Von mir ein längerer Bericht, war ja schließlich auch länger unterwegs als die meisten
AK50, talentfrei, erste LD, Ziel ankommen, Angst vor dem Zeitlimit.
Grober Plan: 2h Schwimmen mit Wechsel, 7h Radeln mit Wechsel und 6h Laufen.
Schwimmen:
Bin dieses Jahr so viel geschwommen wie nie zuvor, dabei kontinuierlich immer
längere Strecken gekrault (bzw. Freistil da ich kraulen nie gelernt habe) bis zu 4km
(letztes Jahr höchstens 2km) und rechnete nach den Trainingszeiten mit ca. 1:30h bis 1:45h.
Bin in der letzten Startgruppe um 8:05 gestartet und hab richtig Spass im Wasser gehabt.
Als ich nach dem Ausstieg auf die Uhr geschaut habe konnte ich es nicht fassen, 1:12, unfassbar.
Der Tag fing gut an, ich war gleich noch besser drauf. Das viele Schwimmen hat sich gelohnt.
1. Wechsel:
Wie geplant habe ich mir viel Zeit gelassen, da ich beim Schwimmen immer einen sehr hohen Puls habe
(heute 160 Durchschnitt) und erstmal runterkommen wollte. Nettes Geplauder mit den Helfern, gemütlich
zum Rad gegangen, langsam aus der Wechselzone. Insgesamt 7:46 Wechselzeit statt der geplanten 15 Minuten.
Rad:
Bin ein schlechter Radler und konnte garnicht einschätzen wie der nachfolgende Marathon werden würde,
daher hab ich eine Radzeit von 6:45h eingeplant. Habe ein Rennrad mit Auflieger, den ich aber nur ca. 20km
verwendet habe da ich nach ungefähr 2 Stunden Radfahren immer Kreuzschmerzen bekomme. bin also die meiste
Zeit Oberlenker gefahren. Zusätzlich habe ich neulich gemerkt das meine Radschuhe bei Hitze zu klein sind bzw.
meine Füsse zu sehr anschwellen, nach ungefähr der Hälfte der Strecke musste ich sie lockern, weil ich Schmerzen
in den Füssen zu groß worden. Das soll jetzt aber keine Ausrede sein, ich wusste ja auf was ich mich einlasse.
Die erste Runde ist nach Plan gelaufen, dann kam leider der Wind, der mir als schlechter
Radler doch sehr zu schaffen machte. Hab dann noch etwas rausgenommen, um mich nicht zu übernehmen.
Insgesamt mit 6:58 etwas langsamer als erwartet, aber dennoch zufrieden in WZ2 angekommen.
2. Wechsel:
Wieder 15 Minuten geplant zum regenerieren vor dem Marathon. Den Füssen kurze schuhfreie Zeit gewährt,
eine kleine Erfrischung zu mir genommen und noch ein Interview in WZ2. Ich habe wohl einen sehr entspannten
Eindruck gemacht und so war es ja auch. Wechselzeit 7:47, als ich losgelaufen bin war es 16:30, ich hatte
also 6:30h Zeit für den Marathon und das erste Mal das Gefühl das ich es schaffen kann, auch wenn ich
möglicherweise irgendwann gehen muss.
Laufen:
Habe bisher 3 Marathons bestritten (Bestzeit 3:56h) und konnte im Vorfeld überhaupt nicht einschätzen was der
Marathon bringen würde. Im besten Fall rechnete ich mit ca. 5:30 nach Vorbelastung von Schwimmen und Rad.
Ich habe mich nach dem Wechsel sehr gut gefühlt und die Zuschauer haben ihr übriges dazu getan und so musste es kommen:
Vor lauter Euphorie viel zu schnell angegangen (erste 5km in 30Minuten), dabei habe ich mir im Vorfeld doch
diverse Filme angeschaut und hätte es eigentlich wissen müssen. Aber rechtzeitig noch die Kurve gekriegt und mich selbst gebremst.
Bis zur Hälfte ging es noch ganz gut, dann wurde es hart. Habe mich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation gekämpft.
