Was mir häufig bei dieser Art Diskussion auffällt, ist die massive Emotionalität, mit der sie geführt wird. Zu meiner Schulzeit wurde auch über die Qualität der Schule und des Unterrichts diskutiert, aber nicht mit dieser Polarisierung. Und ich frage mich, woher das kommt.
Vielleicht liegt es darin, daß in den letzten 20 Jahren die Arbeitsplatzsicherheit in der freien Wirtschaft, Industrie und Handel deutlich nachgelassen hat und das der Punkt ist, der unbewußt eine Rolle spielt.
Lehrer sind als Beamte unkündbar und sie tragen mit keiner Leistung zur Renten-/Arbeitslosenversicherung bei (daher sollte bei Gehaltsvergleichen auch nur das Nettogehalt verglichen werden). Und belasten mit ihren Pensionen die staatliche Kassen in zunehmenden Maße. Sie unterliegen keinerlei Qualitätssicherung und haben selbst bei schlechter Leistung mit relativ geringen (wenn überhaupt) Konsequenzen zu rechnen. Andererseits wird ein engagierter und aktiver Lehrer auch für seine Arbeit keine besondere Aufmerksamkeit erfahren.
Lehrer haben sehr selten das Schulsystem verlassen (es sei denn sie haben während des Studiums nebenher gejobt). Woher sollen sie Kennntisse über das Berufsleben haben, auf das sie im Unterricht ihre Schüler vorbereiten sollen?
Eine nahezu unauflösbare Situation, sofern sie in ihrem Grund nicht geändert wird.
Punkte über die man einmal nachdenken sollte
- keine Verbeamtung stattdessen Angestelltenverhältnis
- Umstellung von Pension auf Rente
- Umgestaltung der Ferienzeit
- fester Arbeitsplatz in der Schule
- qualitative Überprüfung des Unterrichts sowie der Ergebnisse
- Übernahme als Lehrer nach vorangegangener 5-jähriger Berufstätigkeit in Industrie, Wirtschaft oder Handel (sowie das für Berufsschullehrer grundsätzlich gilt)
Die Schule sollte dir aber die Fähigkeit vermittelt haben zu abstrahieren und dir bewusst zu werden, dass du dich hauptsächlich der Schlechten erinnerst und es auch andere gab
Mein 2. Post in diesem Faden hier haste aber auch gelesen, oder?
Außerdem war das nichts anderes als mein persönlicher Erfahrungsbericht.
Zitat:
Zitat von MattF
gab es mal wieder so ne Statistik über Arztepfusch...
Ja ja so ist das, ich mach mir jetzt Popcorn!
Lehrer und Ärzte haben zumindest das gemeinsam, dass sie jeder früher oder später mal erlebt. Und das macht sie dann alle zum Experten....
Lieber Bier oder Aperol-Spritz zum Popcorn? Was anderes hab ich nicht zuhause
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[leaving] extending the comfort zone
- keine Verbeamtung stattdessen Angestelltenverhältnis
- Umstellung von Pension auf Rente
- Umgestaltung der Ferienzeit
- fester Arbeitsplatz in der Schule
- qualitative Überprüfung des Unterrichts sowie der Ergebnisse
- Übernahme als Lehrer nach vorangegangener 5-jähriger Berufstätigkeit in Industrie, Wirtschaft oder Handel (sowie das für Berufsschullehrer grundsätzlich gilt)
Ich hab mal über die von Dir aufgeführten Punkte nachgedacht. Bei einigen sehe ich das genauso wie Du. Und sogar viele Lehrer, mit denen ich geredet habe hätten z.B. gern einen festen Arbeitsplatz in der Schule.
Gleichzeitig frag ich mich aber auch wie Du Dir folgende Punkte vorstellst, bzw was Du Dir dazu für Gedanken gemacht hast:
- Umgestaltung der Ferienzeit
Wie sollte man die Ferienzeiten umgestalten? Je nachdem was für Fächer gelehrt werden, fallen die Ferien eher als Arbeits/Korrekturzeit als wirkliche Freizeit aus.
- Übernahme als Lehrer nach vorangegangener 5-jähriger Berufstätigkeit in Industrie, Wirtschaft oder Handel (sowie das für Berufsschullehrer grundsätzlich gilt)
Hmm. Derzeit studieren Lehrer ca 5-6 Jahre, gefolgt von 2 Jahre Referendariat.
Wo sollen die denn nach nem Lehramtsstudium angestellt werden? Sagen wir mal Du willst Geschichte und Latein unterrichten, was wäre da ne angemessene Stelle?
Außerdem kann man denke ich Berufsschule sehr schwer mit z.B. Gymnasien vergleichen, vom Anspruch und vom Schulziel.
Ich glaube es wäre zielführender, einmal die Schulhoheit den Ländern zu entziehen und an den Bund zu übertragen. Die Lehrerausbildung (viel mehr Pädagogik und Praktika statt reine Fachausbildung) sollte genauso wie das Schulmodell (hier evtl. nähe zur Wirtschaft, Mehrsprachlichkeit, Teamteaching usw) grundlegend geändert werden.
PS: kA wieso ich den Smiley im Titel hab, das war nicht beabsichtigt.
