Ich finde es heute total anstrengend, sich auszudrücken ohne von absolut korrekten Menschen mit der Rassismuskeule erschlagen zu werden.
Wie wäre es, wenn man einfach das Opfer einer solchen Bemerkung befragt, ob es sich dadurch verletzt fühlt oder nicht? Denn nur das Opfer wird abschließend einschätzen müssen, wie die Bemerkung aufzunehmen ist.
Bei uns im Freundeskreis hieß ein Farbiger Kakao. Da wäre wohl für den nicht involvierten auch der Rassismus naheliegend. Aber den Spitznamen hat er in Anlehnung an einen seiner Lieblingsfußballspieler Cacao selber verpasst. Es ging sogar so weit, dass er beim Fußball meistens ein Trikot der deutschen N11 trug mit Kakao (absichtlich diese Schreibweise) aufgepflockt und das hat weiß Gott nichts mit Rassismus zu tun und war unglaublich lustig.
Rassismus kann es ja auch nur dann sein, wenn man eine unbestimmte Menge an Menschen aufgrund von irgendwas herabsetzt und nicht wenn man eine Person herabsetzt. Dann ist es wohl eher "nur" eine schlichte Beleidigung.
Ich finde es schon erstaunlich wie schnell man mit der Rassismuskeule kommt. Vielleicht bin ich da auch einfach nur überempfindlich, da mir im Beruf sehr oft beim Einschreiten dieser Rassismus von demjenigen gegen den ich vorgehen muss, vorgeworfen wird.
Servus noam,
keiner von uns ist "absolut korrekt", jeder ist unvollkommen, jeder handelt in seinen Mustern. Darum geht es aber nicht.
reisetante hat ein Fallbeispiel eingebracht und nach Meinungen gefragt, ganz wie die "Gewissensfrage" von Rainer Erlinger im SZ Magazin. Und da sind jetzt differenzierte Meinungen eingegangen. Find ich ziemlich produktiv, weil jeder, der sich damit beschäftigt, zum einen über dieses Muster und damit zum anderen über seine eigenen Muster nachdenkt.
Es gibt eine relevanten Unterschied zwischen "Rassismus" und "Alltagsrassismus", deshalb habe ich den auch in meinem Eingangspost eine Definition gepostet (lies es mal in Ruhe und ich hoffe Du kannst es nachvollziehen), damit klar wird, worüber ich rede. Und das hat wiederum nichts mit "Rassismuskeule" zu tun.
In unserem "normalen Alltag" haben sich - leider! - ein paar Dinge eingeschliffen, die wir eben als "normal" wahrnehmen und die wir dringend überprüfen sollten: "Ist das schwul!", "Scheiß Bulle!", "Du Pussy!" etc. und eben auch das hier diskutierte Wortspiel.
Wenn eine schwarze Person für sich das N-Wort nutzt, dann akzeptiere ich das. Ich persönlich würde dieses Wort nicht nutzen, da es eine konkrete weiße Diskriminierungsgeschichte in sich trägt.
Genauso wenig kann ich beurteilen, wie sich die betroffene Person im konkreten Fall gefühlt hat. Den "Täter" wurde ich auch nicht als Rassisten bezeichnen, seine Aussage beinhaltet jedoch Alltagsrassismus, der thematisiert werden muss.
Im regelmäßigen Austausch mit Jugendlichen im Rahmen von Bildungsarbeit erlebe ich oft, dass Jugendliche mit Rassismus-/Diskriminierungserfahrung für sich selbst Worte aneignen. Da wird dann ganz selbstverständlich gesagt "Ich bin ein Zige...r, man darf mich auch so nennen". Hierbei will ich der Person auch nichts absprechen, oder auch noch Rassismus vorwerfen. Allerdings muss ich den Umgang mit dem Wort reflektieren und meinen persönlichen Umgang damit finden. Andere betroffene Personen können sich davon betroffen fühlen (auch dieser Begriff hat ja eine konkrete Geschichte) und deshalb nutze ich dieses Wort nicht. Es geht nicht darum eine rosarote Welt zu schaffen und alles mit Kissen auszupolstern, aber trotzdem sollte man sich Gedanken machen über manche Wörter und den Zusammenhang in dem sie gebraucht werden.
Hierzu auch ein passender Beitrag von Zapp zu rechter Sprache in den Medien:
Besonders erwähnenswert war natürlich der sächsische Einschlag.
Mir scheint wenn man aus Sachsen kommt wird man von vornherein abgestempelt.
Das ist im Übrigen auch Rassismus.
Zitat:
Zitat von zappa
Es ist natürlich vollkommen wurscht woher der Mensch kommt und welchen Akzent er spricht. Wenn ich das unzulässigerweise grob vereinfacht haben sollte, tut es mir leid.
Woher derjenige auch kommt, es bleibt strukturell Alltagsrassismus.
Nochmals sorry, wenn das in meinem Beitrag der Fall gewesen ist.
Natürlich ist es "wurscht", woher diese Person kam.
Es ist allerdings wieder ein Beispiel, dass in Sachsen ein Problem vorliegt. Hierzu kommt auch der aktuell veröffentlichte Sachsen-Monitor. Besorgniserregend wird dieser vor allen Dingen im Vergleich mit dem aktuellen Mitte Bericht der FES.
Eine kleinen Vergleich der beiden Studien gibt es hier nachzulesen:
Zitat:
Zitat von treppenläufer Beitrag anzeigen
Besonders erwähnenswert war natürlich der sächsische Einschlag.
Mir scheint wenn man aus Sachsen kommt wird man von vornherein abgestempelt.
Das ist im Übrigen auch Rassismus.
Zitat:
Zitat von aequitas
Nein, das ist kein Rassismus.
Stimmt, korrekterweise hätten wir jetzt "Menschenverachtung" formulieren sollen?
Bitte gib mal die tagesaktuellen Begrifflichkeiten durch, man kann ja kaum mithalten...
Danke!
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