Ich akzeptiere, dass man meiner Position auf den ersten Blick ebenfalls einen gewissen Dünkel vorwerfen kann, also die Überzeugung von der (vielleicht nur eingebildeten) Überlegenheit des eigenen Standes.
Als Vertreter eines aufgeklärten Weltbildes äußere ich alle meine Ansichten jedoch unter dem Vorbehalt, dass sie falsch sein könnten. Wir haben uns ja bereits im Reli-Thread ausführlich darüber ausgetauscht: Meinen Überzeugungen ist grundsätzlich zu misstrauen. Es ist stets das dahinter stehende Argument zu prüfen. Es können sich jederzeit Irrtümer zeigen, auch nachträglich. Konkret: Was ich über die Ehe denke, kann falsch sein.
Das Dünkelhafte in der Forderung der Pariser Demonstranten sehe ich nicht darin, dass sie anderer Meinung sind als ich. Hier wird mir etwas unterstellt, das nicht zutrifft. Es könnte sein, dass sich meine oder deren Meinung (oder beide) als falsch herausstellt. Dann hätten wir es mit einem Irrtum zu tun, was ich nicht schlimm fände.
Der Dünkel besteht darin, dass sie exakt jene Lebensweise für richtig halten, die sie selbst verkörpern oder idealisieren. Das ist die Grundlage ihres moralischen Urteils. Ich urteile zwar ebenfalls, mache mich aber nicht selbst zum Maßstab für andere. Ich verlange von niemandem, so zu leben wie ich selbst.
Ich kann deiner Argumentation komplett folgen und konnte das auch schon die ganze Zeit. Mein Problem ist aber, dass du zehntausende Demonstranten in einen Topf wirfst und ihren Argumenten das Atttibut dumm und dünkelhaft zuweist.
Wenn ich mich mit jemandem über die Home-Ehe unterhalte, kann es durchaus sein, dass ich das auch tun würde und ihm sage "Du bist doch blöd!". Aber niemals bei einer so großen Anzahl wie Zehntausenden. Es ging den Konservative auch um Dinge wie Adoption, künstliche Befruchtung, wo ich auch keine eindeutige Meinung habe.
So war ich z.B. auch auf S21 Demos, obwohl ich eigentlich für das Projekt war. Wie vielen anderen auch, ging es mir damals aber darum, dass ich es nicht i.O. fand, wie das Projekt über die Köpfe hinweg durchgeboxt wurde.
Ich kann mir also gut vorstellen, dass bei dieser Anti-Homoehe Demo verschiedene Interessen vertreten waren. Ich habe deshalb in diesem Thread weiter oben auch herauszuarbeiten versucht, dass es in unserer Gesellschaft noch immer sehr große Ressentiment (heimlicher Groll) gegenüber Homosexuellen und deren möglichen Kinder gibt, wurde dann aber selbst dessen bezichtigt, bekam einen Haufen offizielle Links entgegengeschleudert, die scheinbar das Gegenteil aussagen und es wieder bleiben lassen. Ähnlich geht es mir mit dir. Wenn du der ganzen Gruppe gleich in den ersten Postings aus deiner Sicht das Atrribut dumm und dünkelhaft anheftest, fördert das nicht unbedingt ein sinnvolles Auseinandersetzen.
Da ich direkt angesprochen wurde, beantworte ich mal die diese Fragen:
Zitat:
Zitat von Trimichi
... du würdest nicht exisitieren, gäbe es nur Schwule und Lesben.
Du argumentierst, dass die Menschheit ausgestorben wäre, wenn es nur Schwule und Lesben gäbe.
Das ist unsinnig, und zwar aus zwei Gründen:
Erstens: Wenn alle Menschen Taxifahrer wären, wären wir alle verhungert, da niemand die Felder bestellen würde. Trotzdem wird niemand vorschlagen, dass Taxifahrer "wider die Natur" wären. Es ist absurd, einzelne Individuen herauszugreifen und zu untersuchen, was passieren würde, wenn die gesamte Bevölkerung so wäre. Solche Argumente sind unsinnig.
Zweitens ist die Kinderzahl kein Kriterium für die Heirat. Darum geht es hier.
Zitat:
Zitat von Trimichi
Homosexuelle können sich untereinander nicht fortpflanzen. Sie sind unfruchtbar.
Barer Unsinn.
