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Zitat von Hafu
Ich bleib' dabei: ich finde die Analyse gut und den Grundton, der sich hier im Thread breit gemacht hat, bedenklich.
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Der Grundton ist leider verständlich. Wer schafft es, nicht zynisch zu werden, wenn in den letzten Jahren - und besonders seit Snowden - immer mehr offenbar wird, dass das, was wir für Demokratie hielten, aus der wir die Rechtfertigung für unser Handeln ableiten und unsere Anmaßung, moralisch über andere zu richten, nichts anderes ist als die Fassade des Deep State? Dass Folter, Lüge, Betrug, Black Sites, Globalüberwachung, Gag Orders, Drohnenliquidation, Geheimgesetze, geheime Interpretationen von Gesetzen, und Geheimgerichte die unter Regierenden allgemein akzeptierten und flächendeckend genutzten Mittel der Staatsräson sind?
Der Unterschied zwischen uns und Russland findet sich lediglich in der Geographie und darin, dass sich Putin weniger Mühe gibt, vorzugeben, was nicht ist.
Zitat:
Zitat von Hafu
Natürlich hat der Westen im Zusammenhang mit dem Maidan-Aufstand in der Ukraine Fehler gemacht, aber keiner dieser Fehler rechtfertigt die die Anexion der Krim und diesen eklatanten Bruch des Völkerrechts durch Putin.
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Nichts rechtfertigt den Bruch des Völkerrechts. Aber wenn man es einmal mit der Argumentation "das ist so schlimm, da müssen wir einschreiten" ignoriert hat, dann lädt man jeden, der dazu in der Lage ist, ein, dies zu wiederholen. Der Westen hat das getan. Putin folgt nun einige Jahre später dieser Einladung.
Der Westen hat sich in eine Lage gebracht, in der weder mit Moral, noch mit Verträgen argumentiert werden kann. Unsere Regierungen haben keine erkennbare Moral und Verträge hält generell nur der ein, dem sie nützen, so lange sie nützen.
Ich bin enttäuscht von dem, was ich für Demokratie hielt, für das bessere, das verteidigenswerte System, und für das ich 15 Monate in Kasernen in der Eifel und in der hessischen Pampa gelebt habe.
Ich habe mich damit abgefunden, dass es im globalen Kontext nur pragmatische Lösungen gibt, keine moralischen. Ich wehre mich dagegen, aber mir ist klar, dass sich die Dinge in meiner Lebenszeit nicht ändern werden. Wir, diejenigen, die es tatsächlich stört, sind zu wenige.
Mit dem Finger auf Putin zu zeigen, ist erstens billig, zweitens nutzlos. Klar ist er ein Verbrecher. So what? Sollen ihn jetzt die anderen Gauner (ja, ich meine unsere Regierungen) zur Vernunft bringen? Putin können wir nicht ändern, das muss sein Volk erledigen - es sei denn, man wünscht sich die Eskalation. Mit den Islamisten hat es ja nicht für den Dritten Weltkrieg gereicht, vielleicht passt es mit Putin...
Daheim liegt auch genügend im Argen. Fangen wir damit an.