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Daraus folgt, dass Gott in der christlichen Religion durchaus definiert ist; und dass die Worte so zu verstehen sind, wie wir auch alle anderen Worte verstehen.
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Dieser Punkt müsste also geklärt sein, oder sehe ich das falsch?
Das sehe ich völlig anders.
„Ich bin der, der ich bin“ ist doch keine Definition(!), sondern eine Tautologie. („Die Schwerkraft ist die, die sie ist“, bringt mir als Antwort keine Punkte in der Physikklausur.)
Wie Worte zu verstehen sind, kann ein Problem sein. Du setzt voraus, daß das immer unproblematisch verläuft. Ließ doch mal einen anderen, nichtreligiösen, zweitausend Jahre alten Text. Und auch innerhalb unserer aktuellen Sprache arbeiten die Worte und Sätze nicht alle auf die gleiche Weise.
Die Sprache ist älter als die Wissenschaft und ist auch nicht zu ihrem Zweck entstanden. Es geschieht aber ständig, daß die Wissenschaft sich Begriffe aus der Sprache (des Alltags, der Philosophie, der Religion, etc.) herausgreift und zu ihren Zwecken umdefiniert, dabei die Bedeutung verengt und auf bestimmte Aspekte fokussiert.
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Beethoven bediente sich ganz bestimmter Mittel, um eine bestimmte Wirkung zu erzeugen...
Menschen sind Algorithmen, na klar, wenn auch hochkomplexe! Beispielsweise kannst Du keinen Gedanken denken, für den Du keine Gehirnstruktur hast...
Danke für Deine Beschreibung! Die kann man zwar im Einzelnen diskutieren, im Großen und Ganzen hätte ich aber nicht viel auszusetzen. Wir sehen: es passiert nichts , das den Naturgesetzen widerspricht.
Was wir auch sehen: Die Beschreibung bleibt allgemein. Sie kann nicht erklären, warum das Werk genau so geworden ist, wie es ist und nicht anders, oder warum nicht ein anderer Künstler, der dieselben Voraussetzungen hatte, dasselbe komponiert hat. Das Werk ist individuell. Individuum est ineffabile.
Also ich bin kein Algorithmus und meine Mitmenschen auch nicht. Wir sind aus Fleisch und Blut, ein Algorithmus nicht. Wir verfügen über Vernunft, ein Algorithmus nicht. Wir haben einen Willen...
Ohne Gehirn kann ich sicher nicht denken. Inwiefern einzelne, bestimmte Gedanken mit einer jeweils bestimmten Gehirnstruktur in Verbindung gebracht werden können, ist eine andere noch offene Frage. Für das Denken insgesamt wird es auch so bleiben, solange es neue Gedanken geben wird.
„Ich bin der, der ich bin“ ist doch keine Definition(!),
Ich komme Dir entgegen, damit es keine Debatte über Definitionen wird: Ist beispielsweise ein Mensch "konkret genug"? Jesus war ja Gott und er wandelte auf der Erde. Die damaligen Menschen hätten also eine sehr genaue Definition gehabt. Du kannst also nicht behaupten, der Gottesbegriff sei im Christentum so nebulös, dass er für die Wissenschaft nicht zugänglich wäre. Jesus aß Fisch, trank Wein, ließ den Satan in eine Herde Säue fahren, und vieles mehr. Du weißt über Jesus mehr, als Du über mich weißt. Und Du würdest vermutlich nicht behaupten, ich wäre zu nebulös für eine wissenschaftliche Betrachtung.
Zitat:
Zitat von Zarathustra
Wie Worte zu verstehen sind, kann ein Problem sein. Du setzt voraus, daß das immer unproblematisch verläuft.
Das stimmt sicherlich. Aber nur weil Frau Müller eventuell missverstehen könnte, was Frau Schulze gemeint hat, kann man nicht postulieren, dass ein Verstehen generell ausgeschlossen wäre, oder dass man überhaupt keine Bewertungen vornehmen könnte. Um Zweideutigkeiten zu klären, sind meist genügend Anhaltspunkte vorhanden.
