Ich tu mir schwer, auf etwas stolz zu sein, worauf ich keinen Einfluß habe oder hatte. Ich bin einfach nur halbwegs froh, dass ich das Glück hatte, in DE geboren worden zu sein und nicht in einem heruntergekommenen Land. Die Hälfte von dem was wir sind und erreichen ist Zufall.
Für mich (und viele andere, die auch in anderen Ländern großgeworden sind) ist diese Haltung schwer verständlich, aber in Deutschland weit verbreitet. Ich vermute, der Stolz auf die eigene Nation ist durch die Nationalsozialisten zu gründlich diskreditiert worden.
Ich halte es für höchst natürlich und menschlich, stolz zu sein auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, in der etwas (aus eigener Sicht) besonderes geleistet wurde: das Kind ist stolz auf seinen Papa der z.B. Feuerwehrmann ist, der Vater ist Stolz auf seinen Sohn, der ein talentierter Musiker wird, die Münchener sind stolz auf ihren Fußballmeister, die deutschen Triathleten auf ihren Frodo oder Sebi, die Ungarn auf John von Neumann und Eduard Teller, etc. Alles ohne eigenen Beitrag zur Leistung, einfach weil man irgendwie damit verbunden ist - durch Verwandtschaft, Wohnort oder Herkunft/Nationalität.
Ich stamme aus Osteuropa, wo viele kleine Völker leben, in der Geschichte oft in ihrer Existenz bedroht wurden durch größere Nachbarn oder Eroberer. Solche Nationen haben gelernt, daß kein Volk auf Dauer bestehen kann, das nicht seine Identität mit Stolz vertritt, pflegt und ggf. verteidigt. Deshalb ist dort meistens ein wesentlicher Teil der Schulbildung das sehr gründliche Kennenlernen der eigenen (kompletten) Geschichte und Kultur, mit Hervorhebung der besonderen Leistungen darin, wie auch der besonderen Fehler. Dieser Stolz setzt deshalb noch keinen anderen herab - es bringt einem aber die eigene Identität näher, gibt den Menschen eine kulturelle Heimat, eine Zugehörigkeit, und damit eine Sicherheit im Leben, die gerade in Zeiten der Globalisierung für viele verloren zu gehen scheint.
Ein wenig mehr von dieser Haltung würde diesem Land m.M.n. auch gut tun. Noam formuliert es perfekt:
Zitat:
Wir als Menschen, die in Deutschland leben, können auch trotz der dunklen schrecklichen Geschichte sehr stolz auf vieles sein, was in diesem Land passiert ist. Dichter und Denker, Handwerk und Ingenieurskunst, Reformation und Aufklärung. Man muss seinen Patriotismus und seine nationale Identität nicht aufgeben, um ein weltoffener Mensch zu sein.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Grad gesehen, dass es 'Argumentationstrainings gegen Rechts' gibt.
Find ich interessant, wobei meine Erfahrung ist, dass Besorgtbürger so viel Bullshit aus der Hüfte feuern, dass man gar nicht weiss, wo man anfangen sollte.
Ansonsten reichte für den ersten Dämpfer schon die Bitte um ne glaubhafte Quelle für genannte Zahlen...
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
Ich halte es für höchst natürlich und menschlich, stolz zu sein auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, in der etwas (aus eigener Sicht) besonderes geleistet wurde: das Kind ist stolz auf seinen Papa der z.B. Feuerwehrmann ist, der Vater ist Stolz auf seinen Sohn, der ein talentierter Musiker wird, die Münchener sind stolz auf ihren Fußballmeister, die deutschen Triathleten auf ihren Frodo oder Sebi, die Ungarn auf John von Neumann und Eduard Teller, etc. Alles ohne eigenen Beitrag zur Leistung, einfach weil man irgendwie damit verbunden ist - durch Verwandtschaft, Wohnort oder Herkunft/Nationalität.
Hm - ich verstehe nicht, wie oder warum ich stolz auf Frodo sein sollte. Was habe ich damit zu tun? Er hat fleißig trainiert und damit gewonnen. Was ist mein Anteil daran?
Ich kann stolz sein, wenn ich mit meiner Gruppe beim THW in einem Einsatz Menschen geholfen habe. Wenn eine andere Gruppe im Einsatz war, dann freue ich mich, wenn sie erfolgreich waren aber darauf stolz sein? Ich kann das gefühlt nur für die eigene Leistung...
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Hm - ich verstehe nicht, wie oder warum ich stolz auf Frodo sein sollte. Was habe ich damit zu tun? Er hat fleißig trainiert und damit gewonnen. Was ist mein Anteil daran?
Du mußt es nicht, ich habe es als psychologisches Phänomän oder Bedürfnis beschrieben, das m.M.n. auf viele Menschen zutrifft.
Etwas präziser ausgedrückt kann ich es so formulieren: ich bin (viele Menschen sind...) stolz darauf, zu einer Gruppe zu gehören, aus dem etwas besonders hervorgebracht wurde. Dieses Gefühl stärkt die Zugehörigkeit, die Verbindung innerhalb der Gruppe, und damit auch die Stabilität der Gruppe.
Übrigens: Gilt das für Dich auch für die ersten Beispiele (Vater/Kind)? Wenn nicht, was ist der Unterschied?
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Du mußt es nicht, ich habe es als psychologisches Phänomän oder Bedürfnis beschrieben, das m.M.n. auf viele Menschen zutrifft.
Etwas präziser ausgedrückt kann ich es so formulieren: ich bin (viele Menschen sind...) stolz darauf, zu einer Gruppe zu gehören, aus dem etwas besonders hervorgebracht wurde. Dieses Gefühl stärkt die Zugehörigkeit, die Verbindung innerhalb der Gruppe, und damit auch die Stabilität der Gruppe.
Übrigens: Gilt das für Dich auch für die ersten Beispiele (Vater/Kind)? Wenn nicht, was ist der Unterschied?
Wenn der Vater den Sohn dahin gebracht hat, es also sein Verdienst ist - ja, wenn nicht in meinen Augen nur bedingt.
Aber klar - das ist alles sehr subjektiv. Vielleicht liegt meine Sichtweise auch daran, dass ich eine massive Aversion gegen Menschen habe, die sich mit fremden Federn schmücken.
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Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Aber klar - das ist alles sehr subjektiv. Vielleicht liegt meine Sichtweise auch daran, dass ich eine massive Aversion gegen Menschen habe, die sich mit fremden Federn schmücken.
Ich verstehe Deine Aversion gegen "sich mit fremden Federn schmücken". Ich nehme aber die von mir gemeinte Art von Stolz nicht so wahr, sondern als etwas, was Gemeinschaft stärkt und stiftet, ohne die Person selbst, die Stolz empfindet, dabei hervorzuheben.
Fremde Federn wären es für mich erst, wenn der Vater nicht einfach stolz auf seinen Sohn wäre, sondern so täte, als wenn es vor allem sein Verdienst wäre, nicht das Talent des Kindes (oder wenn irgendein Kanzler so tut, als sei die niedrige Arbeitslosigkeit sein/ihr persönlicher Verdienst, und nicht das Ergebnis der komplexen gesamtgesellschaftlichen und wirtschafltichen Entwicklung.)
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"wir" haben das GG vll formuliert, den korridor was drinzustehen hat, haben damals aber ganz andere vorgegeben.....
Na und - das was drin steht ist gut und gültig und man darf sich auch damit identifizieren, d.h. man muss sich damit identifizieren, wenn man in Deutschland zurechtkommen möchte.