Erst gestern hörte ich im Radio, dass ein muslimischer Stand auf einem Deutschen Weihnachtsmarkt nach anhaltenden Tumulten deutscher Weihnachtsmarktbesucher aufgab und den Stand räumte. Für mich eine bittere Nachricht.
Deine Kritik finde ich berechtigt. Es ist nun ja aber nicht so, dass sich die katholische Gemeinde o.ä. beschwert hätte. Das war der ganz normale Pöbel, wenn ich das richtig sehe.
Nachvollziehbar, zumal auf einem Weihnachtsmarkt der Nationen, ist die Aufregung für mich nicht.
Aus Zeitgründen schaffe ich es oft nicht einmal, diesem spannenden Thema ständig zu folgen. Ich finde toll, wie ernsthaft die Auseinandersetzung stattfindet.
Ich habe selbst als Kind katholischen Religionsunterricht in Bayern erlebt, und meine Kinder schickte ich auch in den Religionsunterricht aus den Gründen, die in dieser Diskussion von den Befürwortern eines Religionsunterrichts genannt werden: das Christentum gehört zu unserer Kultur; die Kinder sollen sich wissend damit auseinandersetzen.
Der Religionsunterricht in meiner Jugend war gekennzeichnet von indoktrinierenden Lehrern, und ich hatte angenommen, dass das heute anders sei. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Beispiel: Religionsunterricht in der 7. Klasse (München-Stadt, 2014): die Lehrerin verlangt von den Schülern, die Geschichten der Bibel wie Fakten zu lernen und zu reproduzieren. Sie sagt, die Juden glauben, dass die Worte der Thora das Wort Gottes seien. Meine Tochter fragt: wenn das stimme, müsse sie doch auch daran glauben? Lehrerein verneint: „die Juden irren sich“. Die Lehrerin spricht vom Teufel und der Verdammnis. Im Unterricht wird ein Austreibungstanz gegen den Teufel geübt. Nach eingehenden Gesprächen zu Hause beschließt meine Tochter, zu Ethik zu wechseln. Sie fragt die katholische Religionslehrerin, welche Folgen das für sie haben werde. Die Religionslehrerin antwortet: „Du wirst zwar nicht in die Hölle, aber in die Verdammnis kommen“.
Meine Kinder sind durchaus dazu in der Lage, einen solchen Unsinn, der ihnen in der Schule erzählt wird, zu hinterfragen. Man könnte argumentieren, dass schule ihren kritischen Verstand. Ich finde es bedauerlich, dass man so viel Zeit der Kinder auf so etwas verwendet, so dass sieschließlich lernen, nicht alles zu glauben, was ihnen ein Erwachsener erzählt, statt mit ihnen über relevante ethische Fragestellungen zu sprechen.
Das Argument, solcherlei habe mir und meinen Kindern nicht geschadet, erinnert mich an das Argument der leichten Ohrfeigen, die auch noch niemandem geschadet hätten.
Unsere kulturellen Wurzeln zu würdigen ist schon in Ordnung, Keko. Unsere Kultur ist im stetigen Wandel, nicht wegen, sondern trotz der kirchlichen Doktrin.
Aber so kann doch jeder argumentieren. Gehen wir ein bisschen vor: Newton wäre ohne die Erfindung der Zahlen nicht Newton gewesen. Hätte er nicht schreiben und lesen können, ebenso nicht. Du greifst dir irgendeinen raus.
Ich stelle ja nicht die Leistungen von Newton oder anderen Naturwissenschaftlern infrage. Nur verfällst du genauo einer Ideologie, wenn du sie hochlobst.
Die Zahlen, Zeichen im Sinne der Kommunikation miteinander wurde lange vor dem Christentum und der Bibel erfunden. In meinen Augen sind sie eine weitaus größere Leistung des Menschen im Allgemeinen, als die Erfindung irgendeiner Religion jemals sein kann.
Auch das Christentum als Religion ist wie "irgendetwas herausgegriffen", denn es gibt sehr viele Religionen auf der Welt. Warum also begehen wir nicht auch das Vesakh-Fest? Es ist ein Buddistischer regligiöser Feiertag mit kulturellem Hintergrund. Natürlich ist es logisch, denn der Buddismus spielt hier in unseren Breitengraden keine allzu große kulturelle Rolle. Verstehst Du was ich meine?
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Die Zahlen, Zeichen im Sinne der Kommunikation miteinander wurde lange vor dem Christentum und der Bibel erfunden. In meinen Augen sind sie eine weitaus größere Leistung des Menschen im Allgemeinen, als die Erfindung irgendeiner Religion jemals sein kann.
Das sehe ich auch so. Aus meiner Sicht die größte kulturelle Leistung über alle Zeiten hinweg.
Zitat:
Zitat von Vicky
Auch das Christentum als Religion ist wie "irgendetwas herausgegriffen", denn es gibt sehr viele Religionen auf der Welt. Warum also begehen wir nicht auch das Vesakh-Fest? Es ist ein Buddistischer regligiöser Feiertag mit kulturellem Hintergrund. Natürlich ist es logisch, denn der Buddismus spielt hier in unseren Breitengraden keine allzu große kulturelle Rolle. Verstehst Du was ich meine?
Alles ist herausgegriffen, nichts ist absolut. Klugschnacker hat weiter oben ja mal Naturwissenschaftler in den Raum geworfen. Das wäre genauso herausgegriffen und relativ wie die Religionen, deren Feiertage man hat.
Statt auf den Esslinger Weihnachtsmarkt (auf dem du warst ) könntest du auf den Esslinger Newtonmarkt gehen. Irgendwelche Menschen würdest du damit vor den Kopf stoßen, vielleicht weil Newton Europäer war und nicht Araber. Immerhin haben wir von ihnen die Zahlen. Der Esslinger Newtonmarkt wird von Aufgebrachten niedergebrannt!
In letzter Konsequenz müsste man jeglich kulturelle oder soziale Regung abschaffen. Kein Zeichen von Äusserlichkeit oder Partei, ansonsten geht das gleiche Dilemma an anderer Stelle wieder los. Das sind aber ideologische Träume, weil der Mensch eben auch ein soziales und kulturelles Bedürfnis hat, das befriedigt werden muss. Oder warum gehst du auf den Esslinger Weihnachtsmarkt? (ich gehe übrigens heute wieder auf den Stuttgarter, da war ich gestern auch schon - vielleicht treffen wir uns )