Du verwechselst "Sex" und Fortpflanzung mit dem Wunsch, eine Beziehung zu führen. Es gibt eine Menge schwuler Väter und es gibt eine Menge lesbischer Mütter. So viele, dass es sogar einen Verband dafür gibt, der ihre Interessen vertritt. Ich gebe zu, dass es sich eher um Ausnahmen handelt, dennoch sind es genügend, dass man nicht von Einzelfällen reden kann.
Nochmals, ich sehe keinen Zusammenhang mit der Frage, ob sie heiraten dürfen. Warum erläuterst Du nicht diesen Zusammenhang? Du wurdest ja inzwischen oft genug danach gefragt.
Wir würden dann Mischwesen im Reagenzglas züchten wollen, die die Ausgeburten der Homos zum Feind haben. War das jetzt böse?
Ob es böse ist? Jedenfalls ist es nicht originell, da diese Witze seit den 80ern in Neonazi-Kreis kursieren und heutzutage niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken.
Ich denke, Du tust Deinem Anliegen mit Formulierungen wie "Ausgeburten der Homos" keinen Gefallen.
Homosexuelle können sich untereinander nicht fortpflanzen. Sie sind unfruchtbar. Wenn sich Homosexuelle untereinander fortplanzen dürften, kann man sogleich auch dafür sein das Kreieren von Chimären zu legalisieren.
Wir würden dann Mischwesen im Reagenzglas züchten wollen, die die Ausgeburten der Homos zum Feind haben. War das jetzt böse?
Und wer weis schon was in den Laboratorien der verschiedenen Sicherheitskontrollzugangsebenen der biologischen Forschung (Stichwort: biohazard) so alles entwickelt wurde und lagert.... ....Du vielleicht?
Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Du mit diesem wirren Zeug sagen willst.
Und ich bin nicht sicher, ob ich's wissen will ...
(...) gehst du damit konform, dass die Pariser Bevölkerung, u.a. gegen das von dir beschriebe, künstliche und damit finanziell kostspielige Prozedere demonstrieren darf? (...) Man könnte das Geld zum Beispiel auch für die Bekämpfung der Armut und des Hungers verwenden. (...)
Du argumentierst, dass man das Geld für künstliche Befruchtung auch für andere Dinge verwenden könnte, und dass es deswegen statthaft wäre, gegen eine solche Verwendung zu demonstrieren.
Das sehe ich ein, diese Debatte kann man führen. Wie kommst Du aber nun dazu, hier zwischen Heterosexuellen und Homosexuellen zu unterschieden? Immerhin wird die künstliche Befruchtung doch überwiegend von heterosexuellen Paaren in Anspruch genommen?
Du argumentierst, dass man das Geld für künstliche Befruchtung auch für andere Dinge verwenden könnte, und dass es deswegen statthaft wäre, gegen eine solche Verwendung zu demonstrieren.
Das sehe ich ein, diese Debatte kann man führen. Wie kommst Du aber nun dazu, hier zwischen Heterosexuellen und Homosexuellen zu unterschieden? Immerhin wird die künstliche Befruchtung doch überwiegend von heterosexuellen Paaren in Anspruch genommen?
Ergänzung: Homosexuelle Paare zahlen selbst für die künstliche Befruchtung. Heterosexuelle Paare können sich die Kosten von der Krankenkasse erstatten lassen.
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Ergänzung: Homosexuelle Paare zahlen selbst für die künstliche Befruchtung. Heterosexuelle Paare können sich die Kosten von der Krankenkasse erstatten lassen.
Oh, das wusste ich nicht. Vielen Dank für die Erläuterung. Überhaupt finde ich Deine (meist juristischen) Postings sehr interessant, konstruktiv und erhellend.
Mein Problem ist aber, dass du zehntausende Demonstranten in einen Topf wirfst und ihren Argumenten das Atttibut dumm und dünkelhaft zuweist.
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Ähnlich geht es mir mit dir. Wenn du der ganzen Gruppe gleich in den ersten Postings aus deiner Sicht das Atrribut dumm und dünkelhaft anheftest, fördert das nicht unbedingt ein sinnvolles Auseinandersetzen.
Mit geht es genauso. Eine Argumentation die Menschen, die für ihre Überzeugungen demonstrieren, egal wie man selbst zu den Anliegen steht, pauschal so attribuiert, ist es selbst.