Meine kleine „Hundegeschichte“ trug sich schon vor ein paar Jahren zu, so in etwa um die gleiche Jahreszeit…….:
Es war November. Dunkel, nass, kalt! Ich hatte Lust auf Sport, und zwar draußen.
Das stand allerdings in Konflikt mit den damaligen meteorologischen Gegebenheiten.
Bedingt durch einen Radunfall (ohne Hundebeteiligung) im Frühjahr, hatte ich meine Wettkampfsaison erst spät im Sommer gestartet, und war deshalb im Herbst noch ziemlich fit und unausgelastet.
Und clever wie ich bin sagte ich zu meiner Freundin damals nicht: „komm wir fahren in Urlaub, mal ein bisschen Triathlon machen!“. Nein, mein Vorschlag war: „ Komm, wir fahren nach Thailand. 30 Grad, toller Strand, 5* Hotel, jeden Tag stundenlange Massagen und tolles Essen. Und weil’s so geil ist nehme ich mein Fahrrad und die Laufschuhe gleich mit……..“
Bei diesem Vorschlag gab es wie erwartet keinerlei Proteste und ich konnte mir einen Startplatz beim Laguna Phuket Triathlon buchen.
Nach unserer Ankunft sind wir dann erstmal, um es langsam angehen zu lassen, zu einem kleinen Strandspaziergang aufgebrochen.
Wunderschöner weißer weicher Sand, sanfte Wellen, türkisfarbenes Meer. So wie man es im Reiseprospekt immer sieht.
Was man allerdings nicht in den Reiseprospekten sieht, sind die Rudel freilaufender, wilder, herrenloser Hunde, die sich gerne an den Stränden rumdrücken und sich einen Spaß daraus machen, arme westlich Touristen zu ärgern. Diese Hunde sind teilweise sehr verwahrlost, deformiert und degeneriert. Mit schiefen, langen Zähnen und schaumigen Mäulern. Ich dachte mir nur, wenn die dich beißen, dann brauchst Du sicherlich mehr als eine Tetanusspritze und eine Wurmkur. Wahrscheinlich würde man sich nach einem Biss beim nächsten Vollmond zu einem ihrer Artgenossen verwandeln.....
Das sagte ich meiner Freundin aber nicht, um sie nicht zu beunruhigen. Stattdessen machte ich ein paar Witze über ein besonders hässliches Exemplar, welches unter einer Palme etwas abseits von Strand vor sich hinzudösen schien. Der Hund bemerkte es, hob die Augenbrauen, grinste mich schief an, als wolle er mir sagen: „Bürschlein, dein Gesicht habe ich mir gemerkt!“
Am nächsten Morgen stieg ich so gegen 5:30 aufs Rad, um mich zu akklimatisieren und um mich an die Zeitverschiebung zu gewöhnen, denn in vier Tagen war ja schon das Rennen.
Auf Phuket gibt es tolle Straßen zu Radfahren, bester Belag, tolles Profil, tropische Vegetation am Straßenrand mit einer tollen Aussicht auf den indischen Ozean. Und früh morgens ist kaum Verkehr, und außerdem ist es auch nicht so heiß.
Nach einem knackigen 15% Anstieg ging es auf der anderen Seite des Hügels ebenso steil bergab, und ich konnte mit 60 Sachen die Serpentine runterrollen und die Landschaft genießen.
Was ich nicht sah, war der Hässliche mit seiner ganzen Familie, schlummernd im Straßengraben am Ende der Abfahrt. Beim Vorbeirollen hob er kurz die Augenbrauen und rümpfte die Nase. Er hatte die Witterung aufgenommen……
Am nächsten Morgen stieg ich wieder um 5:30 aufs Rad. Ich freute mich auf die Strecke und auf den knackigen Anstieg, und die darauffolgende Abfahrt, die ich ja schon vom Vortag kannte.
Der Hässliche hatte sich den Wecker gestellt, und wartete am Ende der Abfahrt zusammen mit seiner 28 köpfigen Familie auf mich, sein Frühstück. Sozusagen Essen auf Rädern!
Ich wurde jäh aus meiner tropischen Glückseligkeit gerissen und konnte nur noch intuitiv so reagieren, wie ich es mal in einer Zeitschrift gelesen hatte, zückte meiner Wasserflasche und spritzte die ganze Mannschaft mit einem beherzten Strahl Iso-Getränk nass, was den Gesellen offensichtlich sehr missfiel.
Nun hatte ich nicht nur 28 mutierte Vierbeiner zum Feind, sondern meine Radflasche war leer. Als ich später völlig dehydriert am Frühstückstisch saß, und meine Freundin mich fragte wie die Tour denn war, sagte ich nur: „Schön,“ denn ich wollte Sie ja nicht beunruhigen, „tolle Straßen, mit besten Belägen und Profilen. Jede Menge tropische Vegetation, und viele süße exotische Tiere………“.
Das Rennen: Ich nahm Zwei Radflaschen mit, eine mit Isogetränk, und eine mit einer Lösung dessen Zusammensetzung ich hier nicht weiter erläutern möchte. Ich hoffte nur dass die Flasche während der Fahrt nicht explodierte, oder dass ich sie im Eifer des Gefechts vertauschte.
Schwimmen lief wunderbar - im Wasser gibt es ja keine Hunde. Allerdings ein paar Quallen, aber die bellen und beißen ja nicht.
Also rauf aufs Rad, und rein ins Gefecht. Nach meinem knackigen Anstieg sah ich sie am Ende der Abfahrt schon stehen: Der Hässliche und sein 28 köpfige Familie aufgereiht wie die Orgelpfeifen. Ich hob kurz die Augenbraue, lächelte (schief), zücke die (richtige) Flasche, und…….. die 28 köpfige Bestie grinste noch schiefer, zückte 28 Regenschirme und trotzte dem Strahl des ätzenden Gebräus, abgefeuert aus meiner Radflasche.
Sofort nahmen sie die Verfolgung auf, was mich durchaus dazu motivierte auf den nächsten 8 Kilometern deutlich unter dem damaligen Streckenrekord zu radeln. Leider nur auf diesen 8 Kilometern. Danach war der Akku leer und es ging auf die Laufstrecke. (Der neue Streckenrekord über die Gesamtdistanz ging im gleichen Rennen am Ende übrigens an einen gewissen Herrn Frodeno).
Zurück zu mir: 21 Km bei 35 Grad, der Akku völlig leer. Keine Kraft mehr zum weg laufen, mit 28 stinkigen Kötern auf den Fersen.
Auf Phuket ist es Tradition, dass die Finisher auf der Ziellinie von einem kleinen Babyelefanten eskortiert werden, bei mir waren es 28 blutrünstige, ausgehungerte Bestien mit Messer und Gabel im Anschlag.
„Und, war’s schön beim Triathlon?“ fragte mich meine Freundin, als ich sie später vom Massagesalon abholte…….
Happy Halloween
