Hallo qbz, der Satz "Die Wissenschaft kann dieses Leid erklären, und zwar vorwiegend anhand der Wirkungen der Evolution, die einen ungesteuerten und ungerichteten Mechanismus beschreibt", meint keinen Sozialdarwinismus, und auch sonst keine sozialen Dinge. Sondern es beschreibt, warum die Natur grausam und mitleidlos ist. Ich sprach nicht von Arbeitsverhältnissen, sondern von Würmern.
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Hallo Jörn,
"Deine (Zarathustra´s) nebulöse Methode scheint mir ungeeignet zu sein, um so komplexe Fragen zu lösen, wie sie das Leid auf der Welt (Theodizee) darstellt.
Die Wissenschaft kann dieses Leid erklären, und zwar vorwiegend anhand der Wirkungen der Evolution, die einen ungesteuerten und ungerichteten Mechanismus beschreibt.... " hast Du geschrieben.
Beziehst Du das Theodizee-Problem auf Würmer, stimme ich Deiner Erklärung vorbehaltlos zu.
... auch andere gesellschaftswissenschaftliche Erklärungen existieren, wie diejenige, welche die Produktivkräfte und die Vergesellschaftung der Arbeit als gesetzmässigen Motor der Menschheitsentwicklung sehen.
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Wer im Unterschied dazu nach der "Wahrheit" (Wahrheitsbeweisen) des christlichen Glaubens im naturwissenschaftlichen, stofflichen Sinn verlangt, ... trägt in meinen Augen durch die Fragestellung selbst zur Mystifizierung der Gottesidee bei.
Es ist in diesen Dingen, denke ich, oft schwer sich nicht mißverständlich auszudrücken. Darum: Danke für die präzise Formulierung!
Besonders der Gedanke im letzten Satz gefällt mir. Man kann, glaube ich, viele Spekulationen in der Theologie besser verstehen, wenn man sie als Reaktion auf diese Fragestellung durch Rationalisierungsversuche ansieht.
Aha, Rationalisierungsversuche. Da versucht also jemand, den herrlichen Gott in die Niederungen des Rationalen zu zerren -- wie unverschämt und geschmacklos! Haben diese Leute denn keinen Anstand?
Dass Gott nicht rational zu ergründen sei, ist eine völlig unbewiesene Ausflucht. Vielleicht ist es so -- aber es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf.
Es wurde von den Kirchen einfach so definiert: Gott ist rational nicht begreifbar, basta! Dabei wissen die Kirchen überhaupt nicht (beweisbar), was Gott überhaupt sein soll; also können sie auch nicht wissen, wie er zu ergründen wäre.
Genauso gut könnte ich per Definition festlegen, dass Gott nur von Männern ergründet werden kann, basta! Oder dass er sich nur dem Papst offenbart, basta! Oder nur während der Sprechstunde von 10 bis 12 Uhr! Basta!
Reiner Humbug!
In Wahrheit wird mit dem Geschwurbel um den irrationalen Gott lediglich verschleiert, dass die für ihn vorgebrachten Argumente keinerlei Sinn ergeben.
Ich lege jetzt einfach mal fest, dass Gott ausschließlich rational begreifbar ist, basta! Warum? Basta!
lass uns doch mal grobschlächtig systematisieren, ich versuch es mal, sorry, das wird etwas länger ...
das Problem:
(A) Die Idee eines Schöpfergottes als Person der mit den Eigenschaften,
allmächtig und allwissend und mit Allgüte(*) ausgestattet ist, verträgt sich prima facie nicht mit der Wahrnehmung des Leids in unserer - nach Voraussetzung- geschaffenen Welt.
weitere Bestimmungen:
(B) Wir waren auch so weit um die Eigenschaften Gottes ggf. eine Klammer zu setzen: Sofern wir Gott als endliche Wesen mit menschlichen Begriffen zu beschreiben in der Lage sind.
(C) Um den Teil mit dem Leiden in der Welt, wird oft die Klammer gesetzt, das es sich primär um menschliches Leid aus der Wahrnehmung in der Perspektiven von endlichen Menschen handelt.
unmittelbare Folgen:
(D) Allein an der logischen Kohärenz der Eigenschaften Gottes lassen sich sehr schnell spannende, sehr lange Diskussionen zu Widersprüchen entwickeln.
(E) Man an jedem der Schrauben etwas drehen, im Versuch das Problem zu lösen - aber diese Lösungen ist dann auch nicht wirklich überzeugend.
Soweit ist das ein Monster-Problem (ich habe gehört in den Naturwissenschaften gibt es das auch ).
- Gläubige gehen ggf. darüber zweifelnd hinweg.
- Für Agnostiker und Atheisten ist es eine scharfes argumentatives Schwert. Aber seltsamer Weise nicht immer *das* zentrale Argument für ihre Position, schon (D) ist abendfüllend.
Als Basis okay?
m.
(*) Ich weiche hier deutlich schon der normalen Sprache ab, hoffe es ist verständlich. was gemeint ist.
Genauso gut könnte ich per Definition festlegen, dass Gott nur von Männern ergründet werden kann, basta! Oder dass er sich nur dem Papst offenbart, basta!
Reiner Humbug!
Ich lege jetzt einfach mal fest, dass Gott ausschließlich rational begreifbar ist, basta! Warum? Basta!
Weißt Du was der Unterschied ist? Die Festlegung der Kirche wurde und wird akzeptiert. Deine nicht. (historische Tatsache)
Im Mittelalter. Und genau da ist der Klerus auch hängen geblieben.
Du möchtest also behaupten, es gibt seit dem Mittelalter und auch heute keine Menschen mehr, die die Festlegung akzeptieren, daß Gott nicht rational erklärbar sei?
Nein, das bestreite ich nicht. Ich weise nur auf die damit verbundene Scharlatanerie des Klerus hin, weil es oft nicht erwähnt wird. Der Klerus tut nämlich so, als wüsste er irgendwas über die Rationalität von Göttern, obwohl das nicht der Fall ist. Er vermeidet es lediglich, diesen Umstand sichtbar werden zu lassen.
Deswegen halte ich es für angebracht, diesem Scheinargument des angeblich nicht erfassbaren Gottes bei jeder Gelegenheit zu widersprechen -- und ich bin in dieser Disziplin zu erstaunlicher Ausdauer fähig.