- keine Verbeamtung stattdessen Angestelltenverhältnis
- Umstellung von Pension auf Rente
Das Zweite ist die Konsequenz des ersten. Ob das für den Staat insgesamt aber wirklich billiger wird, darf zumindest bezweifelt werdem. Es müssten ja dann auch sofort Sozialversicherungsbeiträge bezahlt werden Auch die Krankenversorgung statt Beihilfe, kann sogar teurer werden.
Und wie hier schon gesagt, mit einer Ausbildung zwischen 6-7 Jahren wilst du schon auch Netto was verdienen. Wenn man als Angestellter Netto soviel verdienen wollte wie als Beamter, muss man eininges mehr Brutto bekommen (was der Staat zahlen müsste). Es gab schon vor Jahren Gemeineden die ihre Angestellte zu Beamten gemacht haben, weil das insgesamt über alles gesehen billiger war.
- Umgestaltung der Ferienzeit
Wie auch schon gesagt, die Ferien sind nicht zum faulenzen da, sonder zu einem großen Teil dafür das was in der Schulzeit liegen geblieben ist aufzuholen. Es ist halt eine beliebtes Vorurteil, dass Lehrer von 8.00-13.00 arbeiten und dann heim aufs Sofa gehen. Es gibt Untersuchungen, dass die Arbeitszeit in der Schulzeit bis zu 50h die Woche beträgt, dafür sind auch die Ferien ein Teil der Kompensation.
Was unfair ist ist, dass z.b. eiln Sport Erdkundelehrer genauso viel verdient wie ein Deutsch und LAtein Lehrer. Meine Frau als Deutschlehrer verbringt div. Wochenende mit Klausurkorrektur.
- fester Arbeitsplatz in der Schule
Hat meien Frau, deshalb kommt sie nie vor 17.30 nach Hause und wie gesagt div. Wochenenden gehen auch noch drauf.
- qualitative Überprüfung des Unterrichts sowie der Ergebnisse
Die Frage ist was ist Qualität?
- Übernahme als Lehrer nach vorangegangener 5-jähriger Berufstätigkeit in Industrie, Wirtschaft oder Handel (sowie das für Berufsschullehrer grundsätzlich gilt)
Wurde ja auch schon gesagt. Dazu kommt, wenn jemand mal 5 Jahre in der Industrie gut verdient hat, wieso sollte der dann noch Lehrer werden. Dann gehen doch auch nur die in die Schule zurück, die in der Industrie nicht zurecht gekommen sind.
Mir geht es bei den aufgelisteten Punkte um Veränderung anstatt Verschlimmbesserung des status quo.
Lehrer nehme ich als "Einzelarbeiter" anstatt als "Teamarbeiter" war und wie will jemand, der eine Teamarbeit nicht kennt, solche Inhalte an seine Schüler vermitteln, die dann später im Beruf meistens als Teamarbeiter unterwegs sind?
Qualität, ja genau darum geht es mir. Wie wird die Unterrichtsqualität gemessen? Es geht ja nicht darum den Unterrichtsstoff durchzuziehen, sondern ihn zu vermitteln.
Wenn Lehrer ihren Arbeitsplatz standardmäßig in der Schule haben, dann fallen die Lehrer auf, die z.B. "ewig" brauchen bis sie Klassenarbeiten korrigieren oder sie können sich bei Korrekturen unterstützen.
Bitte erklärt mir, wieso ein Lehrerstudium 6-7 Jahre dauert?
Lehrer nehme ich als "Einzelarbeiter" anstatt als "Teamarbeiter" war und wie will jemand, der eine Teamarbeit nicht kennt, solche Inhalte an seine Schüler vermitteln, die dann später im Beruf meistens als Teamarbeiter unterwegs sind??
Darf ich mal nach deinen Kontaktpunkten mit Lehrern fragen? Und wieso ist für dich der Berufsvorbereitungspunkt so wichtig?
Einmal soll meiner Meinung in erster Linie die Berufsausbildung auf den Beruf vorbereiten, nicht die Schule. Die meisten Schüler haben (politisch gewollt) derzeit das Gymnasium mit einem Studiumsziel auf der Liste. Zumindest hier sollte also zumindest das Gymnasium auf das Studium vorbereiten.
Zitat:
Zitat von DasOe
Qualität, ja genau darum geht es mir. Wie wird die Unterrichtsqualität gemessen? Es geht ja nicht darum den Unterrichtsstoff durchzuziehen, sondern ihn zu vermitteln.
Je komplexer die Lernziele sind, desto schwieriger die Überprüfung. Mathe - meiner Meinung eher einfach. Religion/Ethik/Werte etc - sehr schwer. Wenn man den Lehrern kleinere Klasse geben würde, könnten die oft auch besseren Unterricht machen, aber das nur nebenbei.
Zitat:
Zitat von DasOe
Bitte erklärt mir, wieso ein Lehrerstudium 6-7 Jahre dauert
Einmal schreibst Du selbst man muss den Stoff vermitteln und nicht nur durchzuziehen. Dazu braucht man natürlich das weitreichende Wissen, das über den bloßen Unterrichtsstoff hinausgeht. Auch hier nochmal drauf hingewiesen, der Durchschnittslehrer soll/muss (in der Sekundarstufe) von Klasse 5 bis Klasse 10 (bzw 12) alles drauf haben und das in der Regel nicht in einem, sondern in zwei oder sogar drei Fächern.
Ich weiß nicht ob Du studiert hast, aber mir hat ein Fachgebiet damals schon gereicht.