Sagst Du das auch im Bezug auf gleichgeschlechtlich liebende Menschen, Unverheiratete, Geschiedene, Andersgläubige, Ungläubige, die Situation der Frauen in der islamischen Welt, Hinrichtungen Homosexueller, religiös legitimierter Verheiratung von zwölfjährigen Mädchen, Steinigungen bei Ehebruch, Körperstrafen und Amputationen?
Du verteidigst humanistische Werte, die wir freilich alle unterstützen. Wo diese Werte von den Religionsvertretern gelebt werden, hat das ebenfalls meine Unterstützung. Man darf aber die Religionen nicht mit dem Humanismus verwechseln. Den Anfang dieses Threads machte beispielsweise ein Vorfall, wo eine vergewaltigte Frau nacheinander von drei kirchlichen Krankenhäusern abgewiesen wurde, die Hilfe suchte. Da hast Du den Unterschied.
Religiöse Eiferer sind geschichtlich und aktuell für viel Mist verantwortlich, keine Frage.
Ich finde aber, Du wirst der bundesrepublikanischen Realität in ihrer Differenziertheit mit Deinem recht kategorischen Anprangern der Dysfunktionen nicht gerecht (wir hatten das schon zu einem früheren Zeipunkt). Nach meiner subjektiven Einschätzung sind die beiden Mainstream Religionen bei uns auf einem recht reflektierten und pragmatischen Niveau, auch wenn es hier immer wieder zu unschönen Vorfällen kommt. Evangelen wahrscheinlich deutlich reflektierter und pragmatischer, als die Katholiken, aber auch dort reden wir nicht von vollkommen verblendeten Eifereren, die nur tun, was der Katechismus fordert ...
Ich würde das mal vereinfachend auf beiden Seiten (die professionellen Vertreter der Religion und die religiösen Menschen) in 3 Drittel teilen: Solche die glauben, aber sehr pragmatisch z.B. Mit Empfängnisverhütung umgehen etc. Solche die recht streng sind und auch recht streng leben. Und solche die dazwischen sind.
Dabei passiert auch sehr viel Gutes. Ob das zwingend auch passieren würde, wenn es die entsprechenden Institutionen und die vielen Engagierten darin nicht geben würde, ist eine müßige Diskussion. Es gibt sie nun mal.
Wenn Du wirklich so genervt von den Missetaten bist, frage ich Dich: warum tust Du dann nicht aktiv was dagegen / dafür? Allein eine Diskussion in diesem Forum wird die Schlechtigkeit der Religion bei uns nicht verändern. Oder hast Du schon auf dem Kirchentag protestiert, Deinem Pfarrer jede Woche nach seiner Predigt die Meinung gegeigt, dafür gesorgt, dass ein anderer, besserer Träger für das Krankenhaus gefunden wird, der Religions- oder Ethikunterricht anders organisiert wird, die katholische Kinderkrippe wegen Infiltrationsgefahr geschlossen wird etc.?
[...] dass ein anderer, besserer Träger für das Krankenhaus gefunden wird, [...]
Nix für ungut!
Ja, interessanter Punkt, über den ich mich seit Jahren aufrege.
Über Jahrhunderte waren Spitäler in Händen von Orden und an eine Stiftung gekoppelt. Da muß man Geld reinstecken! Das war immer schon ein Zuschußbetrieb! Die Brüder und Schwestern der Orden arbeiteten für Gotteslohn, die Ärzte wurden bezahlt und das funktionierte.
Die öffentliche Hand jammerte immer, daß sie in kommunaler Trägerschaft ein Krankenhaus so viel Geld kostete und machte mehr und mehr ihre Häuser dicht.
Dann kam die Betriebswirtschaft (die pure Vernunft in Zahelen!) und kam auf die bahnbrechende Idee, daß ein Krankenhaus ja eigentlich Geld abwerfen müsse . Personal kostet ja nur Geld, also anständig reduzieren . Mit dem Ergebnis, daß die Leute im Krankenpflegebereich nur noch am Ausbrennen ist.
Die Vernunft, die Zahlen - berechenbar! - hat gesiegt.
Die Krankenhäuser werfen Geld ab (was für Idioten waren das eigentlich, die jahrhundertelang Geld ausgegeben haben, um der Menschlichkeit willen Kranke zu heilen und zu pflegen?) !
Die Patienten werden zwar nicht glücklicher und gesünder - eher im Gegenteil (brauchen sie ja nicht, eigentlich sollten sie froh sein, in einem von Vernunftgrundsätzen geführten Krankenhaus sein zu dürfen), Ärzte und Pflegepersonal reiben sich massiv im Job auf (Die Schwachköpfe verstehen ja auch nichts von Vernunft!) und Krankenkassenbeiträge explodieren (Die Beitragszahler haben auch nicht kapiert, daß sie die blanke Vernunft finanzieren!) ...
*advocatus diaboli modus off*
Vernunft hin oder her: wo die Menschlichkeit fehlt, da ist es letzendlich wurscht, ob sich die Religion oder die "Vernunft" breit gemacht hat. Wo die Menschlichkeit sichtbar ist, interessiert es mich ehrlich nicht, ob diejenigen, die zur Menschlichkeit beitragen, einer Religion oder der "Vernunft" anhängen ...
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Zähne zusammenbeißen und die Brocken runterschlucken!
Der Wissenssprung, der in den letzten 200 jahren gemacht wurde, ist nur gigantisch zu nennen. Von den Wrights zum A380 sind nicht mal 100 Jahre vergangen. Das ist geradezu verrückt zu nennen. Wer hatte vor 200 Jahren welchen Zugang zu Wissen? Heute kann fast jeder an jedem Punkt der Erde sofern er Englisch kann, quasi das ganze Wissen auf einem mobilen Gerät abrufen. Das ist doch Wahnsinn. Von einfachster Telegrafie zum hochkomplexen Mobilfunknetz, in nur ein paar Jahrzehnten. Und so könnte ich endlos weitermachen. Und das haben wir alles ausschließlich den Naturwissenschaften zu verdanken. Der Anteil der Religionen daran geht gegen Null. Übrigens auch der der Frauen. Beim Europäischen Patentamt sind zig Millionen Patente und Anmeldungen gespeichert. Rate mal wieviele davon von Frauen angemeldet wurden oder Frauen ebenfalls als Erfinder genannt wurden.
Soviel zum Thema, was können wir denn großartig. Aber eines stimmt wahrscheinlich. Das dürfte nur der Anfang sein.
Und wo befinden wir uns auf der Skala von 0 (kein Wissen) bis 100 (vollständiges Wissen)?
Und wo befinden wir uns auf der Skala von 0 (kein Wissen) bis 100 (vollständiges Wissen)?
Gute Frage.
Meine Meinung ist, dass wir das gar nicht einordnen können. Genauso wie Schulnoten mit ihrer Skala keine wirklich sinnvolle Einordnung des Wissensstandes eines Schülers erlauben, wird eine solche Einordnung "des Wissens des Menschheit" eine sinnvolle Aussage generieren.
Dynamisch gesehen ist es jedenfalls in den letzten Jahren gewachsen :-)
Meine Meinung ist, dass wir das gar nicht einordnen können. Genauso wie Schulnoten mit ihrer Skala keine wirklich sinnvolle Einordnung des Wissensstandes eines Schülers erlauben, wird eine solche Einordnung "des Wissens des Menschheit" eine sinnvolle Aussage generieren.
Dynamisch gesehen ist es jedenfalls in den letzten Jahren gewachsen :-)
Kann natürlich auch sein, dass wir uns Probleme selbst schaffen und danach das zugehörige Wissen generieren.