... Was mir noch fehlt bei der Diskussion ist, ein halbwegs realistischer Vorschlag zu einer sagen wir kurzfristigen aber wirksamen Intervention gegen das Problem. ....
Da das Problem gleichzeitig vielfältige Ursachen hat, wäre wohl nur ein gleichzeitiger Ansatz in Afrika und Europa effektiv.
Afrika:Solange die Verhältnisse dort zur Flucht animieren, werden Leute losziehen. Und die Verhältnisse ändern sich durch Konsumverhalten bei uns eh nur marginal, wenn überhaupt. Da sind schon viele dortige Landsleute mit verantwortlich, sei es als Regierung, sei es als kleiner Mann: lieber ein Job in einer Näherei in Bangladesh, als Hungern. Würden sich dort alle weigern, zu den Bedingungen zu arbeiten, hätten wir halt keine billigen T-shirts; ob es denen besser ginge, weiß keiner genau.
Und die UNO kann auch nicht liberale, korruptionsfreie demokratische Wohlfahrtsstaaten zaubern, wo die Regel Korruption, Diktatur, Religionskriege, etc. sind. Da können wir nur auf langsame gesellschaftliche Veränderung hinwirken, was aber wohl Generationen dauert.
Und zur Europäischen Seite: natürlich sollte man Flüchtlinge aufnehmen und die menschenwürdig behanden, ob sie dauerhaft bleiben dürfen, oder nicht; auch ein Schiff in Seenot verdient Hilfe, wenn man in der Nähe ist. Das sind die Sachen, die wir gut und richtig machen müssen. Aber es kann nicht unsere Pflicht sein, alle Schiffe, die im Mittelmeer treiben, vorbeugend zu sichern. Dann können wir gleich die Flüchtlinge in Afrika direkt abholen mit europäischen Schiffen. Ich sehe also keinen Grund für extra Aktionen seitens Europa.
Und ja, es können zu viele sein, so daß eine Haltung wie Australien legitim sein kann (ich weiß nicht, ob es dort konkret so ist).
Aber ich sehe es ähnlich im Kleinen (Beispiel): Ich wohne gegenüber einer Schule - wenn mal eine Kind rüberkäme, weil er ein Pflaster für seine Schürfwunde braucht, hätte ich kein Problem, ihm zu helfen. Auch bei ein-zwei im Monat nicht. Aber wenn es alle zwei Tage oder alle paar Stunden klingelt, weil es sich rumspricht, daß ich auch immer wieder Bonbons dazu habe, würde ich irgendwann auch nicht aufmachen, und es wäre auch nicht mein Problem, ob sie die Straße sicher queren können, um zu mir zu gelangen. Warum soll es ein Staat anders sehen?
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Nachdem ich paar mal auf die Tastatur gekotzt habe...
Zitat:
Zitat von TheRunningNerd
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Das Alltagsrassismus schon wieder so salonfähig ist und so wenig Widerspruch erfährt kotzt mich nämlich maßlos an. (BTW, ich bin Bayer in Hamburger, ein härteres Migrantenschicksal gibt es nicht!)
Das Alltagsrassismus schon wieder so salonfähig ist und so wenig Widerspruch erfährt ...
Alltagsrassismus zeigt wunderbar das Versagen der Politik dem einfachen Mann aufzuzeigen, was man warum machen muss.
Ist ja ähnlich der Griechenlandproblematik oder Bankenrettung. Die Politik war ja auch hier nicht in der Lage die Notwendigkeit der Kredite dem einfachen Mann zu erläutern, so dass bestimmte Eindrücke entstehen und sich verfestigen und von redegewandten Leuten, die komischerweise immer sehr einfache Antworten auf sehr komplexe Sachverhalte haben, schnell eingenommen werden können.
Der moderne Mensch ist leider sehr bequem geworden. Es werden Meinungen aus irgendwelchen Blogs nachgeplappert, ohne zu überprüfen, wer oder was hinter einem Blog steht. Wenn man dann mal mit einem redet der auf einen der vielen Rattenfänger hereingefallen ist, stellt sich schnell heraus, dass sie in Bildzeitungsmanier kaum mehr als die Schlagworte gelesen haben oder die Konsequenzen gar nicht verstanden haben. Auch habe ich das Gefühl, dass kaum mehr zwischen seriösen Informationen und Meinungen unterschieden wird. Gerade bei so emotionalen Themen.
Aber die Politik liefert auch einfach keine zufriedenstellenden Angebote:
a) Aufnehmen von Flüchtlingen:
Es ist lang bekannt, dass wir eine bestimmte Zahl an Flüchtlingen aufnehmen müssen. Dennoch war es nicht möglich Kapazitäten zu schaffen, um diese menschenwürdig unterzubringen. Die Erstaufnahmestellen sind reihenweise gnadenlos überbelegt, so dass es dazu kommt, dass die Leute die in Afrika für das Leid des anderen Sorgen hier auch wieder Zimmer an Zimmer hausen müssen. Da sind Probleme vorprogammiert.
b) Weiterbildung / Arbeit / Integration
Dier Asylsuchenden werden alimentiert. Es ist ihnen verboten zu arbeiten. Sie müssen praktisch im Lager unter sich bleiben und der Unterricht kommt aufgrund der Masse der Leute einfach zu kurz. So ist keine Integration möglich.
usw.
Das sind alles Aufgaben, die die Politik vorrangig angehen muss. Aber da wird lieber ne Menge Zeit und Geld in einen möglichen Rechtsstreit mit Heckler und Koch gesteckt anstatt die wirklichen Probleme anzugehen
Vor allem muss eine Möglichkeit geschaffen werden, die Erstannahmestellen zu entlasten und die Leute schnellstmöglich zu integrieren.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Und ja, es können zu viele sein, so daß eine Haltung wie Australien legitim sein kann (ich weiß nicht, ob es dort konkret so ist).
Aber ich sehe es ähnlich im Kleinen (Beispiel): Ich wohne gegenüber einer Schule - wenn mal eine Kind rüberkäme, weil er ein Pflaster für seine Schürfwunde braucht, hätte ich kein Problem, ihm zu helfen. Auch bei ein-zwei im Monat nicht. Aber wenn es alle zwei Tage oder alle paar Stunden klingelt, weil es sich rumspricht, daß ich auch immer wieder Bonbons dazu habe, würde ich irgendwann auch nicht aufmachen, und es wäre auch nicht mein Problem, ob sie die Straße sicher queren können, um zu mir zu gelangen. Warum soll es ein Staat anders sehen?
Dieser Vergleich ist so pervers und zynisch, das ich brechen möchte. Ich hoffe Du hast einfach nur nicht drüber nachgedacht.
Leute, die ihre blanke Existenz bedroht sehen, die aus Krieg, Hunger und Elend fliehen, ihre Kinder in Lebensgefahr bringen, sprich völlig verzweifelt sind mit Kindern zu vergleichen, die Schürfwunden haben und Bonbons wollen, ist ekelhaft, sorry. Da spricht aus jedem Satz unterdrückter Überlegenheitsdünkel und Kolonialherrendenke. Schreib doch einfach "Hilfe der blöde Neger will unsere Flatscreens und SUVs", denn genau aus der Ecke kommt diese widerliche Analogie die Du da konstruiert hast.
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Whatever quantitative measure of success you set out to achieve becomes either unattainable or meaningless. The reward of running—of anything—lies within us.
~Scott Jurek
Geändert von TheRunningNerd (22.04.2015 um 16:06 Uhr).