Guten Morgen uebrigens. Ich dachte Du gehoerst zu den informierten Leuten hier.
...
Dachte ich auch.
Aber anscheinend arbeite und trainiere ich immer noch zu viel.
Dass Prinz Nasser Mitglied der Herscherfamilie und damit automatisch mitverantwortlich für die bekannt hochproblematische Menschenrechtssituation in seinem Land ist, war mir natürlich bewusst.
Eine direkte Mitbeteiligung an Folter hat aber (zumindest für mich) eine andere Qualität als "nur" eine abstrakte Mitverantwortung, die ja auch wir selbst in gewisser Weise tragen. Auch in dem TRS-Artikel, der Ausgangspunkt dieses Threads war werden die (sehr konkreten und mit Zeugen belegten) Foltervorwürfe nicht erwähnt.
Ich finde es auch schade, dass Kienle und Frodeno zu diesen Vorwürfen in ihrem Auftritt im aktuellen Sportstudiovor einigen Wochen nicht konkret von KMH befragt worden sind
Allerdings finden sie sich im englischsprachigen Wikipedia-Eintrag des Prinzen, was dafür spricht, dass die Vorwürfe belegbar sind, denn der Reist des Wikipedia-Eintrages liest sich so, als ob er vom Prinzen selbst oder seiner Entourage geschrieben worden ist, so dass ich vermute, dass auch schon Versuche unternommen worden sind, die Wikipedia-Biographie zu "reinigen", insbesondere da saich der "Prinz" sogar die Mühe macht, auf Slowtwitch oder in anderen englischprachigen Online-Medien mit zu kommentieren.
Grundsätzlich finde ich Folter natürlich schlimm, schrecklich und verachtenswert. Menschenrechtsverletzungen müssen überall aufgedeckt und diskutiert werden.
Ich persönlich sehe jedoch in der Gründung eines Sport Teams auch eine Chance. Der Gründer selbst muss sich seines Schrittes bewusst gewesen sein. Er hat ein internationales Team gegründet, weil er sich davon wahrscheinlich ein entsprechendes Ansehen, etwas Marketing etc versprach. Er erhält also internationale Aufmerksamkeit. Er musste damit rechnen, dass seine Taten auffliegen, diskutiert und geächtet werden. Sehr schlechte Publicity also. Gäbe es die auch in dieser Form ohne ein internationales Sport-Team (in einer Randsportart)?
Ich glaube deshalb, dass Sportler INDIREKT Einfluss nehmen. Auch durch die bloße Existenz dieses Teams werden die Verbrechen inzwischen in vielen Kreisen diskutiert. Der Gründer ist gezwungen, sich damit nicht nur auseinander zu setzen, sondern auch selbst Konsequenzen zu ziehen, sich anzupassen, um seinem Ansehen nicht zu schaden. Das sind ganz egoistische Motive, die aber im Ergebnis möglicherweise zu einer Verbesserung im Land selbst führen. Im Ergebnis kann das doch (hoffentlich) für die Zukunft positiv sein. Ich glaube, dass Ächtung und Ausgrenzung hier der falsche Weg wäre, denn dann bleibt die Aufklärung auf der Strecke. Meist ist es dann doch eher so: aus den Augen, aus dem Sinn. Das würde dem Fortschritt in Sachen Menschenrechte nur schaden. Lasst die Athleten wo sie sind, denn dann schauen auch wir genauer hin.
Als Athlet ist es wohl schwierig. Die meisten werden Menschenrechtsverletzungen ganz bestimmt nicht gut heißen. Sie werden jedoch ihrem Brötchengeber nicht in den Rücken fallen. Vermutlich werden sie es aussitzen. Ich persönlich kann den Athleten keinen Vorwurf machen. Die meisten von ihnen wollen einfach nur racen.
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Das können sie auch ohne des Geldes eines scheinbar folternden Prinzen.
Die Athleten dieses Teams sind nicht auf das Geld des Prinzen angewiesen, sie würden auch ohne dieses Team gut über die Runden kommen.
Sie nehmen das Geld um noch besser und sorgenfreier zu leben. Ob es das wert bzw. vertretbar ist? Meiner Meinung nach nicht.
Würden wir über das Thema überhaupt diskutieren, wenn es das Team nicht gäbe? Hätten wir diese Menschenrechtsverletzungen überhaupt bemerkt? Ich behaupte NEIN (für die meisten von uns), denn wir leben in unserem eigenen kleinen Mikrokosmos. Die bloße Existenz eines Sport Teams in UNSERER Sportart - also in unserem Mikrokosmos erst - lässt uns aufhorchen.
Deshalb finde ich es gut, dass es ein solches Team gibt. Die Abschaffung löst das eigentliche Problem der Menschenrechtsverletzungen nicht. Im Gegenteil! Es lässt es nur aus unserem Mikrokosmos wieder verschwinden. In diesem Fall finde ich es schade, dass der Gründer kein bekanntes Fußballteam gesponsert hat.
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Das ist richtig. Die Frage muss doch aber sein: was aendert sich an der Sache durch unser Wissen allein. Mehr als Reden tun wir hier auch nicht.
Der Prinz muss sich erklären. Das tut er offenbar auch, denn es ist ihm ja wichtig, ein gutes Bild von sich nach außen zu tragen. Aus purem Eigennutz wird er in der Zukunft auf Verstöße deutlich mehr achten (sprich sie unterbinden), denn es ist in seinem Bewusstsein. Das war es vorher nicht. Die Athleten müssen sich jedoch die Kritik gefallen lassen. Da kommen sie nicht drum herum.
Es ist wie bei vielen Dingen ein kleiner Schritt. Ich denke aber, dass er in die richtige Richtung geht.
Ich stelle mir die öffentliche Meinung vor, wenn es doch ein bekanntes Fußballteam gewesen wäre. Der Aufschrei in der Öffentlichkeit wäre um ein Vielfaches größer und lauter.
Damit ist das generelle Problem von Menschenrechtsverletzungen (weltweit) nicht gelöst. Es wäre naiv das zu glauben. Auch hier kann es nur schrittweise Fortschritte geben.
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