Zitat:
Zitat von captain hook
Sowohl Punkt 1 als auch Punkt 2 halte ich für extrem spekulativ und ziemlich unrealistisch. Die Unterschiede waren vorher marginal und sie sind es heute noch. Wie man am Helm sieht, bemüht sich da auch keiner um maximale Wattschleiferei (Kienle noch weniger als Frodo), weil ganz einfach auch noch andere Dinge eine Rolle spielen. Zumal Frodeno vorher Specialized fuhr und ebenfalls schon fantastisch auf dem Rad saß wenn man seine Körpergröße berücksichtigt.
Die draften einfach bei 10m noch so extrem, dass sie sich bei der aktuellen Konstellation da gegenseitig nicht abhängen können wenn Sebi vorher 2-4min Loch zufahren muss.
Und nochmal 10% drauflegen dürfte eher unrealitisch sein.
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Die Diskussion gab es hier schon öfter, also was all das bringt. Es führt auch zu weit, das hier komplett auszurollen. Meine Erfahrung in dem Thema aus dem Profibereich ist:
1. "Wattschleiferei" ist neben "km in die Beine bringen" (also Training) das aktuell wichtigste Thema. Während es bis ca. 35km/h nichts bringt, verschiebt "Wattschleiferei" die absolute Grenze ab der die benötigten Watt pro km/h exponentiell anwachsen nach oben. Ein Athlet kann mit leichten Änderungen dann zB 0,5km/h im Schnitt schneller fahren, bei gleicher Wattzahl. In der Langdistanz haut so etwas richtig rein. Dabei sind die Unterschiede in Wirklichkeit deutlich größer - das oben ist nur ein Minimalbeispiel.
2. Kienle ist gerade das Paradebeispiel eiens Athleten, der detailversessen auf alles im Bereich Watt achtet. Sogar sein aktueller Helm hat da seine Berechtigung.
3. Sebie ist jemand der wegen des Luftwidderstandes die Ventilverlängerung für das Rennen aus den Laufrädern herausschraubt, nur um dann eine Panne zu haben und den Reifen nicht wechseln zu können, weil er die restliche Luft nicht ablassen kann

. Ok, passierte ihm nur einmal...
4. Die Geschwindigkeiten der Profis (ab 40+ km/h auf ebener Strecke in der LD) sind genau die Bereiche, ab denen Aerodynamik und Reibung (Lager) eine exponentiell größere Rolle spielen.
5. 10% drauflegen ist auch Augenwischerei. Dazu muss man wissen (siehe oben) dass der Kraftaufwand für eine höhere Geschwindigkeit exponentiell anwächst. Heißt: im Bereich 41 km/h bedeutet ein Vorteil von 30 Watt (je nach Fahrer - die Grenze ist für jeden anders) eventuell "nur" noch 0,4 km/h schneller. 10% Vorteil durch Material bringen also "nur" noch 0,8% mehr Output. Auf einer Langdistanz über 180 km sind das aber schon wieder 60 sekunden.
6. Mein Punkt: in dem Bereich hatte Sebie bis 2015 einen drastischen Vorteil. (Die Story geht eigentlich noch weiter, da die Raelerts in der Zeit mit BMC konterten, was unter anderem zu Michas Ausfall bei IM Frankfurt führte,... doch hier wirds definitiv zu viel Input

)
7. Diskussionen um Frodo mit Position und Rahmen und Specialized führen hier auch zu weit. Meine Sicht dazu: auf seinem Specialized hatte Frodo nie eine reelle Chance gegen Sebie ohne seine Körner über alle Maßen auf dem Rad zu verbraten.
Ich kann verstehen, dass das ganze Thema Aero, Mechanik und Watt auf dem Rad für viele unverständlich, komplex, überbewertet oder gar wie "verarsche" erscheint. Es ist aber nicht überbewertet. Die Zusatzkomponenten gegenüber einem Listenfahrrad (also die High-End-Räder bei den Herstellern), damit ein Weltklasseprofi seine Ergebnisse bringen kann, belaufen sich auf 3.000 - 9.000 EURO. Dazu (Biomechanik-) Fitting und Aerodynamiktests.