Freitag ist ja an sich fuer die arbeitende Bevoelkerung immer ein guter Tag, das ist hier in NYC nicht anders. Der Tag fing schon mal spitzenmaessig an. Als ich bei meiner Asiatin vor der Arbeit am Obst/Smoothie-Haenger aufschlug, schaut sie mich nur an und sagt "Large fruit salad". Da biste baff. Eigentlich hatte ich ihr und mir vier Wochen Gewoehnungsphase gegeben, doch sie wusste bereits nach einer Woche, was ihr neuer Stammkunde will.
Dabei haette ich eigentlich heute gar nichts gebraucht, denn ich war bei Mitbewerbern zu einer Konferenz eingeladen. Und da sollte es auch ein Fruehstueck geben. Egal, Obst geht immer. Bei der Konferenz gab es dann aber auch lecker Obst und fies-gute Bagels. Vor mir sass ein "Zuhoerer", der opulent fruehstueckte und sich sodann schleunigst wieder vom Acker machte.
Erstaunlich finde ich, dass hier statt Anzug plus Krawatte haeufig Khakihose (pfui) plus Hemd zum Einsatz kommt. Wohlgemerkt in der Finanzindustrie! London ist da deutlich eleganter unterwegs.
Ein Landsmann aus Frankfurt, Typ braungebrannter Dandy, gab als Diskussionsteilnehmer Vollgas mit deutschem Akzent. Ich hoere mich bestimmt genauso an, gemischt mit ein wenig Kiwi und neuerdings auch noch - schockschwere Not - Guiness.
In der Mittagspause stand endlich mal ein Besuch des MOMA-Shops (Museum of Modern Art) auf dem Programm. Es liegt direkt gegenueber meinem Buero. Ich bin ja mittlerweile zum Designfan geworden, auch wenn mir das erstens alles andere als im Blut liegt und zweitens "Design" mittlerweile so einen leicht schalen
Obere-Mittelschicht-Touch hat, der mitunter gerne auch mal in den Bereich Volks-Alessi vollends abstuerzt. Es ist diese vermeintliche Weltoffenheit gepaart mit (angelerntem) Sinn fuer Schoenes, die mich wie ein fratziges Spiegelbild anstarrt.
Aber schaut Euch mal dieses Besteck an

:
So muss Besteck aussehen! Leider kommen Schwere und Klarheit des Bestecks auf dem Bild nicht richtig zur Geltung. Klare Formen und intelligente Designstuecke, die nicht nur gekonnt aussehen, sondern auch etwas koennen, haben eine ganz spezielle Faszination.
Einen Block weiter entdecke ich dann diese unglaubliche Schoenheit im Schaufenster:
Da wir es hier schon einmal von Uhren hatten:
das ist eine schoene Uhr. Eine Timex funktioniert lediglich.
Schrecklich, in NYC lauert tatsaechlich an jeder Ecke eine Versuchung fuer den kommerzgeilen Shopper. Dinge, die die Welt nicht braucht. Trotzdem. Oder genau deshalb.
Nach der Arbeit folgte ein Subway-Faehrtchen zu den New York Roadrunners (in Stuttgart wird die S-Bahn uebrigens 'Sozialschlauch' genannt). Zum einen wollte ich meine Unterlagen fuer den Queens Halbmarathon am Sonntag abholen, zum anderen mit dem Elitekoordinator des NYC Marathons sprechen. Oder besser gesagt mit
der Koordinator
in.
Ich: "Hi. I'd like to speak Jonni Lord. Is he in today?" "No, I think she's not." Ooooops. Wenigstens glaube ich, dass sich damit eventuell vielleicht meine Chancen auf einen Elitestartplatz erhoehen.
"After work drinks" gehoeren natuerlich freitags auch dazu. Und wenn man in Midtown arbeitet, dann kann man ja auch gleich mal bei
Johnny Utah's vorbeischauen (und ihr koennt vorbeisurfen).
Was Donnerstag Abends die angeheiterte "businesscrowd"ist, ist Freitag Abend das "Bridge and Tunnel"-Publikum, im Deutschen gemeinhin als Landbevoelkerung bezeichnet. Nach Manhattan kommt man naemlich entweder ueber eine Bruecke oder durch den Tunnel.
Johnny Utah's Attraktion ist das "bull riding", besonders wenn sich eine Dame in den Ring traut. Dann gibt der "Stier-Chauffeur" alles, damit die groelenden Maenner auf ihre Kosten kommen. Besonders beliebt ist in solchen Faellen dann der Ruettelmodus.