Auch wenn es teilweise ziemlich schwierig war bin ich den Marathon (bis auf die Verpflegungsstationen) durchgelaufen, zum Schluss noch ein bißchen Gas gegeben und mit 4:59 noch unter 5 Stunden geblieben.
Insgesamt mit 13:24:36 ein für mich persönlich hervorragendes Ergebnis, ich habe mich ein Jahr lang darauf
vorbereitet eine Langdistanz zu beenden und bin voller Stolz ins Ziel gelaufen.
Verpflegung:
Habe in den ersten 2 Stunden 2 Gels und 2 Chews gegessen und dann gemerkt das mein Magen diese Mengen nicht verträgt. Im Training habe ich beim Radeln immer nur Iso und Wasser dabei und beim Laufen nichts (da habe ich einen Brunnen). Ich weiß das das falsch ist habe das aber zu spät erfahren. Habe dann nur noch Iso und etwas Wasser getrunken und das hat für mich gut funktioniert. Was mir auch sehr geholfen hat: Hatte kleine Salzbrezeln sowohl beim Radeln als auch beim Laufen dabei und ab und zu eine gegessen.
Weiterer Anfängerfehler:
Hab mir in WZ1 nur die Arme mit Sonnencreme einschmieren lassen und bin ziemlich erschrocken als ich nach 3 Stunden mal auf meine Oberschenkel geschaut habe: Fetter Ausschlag (Sonnenallergie). Habe dann immer wieder Wasser auf die Oberschenkel gespritzt und in WZ2 hat mir eine Helferin nochmal Sonnencreme aufgetragen. Musste aber auch beim Laufen immer wieder die Oberschenkel kühlen.
Heute schauts nicht mehr ganz so schlimm aus, gestern hat es noch ziemlich gebrannt.
Zum Wettkampf selbst:
Ich habe mich bewusst für Roth als erste Langdistanz entschieden und bin nicht enttäuscht worden.
Stimmung entlang der Strecke bombig und natürlich fährt man als Rookie den Kalvarienberg und den Solarer Berg über seine
Verhältnisse hoch, aber was solls, ich bin FINISHER.
Ein Lob an alle Helfer die mit Herzblut dabei sind und viel dazu beitragen das sich die Teilnehmer wohlfühlen.
Ich war stets bestens versorgt. Danke dafür.
Und 250.000 Zuschauer sorgen für die eine oder andere Gänsehaut, da fühlt sich selbst ein langsamer Teilnehmer wie ich als Sportskanone. Einige Zuschauer haben mich sogar fotografiert, aber das lag wohl an meinem Motto für diesen Tag:
Nicht schnell aber schick (siehe Anhang).
Da rufen Zuschauer von der Brücke runter deinen Namen und feuern dich an und winken, da hatte ich Tränen in den Augen. Das Trikot hatte ja einen Wiedererkennungswert, da hörst du dann in Roth auf den letzten Metern "Da ist ja der Stefan wieder. Auf gehts"
Das war so super und hat mich wirklich ins Ziel getragen. zum Schluß habe ich im Zielkanal noch jede Menge Hände abgeklatscht, das ist wirklich Wahnsinn wie alle Athleten angefeuert werden.
Ich habe wirklich jeden Meter genossen, auch wenn der eine oder andere hart war, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen und für mich war das die perfekte Langdistanz:
Wetter super (trotz Wind), Orga super, Helfer ganz super, Zuschauer super, Ergebnis passt.
Daher weiß ich nicht ob ich jemals wieder so was machen werde, denn das ist eigentlich nicht mehr zu toppen.
Jetzt habe ich eine Menge Text geschrieben obwohl ich eigentlich ein ruhiger Zeitgenosse bin.
War aber auch am längsten von euch unterwegs und das musste jetzt raus.
Allen Finishern Glückwunsch (vor allem den Rookies) und allen gute Regeneration. Mir geht es schon wieder ganz gut. O.k., Treppensteigen ist suboptimal.
Schmerz geht, Stolz bleibt.
Schöne Grüße