Mir scheinen die Chancen der Ukrainer, militärisch gegen Russland gewinnen zu können, da facto bei Null zu liegen. Daher ist aus meiner Sicht die Frage legitim und vernünftig, welchen Sinn der militärische Widerstand der Ukrainer haben kann.
Damit möchte ich nicht andeuten, dass er komplett sinnlos sei, nur weil das Ergebnis dieser Bemühungen aus meiner Sicht bereits feststeht. Ein Sinn könnte beispielsweise darin bestehen, dass ein Angreifer einen hohen Preis bezahlt und sich künftige Angriffe vorher zweimal überlegt. Nur: Was nützt das den Ukrainern? Und was juckt es Putin, ob er die
Ukraine in zwei oder drei Wochen erobert?
Vielleicht bewirken diese hohen "Kriegskosten" ungewollt eher eine besondere Motivation für Putin: Je höher der Preis ist, den er bezahlen muss, um so mehr muss er am Ende einen Erfolg vorweisen können. Je höher der Preis, desto wertvoller und unverzichtbarer der Sieg.
Ein Sinn des militärischen Widerstands könnte ferner darin bestehen, dass bei den Friedensverhandlungen – während des Krieges – etwas erreicht werden kann. Möglich, aber mit jedem weiteren Vorrücken der russischen Truppen unwahrscheinlicher.
An der militärisch aussichtslosen Lage der
Ukraine ändern aus meiner Sicht diverse Waffenlieferungen aus dem Ausland nichts. Möglicherweise machen sie es nur schlimmer: Mehr Tote auf beiden Seiten, ohne dass dadurch ein russischer Sieg verhindert werden kann. Mit ein paar hundert zusätzlichen Panzerfäusten gegen die zweitgrößte Atommacht der Welt? Das halte ich für naiv.
Vielversprechender finde ich derzeit den Weg der wirtschaftlichen Sanktionen. Er wird zwar die Eroberung der
Ukraine nicht verhindern. Aber er könnte vielleicht dazu beitragen, dass die Russen nach einiger Zeit (3-15 Jahre) wieder abziehen. Putin wird bis dahin voraussichtlich das Zeitliche gesegnet haben. Möglicherweise kommen die Dinge dann wieder etwas in Bewegung.
