Bei all den Diskussionen der Sparfüchse wird auch gerne vergessen, dass der Kunde auch vorbildlich, freundlich und ohne Akkord-Hektik bei der Auftragsannahme und bei der Radwiederentgegennahme behandelt werden möchte. Der eine oder andere möchte bei dieser Gelegenheit auch seine letzte Heldentour zum Besten geben.
Spannend wäre auch mal, wenn die Kollegen mit ihrer typisch deutschen Sparmentalität in einem unserer Nachbarländer zu einem Radhändler gehen. Als erstes sollte da ein wenig Smalltalk mit zumindest Begrüßung in Landessprache statt finden, sonst kann der Händler leider aufgrund der aktuellen Auftragssituation erst nächste Woche oder gar nichts machen,...
Immer mal wieder daran denken dass betriebswirtschaftliche Zusammenhänge in ihrer Gesamtheit betrachtet werden müssen und Freundlichkeit in Verbindung mit Entschleunigung im Bereich Handwerk und Dienstleistung wahre Wunder bewirken können.
Ich denke, der Unmut entsteht gerade beim Lenkerbandwechsel auch dadurch, dass der Materialwert sehr gering ist. Da spielt sicher nicht allein die Arbeitszeit eine Rolle, sondern auch der Verhältnis Materialwert - Arbeitszeit. Man hat das Gefühl, dass etwas so günstiges nicht so teuer in der "Verarbeitung" sein kann. Der tatsächliche zeitliche Aufwand spielt da vermutlich gar keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Wenn der Materialwert bei, sagen wir mal 200€ liegen würde, würde man dem Mechaniker sicher auch eher zugestehen, das er eine halbe Stunde Arbeit reinsteckt, um das Material ordentlich zu verarbeiten. Ich schätze mal, dass viele die Augenbraue eher hochziehen würden, wenn der Mechaniker 20€ für das Montieren des 15€-Reifens für's Stadtrad verlangt als bei den 70€-Wettkampfschlappen für's Triathlonrad, auch wenn der Aufwand vermutlich beim Triathlonrad geringer oder zumidnest nicht größer als beim Stadtrad ist (Schnellspanner, geputzt, keine Dreigangschaltung zum Einstellen....).
Also von meinem Radhändler kenne ich schon den Stundensatz und der arbeitet nicht für 20 € die Stunde. Wenn man Pech hat dauern Kleinigkeiten mit geringem Materialwert auch mal länger und da er nicht die Wohlfahrt ist kostet es dann halt.
Hatte letztens bei einem unseren Räder einen gerissenen Schaltzug, spontan vorbei gegangen, er wollte es trotz Betrieb schnell wechseln. Nach 10 Minuten haben wir uns drauf geeinigt das ich es da lasse, weil er den Rest vom Schaltzug nicht direkt raus bekam aus dem Bremsgriff und das im Endeffekt in eine ziemlich aufwendige Sache ausartete.
Als ich es abholte musste ich halt 1.5 Arbeitsstunden + 2.50 € Zug bezahlen, sicher zuckt man dann erst mal, aber da ich seit mehr als 10 Jahren da Kunde bin weiß ich das er eher noch mehr Zeit gebraucht hat als er da aufgeschrieben hat, qualitativ gehört er sowieso zu den Guten.
Mal weg von der Lenkerband-Frage: Was wäre denn dann ein angemessener Preis für eine einfache "Inspektion"? Also Bremsen, Schaltung, Tretlager, Steuersatz prüfen und einstellen + Laufräder zentrieren?
Bei meinem Rad: 1-2 AW, also 4,50 bis 9 €. Drehen, durchschalten, feststellen, dass es funzt und nichts gemacht werden muss. Kann ich für 0 € aber auch selbst feststellen .
Bei anderen vielleicht viel mehr, wenn sie mit abgefahren, schief stehenden Bremsklötzen, verrotteten Schalt und Bremszügen, einer ausgeleierten Kette und einem seit 1.000 km lockeren Steuersatz ankommen.
Sowas muss nach Aufwand gehen ...
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Die meisten Radwegbeschilderungen wurden von Aliens erschaffen.
Sie wollen erforschen, wie Menschen in absurden Situationen reagieren.
Man hat das Gefühl, dass etwas so günstiges nicht so teuer in der "Verarbeitung" sein kann.
Wie oben schonmal jemand schrieb: einfach mal selbermachen!
Ist eh ne sichere Bank, da nicht sicherheitsrelevant.
Wers in 10Minuten hinkriegt (unds hinterher dann auch anschauen und anfassen mag), freut sich nen Ast und wer nicht, weiss beim nächsten Mal den Kurs vom Dealer zu schätzen...
Zitat:
Zitat von aequitas
Mal weg von der Lenkerband-Frage: Was wäre denn dann ein angemessener Preis für eine einfache "Inspektion"? Also Bremsen, Schaltung, Tretlager, Steuersatz prüfen und einstellen + Laufräder zentrieren?
Ich kann da draufschauen und sehen, ob noch alles vorhanden ist, das dauert 30sec unds Schreiben einer Rechnung wär teurer.
Man kann Tretlager aber auch püfen, indem man die Kurbel ausbaut, die Schaltung nachm Aushängen und Schmieren der Züge, Bremse und -züge dto., die kann man aber freilich auch zerlegen, reinigen und die Gelenke schmieren und das ganze, von dir genannte Prozedere auf drei Stunden ausdehnen.
Ich geb mal nur zu bedenken, was wir 'nebenher' bei so ner Durchsicht noch gemacht haben: Reifen runter, prüfen, Felgenband prüfen, Radlager/Naben prüfen, Kassette Drehmoment prüfen bzw. nachziehen, Pedale, -lager, und Anzugsmoment checken, Kurbel(n) Anzugsdrehmoment prüfen, Aussenhüllen und Endhülsen auf Knicke und Beschädigungen checken, Sattelstütze und Sattel Drehmoment, Sattelstütze fetten (bei Carbon Montagepaste), weiterhin Drehmomente aller Anbauteile, also Vorbau, Lenker, Bremsklötze, Zugklemmungen, Flaschenhalter etc. (an Alltags-/Trekkingrädern den restlichen Plunder à la Schutzbleche, Gepäckträger usw. auch), Kettenvernietung, -verschleiss, Speichenspannung, Felgenrundlauf, Bremsflankenverschleiss, Rahmen und Gabel auf Korrosion, Zustand, dto. Carbonteile prüfen, Brems-/Schalthebel auf Ergonomie und Einstellung und noch n paar Dinge mehr, die ich wahrscheinlich ausm Gedächtnis vergessen hab.
Google mal nach "VSF Wartung", da findste die Punkte.
Reparaturen gehen natürlich extra, Lenkerband wickeln auch...
pXpress: freu dich über die anderthalb Stunden, solang mach ich nicht rum. Da gibts nach spätestens 15-20Minuten erfolglosen Pofelns neue Schalthebel...
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
Ich wäre froh, wenn diese Fahrrad-Auto-Vergleiche etwas ausufernder betrieben würden...
Während viele Dinge mal ganz und gar nedd vergleichbar sind, wärs mir ganz lieb, wenn diejenigen, die beim Fahrrad um jedes Ausstattungsdetail und jede Zugabe feilschen wie die Berber, mal dran dächten, dass EINE Felge des Autos, mit dem sie das Rad dann abholen, schon mehr gekostet hat...
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!