Meine Frau meinte selbst für meine Verhältnisse sah ich auf der Laufstrecke arg schlimm aus. Hat sich auch arg schlimm angefühlt.
Nach dem Wettkampf war ich noch ein Stündchen mit den Kindern auf einem tollen schattigen Spielplatz genau hinter dem Ziel. Der ist auf jeden Fall ein Geheimtipp für alle die mit Kindern da sind.
Einen kurzen Schock hab ich bekommen beim Rad abholen: Etwa 200 Leute vor mir in der Schlange. ich war völlig fertig und wollte heim aber was soll man machen. Also Zähneknirschend angestellt. Das passte jetzt aber so gar nicht zum Premium-Service fürs Premium-Startgeld! nach etwa 1 Minute kam dann aber einer der Helfer an der Reihe entlang und hat allen zugerufen das man sich nur anstellen muss wenn man seine Zeit nicht weiß und ansonsten einfach durch gehen soll. Die Räder wurden ja wie erwähnt von Helfer entgegen genommen und dann einfach so wie sie kamen eingereiht. Man musste dann an seiner Ankunftszeit etwas anschätzen wo das Rad sein müsste. Ging problemlos und hat mir gut gefallen!
Fazit: Für mich ein tolles Erlebnis! Ironman ist abartig teuer, aber ich fand ich hab auch genug bekommen für mein Geld. Geiler See, Komplett gesperrte Radstrecke, wahnsinnig viele Helfer und tolle Verpflegung. Sehr viele Zuschauer und viele geile Profis zum Bestaunen. Meiner Familie hat es trotz der Hitze auch gefallen. Sollte ich diesen bekloppten Sport noch ein weiteres Jahr machen kommt Kraichgau wohl wieder in die ganz enge Wahl. Da würde ich doch zu gerne mal richtig fit an der Startlinie stehen!