Kona 2016 !?
Lange konnte ich mich nicht entscheiden ob ich ein drittes Mal auf die Insel düse. Da Katrin dieses Jahr keinen Bock mehr auf Triathlon hatte und sie auch als Zuschauer nicht mit rüber wollte, konnte ich meinen Sohn Philipp für eine drei Wochen Hawaiitour begeistern.
Anfang August dann Recherche nach Flügen, Mietwagen , Hotel…
Nach wochenlangen dienstl.Serviceeinsätzen im Ausland und Deutschland dann endlich am letzten Arbeitstag noch schnell den ganzen Bürokram auf Arbeit erledigt.
Und nun endlich Urlaub !
Den Radkoffer für die Reise nach Kona hatten wir Samstagvormittag fertig gepackt.
Das Kunststück dabei, wie bekomme ich mein TT und Philipps RR in einen Radkoffer (Eigengewicht 15,2kg) ohne die 32kg Gewichtsbeschränkung zu überschreiten. Hatte diesmal nur ein Rad bei der Airline angemeldet, da es für ein zweites Rad kein Kontingent mehr für den Flug Frankfurt-San Francisco gab.
Nach langem gebastel haben wir es dann doch irgendwie hinbekommen, beide Maschinen zu verstauen.
Somit stand nur noch die letzte größere Radtrainingseinheit auf meinem Plan, den ich in Wirklichkeit nicht habe. Mindestens 100 besser 120km sollten es dann noch einmal auf dem Rennrad mit Triaauflieger werden.
Nach 60km war dann alles
AUS und VORBEI.
Fahre auf einer wenig befahrenen Straße mit 32km/h ca. 1/2m neben dem Straßenrand. Versuche ein auf der Straße vor mir liegenden Ast auszuweichen, komme dabei leicht ins schlingern und treffe die Astkante. Der Ast stellt sich auf und knallt in mein Vorderrad. Daraufhin fliege ich nach vorn, mein Rucksack wird in das Vorderrad geschleudert und blockiert dieses. Mit voller Wucht schlage ich mit dem Helm auf die Straße auf.
Ab da wurde es kurzzeitig dunkel, Filmriss.
Komme aber nach ? msec wieder zu mir und rutsche über längere Zeit mit meinen Helm über den Asphalt bis ich irgendwann reglos auf der Bauchseite liegen blieb.
Mörderische Schmerzen, konnte Kopf und Oberkörper nicht mehr bewegen.
Ein Passant der in der Nähe war und meinen Sturz beobachtete rettete wahrscheinlich mein Leben. Er erkannte sofort mich nach diesem Sturz nicht anzurühren und mich in dieser Position liegen zu lassen, rief den Notarzt und Krankenwagen und informierte meinen Sohn Philipp und Katrin von meinen Sturz.
Nach ca. 10min war der Krankenwagen angekommen. Die Kollegen vom medizinischen Fach legten mir eine spezielle Halskrause an und stabilisierten meine Wirbelsäule. Dann Transport und erste Notbehandlung im Auto.
Anschließend die Anforderung eines Rettungshubschraubers, da eine Wirbelsäulenverletzung vermutet wurde und die Straßenverhältnisse bis Dresden in das dazu spezialisierte Krankenhaus der Transport zu riskant sei. Ruck zuck ging es mit dem Heli ins KH Dresden Friedrichstadt.
Mein Notarzt im KH ist ein guter Kumpel von Richard Varga (der private Pacemaker von den Brownlees), quatschen zur Schmerzablenkung etwas über Triathlon, Olympia und Hawaii...
Dann in die CT Röhre und nach kurzer Zeit war die Diagnose eindeutig
Bruch des ersten und zweiten Halswirbel, eine so genannte "Hangman`s fracture".
Glück im Unglück, die Wirbel haben sich in der Position nicht verschoben, was zum Tode oder zu Lähmungen geführt hätte.