Meine These ist dies: Die alten religiösen Schriften bedienten sich exakt der Sprache, die zum Zeitpunkt des Verfassens allgemein üblich war. Wir verstehen diese Sprache auch heute noch, und zwar auch dort, wo sie von der heutigen Umgangssprache abweicht. Der geschichtliche Kontext ist uns bekannt und wird auch berücksichtigt; eben deswegen verstehen wir es. Die Religion macht Aussagen über die real vorhandene Welt, und wir können diese Aussagen überprüfen.
... Ist beispielsweise ein Mensch "konkret genug"? Jesus war ja Gott und er wandelte auf der Erde. ...
dass ein Verstehen generell ausgeschlossen wäre, oder dass man überhaupt keine Bewertungen vornehmen könnte...
... Die Religion macht Aussagen über die real vorhandene Welt, und wir können diese Aussagen überprüfen.
Wenn x=x als Definition auch gültig sein mag, bleibt sie dennoch recht uninformativ.
Ja, laut Bibel war Jesus ein Mensch. Da er aber zugleich auch Gott war, sehe nicht, wie das das Problem verringern sollte. Oder welche Gottmenschen kennst Du sonst noch?
Ich sagte nicht, daß Verstehen generell ausgeschlossen ist. Ich sagte, Wissenschaft benötigt wohldefinierte Begriffe sowie eindeutige Wahrheitsbedingungen für ihre Hypothesen. Das ist bei dem Satz „Gott ist der Schöpfer der Welt“ aus den genannten Gründen nicht gegeben.
Ich sagte, Wissenschaft benötigt wohldefinierte Begriffe sowie eindeutige Wahrheitsbedingungen für ihre Hypothesen. Das ist bei dem Satz „Gott ist der Schöpfer der Welt“ aus den genannten Gründen nicht gegeben.
"Wohldefiniert" bedeutet aber nicht, dass alle Details definiert sein müssen.
Das Wort "Gott" beschreibt im Christentum ein personales, bewusstes, mit Willen ausgestattetes Etwas. Das ist ausreichend, um es abzugrenzen gegenüber einem nicht-personalen, unbewussten und willenlosen Prozess.
Wir können also untersuchen, ob "Gott" (mit den oben beschrieben Eigenschaften) die Erde geschaffen hat, d.h. ob sich irgendwelche Anzeichen eines personalen, bewussten und gewollten Schöpfungsakts finden lassen, oder wir stattdessen einfach das Zusammenklumpen von Gesteinen vorfinden.
Das Wort "Gott" beschreibt im Christentum ein personales, bewusstes, mit Willen ausgestattetes Etwas. ...
Wir können also untersuchen, ob "Gott" (mit den oben beschrieben Eigenschaften) die Erde geschaffen hat, ...
Die Physik findet doch nicht einmal auf der Erde ein „personales, bewußtes, mit Willen ausgestattes Etwas“. Wie sollte ihr die Untersuchung außerhalb der materiellen Welt, also außerhalb ihres Gegenstandsbereichs gelingen?
Wie sollte ihr die Untersuchung außerhalb der materiellen Welt, also außerhalb ihres Gegenstandsbereichs gelingen?
Es gelingt nur deswegen nicht, weil die Aufgabenstellung und Zuständigkeiten von Dir so formuliert wurden, dass es nicht gelingen kann.
Es existiert nichts außerhalb der materiellen Welt; und die Behauptung, dass die Religion irgendwelche Aussagen über diese nicht existierende Welt machen könne, ist willkürlich.
Wenn dieser willkürliche Winkelzug für die Religion erlaubt ist, dann ist es auch für mich erlaubt. Dann kann ich für mich Anspruch nehmen, exakt über die nicht-materielle Welt Bescheid zu wissen.
Falls Du entgegnest, dies wäre gegen die Spielregeln, kann ich Dir im Vatikan einige Herren zeigen, die genau dieses Wissen über die nicht-materielle Welt für sich in Anspruch nehmen.
Wenn Du mir das nicht zugestehst, dann fällt dieses Privileg auch für den Vatikan und für deren Religion weg.
Ich verstehe nicht, warum Du sehr genau auf die Grenzen der Wissenschaft achtest, jedoch der Religion grenzenlos und ungeprüft alles zubilligst, was diese für sich in Anspruch nimmt.