Abstract: Donald Trump ist keine Ausnahmeerscheinung: Er reiht sich ein in die wohlbekannte Riege der Angstunternehmer. Ihr Geschäft ist es, Unsicherheit in Angst zu verwandeln, abstrakte Risiken in akute Gefahren umzudeuten und sie zur Bedrohung innerer oder äußerer Sicherheit aufzubauschen.
Interessanter Artikel. Er verkennt aber, dass Trumps Gegner genau die gleichen Mittel der Panikmache anwenden, nur eben auf seine Person bezogen: Vergleiche mit Hitler und die Warnung vor dem nuklearen Holocaust unter einem Präsidenten Trump sind zentrale Punkte des demokratischen Wahlkampfes.
Oder kann jemand auf Anhieb sagen, was denn die Demokraten im Zusammenhang mit den "illegal aliens" aka "undocumented workers" tun wollen? Bei Trump muss man nicht lange nachdenken.
Die Kernaussage des Kommentars ist, dass man sich an moderaten Kandidaten der gegnerischen Partei in der Vergangenheit derart verbal vergangen hat ("racist" etc.), dass nun, da man in Trump einen wirklich extremen Gegner hat, keine Begriffe mehr existieren, mit denen sich dies noch steigern ließe.
Sprich: Trump steht was die Beschimpfung angeht, auf einer Stufe mit z.B. Romney, McCain und Obama. So kommt er vergleichsweise gut weg, denn alles was man über ihn sagt, hat man schon über andere ausgeschüttet, die trotzdem nicht das Nazi-Regime neu aufgesetzt oder den dritten Weltkrieg angefangen haben.
Interessanter Artikel. Er verkennt aber, dass Trumps Gegner genau die gleichen Mittel der Panikmache anwenden, nur eben auf seine Person bezogen: Vergleiche mit Hitler und die Warnung vor dem nuklearen Holocaust unter einem Präsidenten Trump sind zentrale Punkte des demokratischen Wahlkampfes.
Würde mir jemand die Statements von der Fernsehdebatte geben, die ich mir nicht antat, ohne Namen, und ich sollte die anonymisierten Antworten einer Angstschürskala zuordnen, die hohen Werte würden bestimmt an Trump gehen, oder täusche ich mich da?
Der Artikel geht eigentlich gerade auf dieses Thema (Vergleich zum Faschismus, Psychopathologie-Vorwurf usf.) sehr differenziert schon am Anfang ein, finde ich.
"So unterschiedlich die Befunde auch klingen mögen, sie sind aus der derselben Unterstellung abgeleitet: „The Donald“ verletze nicht nur Normen, sondern er würde selbst aus der Norm fallen. Historisch belastbarer ist indes die Gegenthese: Wenn die Abweichung von der Norm das Problem wäre, gäbe es kein Problem. Denn Donald Trump ist kein irrlichternder Fremdkörper. Er bedient sich vielmehr aus einem in allen Milieus Amerikas vorhandenen Ideen- und Gefühlshaushalt und spielt der Mitte der Gesellschaft ihre eigenen Melodien vor. Sie mögen schrill, verzerrt oder wie aus allen Fugen klingen, wiedererkennbar und eingängig sind sie trotzdem."
......
Und zum Schluss des Artikels:
Diese politische und moralische Zukunftspanik wird von einem gut situierten Mittelstand gepflegt, von überwiegend weißen Amerikanern, die im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt älter, gebildeter und wohlhabender sind. Zwar spricht die „Tea Party“ auch Unterprivilegierte, Abgehängte und Perspektivlose an, aber sie lebt nicht von ihnen – weshalb auch alle Versuche, sich mit aktuellen Krisendaten aus dem Wirtschafts- und Sozialleben einen Reim auf die Bewegung zu machen, in die Irre gehen. Hier kämpfen weder Sprachlose noch Ohnmächtige, sondern wortmächtige Protagonisten, die für sich die alleinige Deutungshoheit über Politik und Kultur beanspruchen.
Wie kein zweiter bedient Donald Trump diese Stimmungslagen. Ängste zu schüren, ist sein wichtigstes Anliegen – Angst vor Mexikanern, Muslimen, Schwarzen, vor korrupten Eliten, vor der Außenwelt und vor einem Ende des „amerikanischen Weges“ sowieso. Und Erniedrigung setzt er als effektivste Waffe ein – andere klein zu machen, um sich selbst zu erhöhen. Die Verachtung von Eliten kommt genauso geifernd daher wie die Häme gegen Immigranten, vor seiner aggressiven Geringschätzung ist buchstäblich niemand gefeit.
Diese Werbe-"Methoden" (Ängste vor Minderheiten) findet man bei H. Clinton meines Erachtens nicht!
Zitat:
Zitat von schnodo
Oder kann jemand auf Anhieb sagen, was denn die Demokraten im Zusammenhang mit den "illegal aliens" aka "undocumented workers" tun wollen? Bei Trump muss man nicht lange nachdenken.
Obama sorgte meines Wissens für eine Legalisierungsmöglichkeit der illegalen Arbeiter unter bestimmten Voraussetzungen. (Steuer zahlen, Anmeldung). Die Einzelheiten habe ich mir nicht gemerkt. Das geschieht in den USA immer mal wieder von Zeit zu Zeit.
Würde mir jemand die Statements von der Fernsehdebatte geben, die ich mir nicht antat, ohne Namen, und ich sollte die anonymisierten Antworten einer Angstschürskala zuordnen, die hohen Werte würden bestimmt an Trump gehen, oder täusche ich mich da?