Dann fahrt auf dem Krankenbett in Station XYZ und anschl. Anschluss an zig Verkablungen , Tropf ...und die volle Dosis Schmerzmittel bekommen.
Die Überwachungsmonitore gaben anfangs bei kleiner 45 Puls Alarm. Auf Veto von mir den ständig lästigen Warnton nicht aushalten zu können, wurde dann die Alarmschwelle auf 35 herunter genommen. Kaum bin ich mal im Halbdusel etwas eingeschlafen, sprangen schon wieder die Sirenen an. Der Ruhepuls sinkt im Bett bis auf 32 S/min ab. Die Nachschwester berichtet mir am Folgetag im „Schlaf“ ging es bis 28 runter.
Die Nächte waren der Horror, trotz reichlich Schmerzmittel im Tropf fängt es da an wehzutun wo ich vorher gar keine Problem hatte, u.a. starke Schmerzen in der Herzgegend. So wurde in der ersten Nacht früh 02:00 dann noch mal mein Brustkorb geröntgt, jedoch ohne Befund auf eine Verletzung.
Ursache war meine auftrainierte Muskulatur die in Ruhestellung (ohne Flüssigkeit und Magnesium) sich unterschiedlich zusammen zieht. Als Folge innerhalb weniger Stunden schiefes ISG und folgenden Problemen der unteren Wirbelsäule. Die Erste Nacht konnte ich nur wenige Minuten auf dem Rücken abduseln. Das Drehen auf die Seite ist wegen der Schmerzen und der Halsorthese nicht möglich. Ebenfalls kann ich mich ohne fremde Hilfe nicht aufrichten.
Am Montag dann Visite beim Chefarzt Prof Dr. Dr. ….
Er meint das in meinen Fall die OP (führt folgend zu sehr großen Bewegungseinschränkungen + hohes OP Komplikation Risiko) nur zweite Wahl ist.
Besser ist es, wenn beide gebrochenen Wirbel wieder von allein zusammenwachsen.
Also maximale Ruhigstellung und nach drei Wochen eine CT Kontrolle ob der Bruch langsam zusammenheilt. oder doch eine OP notwendig ist.
Am Montag kommt unverhofft unsere TS Stimmungskanone flachy zum KH Besuch und brachte als Verstärkung noch seine beiden Kids mit, hat mich riesig gefreut! Und da sich nun meine asketische kohlenhydratarme Ernährung wegen Nichtteilnahme in Kona erübrigt hat, brachte flachy auch noch ein großes Kuchenpaket mit (verrate mir mal die Bäckerei, war super lecker!).
Habe es aber trotz meiner kritischen Lage nicht im KH ausgehalten und dem Professor gebeten mich noch Montagabend wieder zu entlassen.
Die Abteilung war mit zum Teil dementen Patienten belegt die ständig rumschrien, es war wie im Irrenhaus.
Nach riskanter Heimfahrt, jedes Schlagloch, zu hartes Anfahren und Abbremsen schmerzte brutal in der defekten HWS. Zu Hause dann die größte Herausforderung, wie komme ich ins Bett, kann ich mich drehen und wie komme ich wieder raus?
Habe nun eine Technik entwickelt so schmerzfrei wie möglich das Bettproblem zu lösen.
Ansonsten muss ich die nächsten Tage und Wochen höllisch aufpassen nicht noch einmal zu stolpern etc.,
habe diesmal keine zweite Chance. Die Nächsten 8 Wochen dann erst einmal die Stabilisierung der HWS , dann wieder Muskel- Bewegungsaufbau ...
Das Hawaii Rennen werde ich mir nun von zu Hause anschauen.
Eigentlich sollte dieses Rennen erst einmal mein Abschluss der Ironman / LD Karriere sein.
Ob es nun doch noch nächstes Jahr ein Rennen geben wird, evtl. mit Qualiversuch, kann ich jetzt noch nicht sagen. Vielleicht war es auch ein Zeichen nun doch erst einmal damit abzuschließen.