Zitat:
Zitat von Flow
Was du unter "ketoadaptiert" verstehst, weiß ich nicht.
|
Darunter verstehe ich die Anpassung des Energiestoffwechsels des Gehirns an
Ketonkörper. Wenn die Leberglykogenspeicher bei niedriger KH-Zufuhr (um ca. max. 50g/d) entleert sind, werden aus Nahrungs- und Speicherfetten neben freien Fettsäuren und Glyzerin Ketone gebildet. Entgegen des häufig zu lesenden Bulls..ts, wonach unser Gehirn ausschließlich von Glucose leben könne, werden Ketonkörper nach einer Umstellungspase des enzymatischen Systems zur Deckung von 80% des Energiebedarfs unseres Gehirns herangezogen. Der Rest muss Glucose sein, die der Körper aber auch ohne jegliche Zufuhr von KH im Wege der Gluconeogenese aus glucogenen Aminosäuren (also Proteinen aus Nahrung und/oder Körpersubstanz, sofern gefastet wird: nur Körpersubstanz), aus Laktat, Pyruvat und dem Glyzerin aus der Auflösung von Triglyzeriden "bastelt".
So lange das Gehirn noch nicht perfekt auf Ketone umgestellt ist, werden maximal 20% der Energie für das Gehirn aus Ketonen gezogen, die verbliebenden Ketone verbrennen in der Muskulatur oder werden abgeatmet bzw über die Niere ausgeschieden. Passt sich der Stoffwechsels des Gehirns sukzessive an, braucht der Körper weniger Proteine für die Gluconeogenese und die Mitochondiren verbrennen bevorzugt freie Fettsäuren aus der Auflösung der Triglyzeride. Diesen Umstellungsprozeß bezeichnet man als "
Ketoadaption" und jemand, der diesen Prozess durchlaufen hat, als "ketoadaptiert".
In der Folge arbeitet das Gehirn ohne miese Laune etc. wesentlich reibungsloser, weil Ketone im Gegensatz zu Kohlenhydraten ein "sauberer Brennstoff" sind. Daher werden ketogene Diäten u.a. schon lange bei Krankheiten, die das zentrale Nervensystem betreffen, wie z.B. Epilepsie und neuerdings auch Alzheimer eingesetzt. Diverse Studien legen die Vermutung nahe, dass die geistige Leistungsfähigkeit unter Ketose besser ist, als unter Glykosis und Stimmungs- wie Leistungsschwankungen kaum mehr auftreten, selbst wenn man über viele Stunden oder Tage keine Nahrung zu sich nimmt.
Da es keine essentiellen Kohlenhydrate gibt und unser Stoffwechsel gänzlich ohne Kohlenhydratzufuhr auskommt (im Gegensatz zu bestimmten essentiellen Fettsäuren und Aminosäuren) wird auch die These diskutiert, ob evolutorisch betrachtet nicht Ketosis der Normalzustand und
Glykosis die Sondersituation darstellt. Die h.M. der Schulmedizin sieht dies bislang anders herum und begründet das damit, dass unser Stoffwechsel sehr rasch von Ketosis auf Glykosis umstellt, wenn KH zugeführt werden. Die Vetreter der Gegenmeinung meinen, dass dem der Fall ist, weil zuviel Glucose im Blut unmittelbar und rasch gesundheitliche Schäden zur Folge hat (siehe Diabetes 1) und deshalb Glykosis (das Hirn vebrennt in diesem Modus überwiegend Glucose) eine "Feuerwehraktion" des Stoffwechsels ist, um Schäden zu verhindern. Da wir uns heute extrem kohlenhydratlastig ernähren, kommt der Körper kaum aus der Glykosis heraus, so dass diese irrtümlicherweise für den Normalzustand gehalten wird, obwohl dieser evolutorisch betrachtet bis zum Neolithikum jahrteszeitlich bedingt die Ausnahme gewesen sein muss, da Früchte und Honig nur temporär in größeren Mengen verfügbar waren und Fleisch, Fisch, Nüsse, Gemüse, Pilze - die ganzjährige Basisnahrung damals - kaum größere Mengen an KH liefern.
Gruß Robert