Ganz ehrlich: Das waren sehr öde, ziemlich vorhersehbare 90 Minuten, die keine nennenswerten Ausschläge auf der Angstschürskala zur Folge gehabt haben dürften. Es kann sein, dass sich Zitate finden lassen, die - für sich stehend - die Gemüter erregen könnten. Aber damit würde man der Trostlosigkeit der Veranstaltung nicht gerecht.
Ich glaube tatsächlich nicht, dass Trump Ängste überhaupt schüren muss. Was er tut, ist, die vorhandenen Ängste zu benennen, zu verstärken und zum Inhalt seiner Kampagne zu machen.
Zitat:
Zitat von qbz
Diese Werbe-"Methoden" (Ängste vor Minderheiten) findet man bei H. Clinton meines Erachtens nicht!
Wie man es nimmt. Da gibt es zufälligerweise gerade ein aktuelles Beispiel, das ich schon mal erwähnt hatte, so dass ich nicht lange suchen muss.
Wenn es nach ihr geht (und das deckt sich auch gut mit dem "Erniedrigung als Waffe" Passus, den Du hervorgehoben hattest), ist die Hälfte der Trump-Anhänger ein Haufen verabscheuungswürdiger Rassisten, Sexisten, Schwulenhasser, Fremdenfeinde und Islamophobe:
"you could put half of [Donald] Trump's supporters into what I call the basket of deplorables,” which she referred to as “racist, sexist, homophobic, xenophobic, Islamophobic — you name it."
Besonders differenziert und zurückhaltend sieht das nicht aus.
Es passt zwar jetzt nicht so richtig rein, aber weil ich es witzig finde, wie sich die Dinge wiederholen, und weil Hillary's Problem das gleiche bleibt, zitiere ich mal jemanden, der unverdächtig ist, eine braune Gesinnung zu haben:
"Hillary Clinton. She’ll say anything, and change nothing. It’s time to turn the page. Paid for by Obama for America."
Ganz ehrlich: Das waren sehr öde, ziemlich vorhersehbare 90 Minuten, die keine nennenswerten Ausschläge auf der Angstschürskala zur Folge gehabt haben dürften. Es kann sein, dass sich Zitate finden lassen, die - für sich stehend - die Gemüter erregen könnten. Aber damit würde man der Trostlosigkeit der Veranstaltung nicht gerecht.
Ich glaube tatsächlich nicht, dass Trump Ängste überhaupt schüren muss. Was er tut, ist, die vorhandenen Ängste zu benennen, zu verstärken und zum Inhalt seiner Kampagne zu machen.
Und damit spricht er andere (reaktionäre) Wählerschichten der Mittelschicht an wie Clinton. Darum ging es im zitierten Artikel. (Zwischen (Ängste) "schüren" und "verstärken" besteht für mich kein Bedeutungsunterschied :-) )
Zitat:
Zitat von schnodo
"you could put half of [Donald] Trump's supporters into what I call the basket of deplorables,” which she referred to as “racist, sexist, homophobic, xenophobic, Islamophobic — you name it."
Besonders differenziert und zurückhaltend sieht das nicht aus.
Für einen Teil der Trump Wähler trifft das doch, lässt man die Herabwürdigung (Haufen, verabscheuungswürdig) weg, inhaltlich zu Aber Clinton nahm das als Fehler zurück, Trump praktiziert es hingegen als seine Charakteristik, für die ihn die von Clinton kritisierten Rassisten "lieben".
Du findest also Clinton und Trump im Hinblick auf das Schüren von Ängsten und Panik gleichauf?
Zitat:
Zitat von schnodo
Es passt zwar jetzt nicht so richtig rein, aber weil ich es witzig finde, wie sich die Dinge wiederholen, und weil Hillary's Problem das gleiche bleibt, zitiere ich mal jemanden, der unverdächtig ist, eine braune Gesinnung zu haben:
"Hillary Clinton. She’ll say anything, and change nothing. It’s time to turn the page. Paid for by Obama for America."
Zwischen dem "we can" und "she´ll change nothing" liegen 2 Amtsperioden. In der effektiven Bilanz dürfte Obama nicht mehr in den Staaten verändert haben wie eine mögliche Clinton Präsidentin es (auch nicht) tun wird.
Du findest also Clinton und Trump im Hinblick auf das Schüren von Ängsten und Panik gleichauf?
Ich weiß es nicht. Ich sehe nur nicht den großen Unterschied, den Du erkennst. Sowohl "die Mexikaner und Moslems überrennen das Land" als auch "die Schwulenhasser und Fremdenfeinde überrennen das Land" scheinen mir übertrieben und fern der Realität.
Ich weiß es nicht. Ich sehe nur nicht den großen Unterschied, den Du erkennst. Sowohl "die Mexikaner und Moslems überrennen das Land" als auch "die Schwulenhasser und Fremdenfeinde überrennen das Land" scheinen mir übertrieben und fern der Realität.
Letzteres trifft insofern die Realität, als ein Schwulenhasser u. Fremdenfeind für die Präsidentschaft kandidiert und auf ein paar Gleichgesinnte hofft
Letzteres trifft insofern die Realität, als ein Schwulenhasser u. Fremdenfeind für die Präsidentschaft kandidiert und auf ein paar Gleichgesinnte hofft
Auch das scheint mir plakativer gedacht als es zulässig und hilfreich wäre, aber ich will für den Moment nicht weiter darauf herumreiten, sondern wende mich beschaulicheren Dingen zu als dem US-amerikanischen Wahlkampf.