Shorter of breath and one day clother to death. (Pink Floyd, Time)
Zwei Jahre später. Über die Details brauchen wir nicht sprechen, über Hippomans grossartiges Angebot, doch zusammen zu melden und mich am Flughafen einzusammeln, über die entsetzliche Absage 2020, über das vergangene Jahr und, und, und. Ihr wisst das alles.
Alpe d´Huez hat mich nicht mehr losgelassen und ich hatte eine geniale Idee, mich zu quälen: den Hoodie der Veranstaltung integrierte ich in meine Teamkleidung und trug ihn so oft wie möglich, immer mit dem Gedanken "Da ist noch was offen, Jan, da fehlt noch was."
Die Meldung für 2020 hielt ich also aufrecht, um es in 2021 noch einmal zu versuchen und ich habe, der ein- der andere hat es im "blue line" - blog gelesen, viel trainiert, mal wieder besonders viel Laufen, es fehlt ja immer noch ein schneller Marathon, der will und will ebenfalls nicht kommen. Trainingstechnisch habe ich aber im vergangen Zyklus das Glück gehabt, dass ich eine wunderschöne und junge Partnerin hatte, genannt P2, die in zwei Wochen beim Ironman Hamburg am Start stehen möchte. So hatte ich viel Abwechslung, noch mehr Unterhaltung und jede Menge Spaß am Sport und besann mich auf diese Checkliste, die ich vor zwei Jahren, als ich so jämmerlich versagt habe, voll Selbstkritik erstellt habe. Die habe ich mir vorgenommen und sie abgearbeitet.
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Zitat von jannjazz
Was ich alles falsch gemacht habe:
• Zu wenig trainiert. Immer nur in der Firma rumhängen, einmal die Woche laufen gehen, das reicht natürlich nicht. Nicht annähernd.
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Oh, das war dieses Mal ganz anders, klar, viel laufen, aber auch tausende km am Rad, vorzugsweise meinen Lieblingshügel (ist ja auch der einzige hier), der auf 7,5 km 100 hm bringt. Einige Male stur immer wieder, bis die 1000 hm zusammenwaren. Und immer den Kopf in Alpe d´Huez.
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Zitat von jannjazz
• Falsch trainiert. Im Mittelpunkt hätten einfach lange und harte Radeinheiten stehen müssen, 100 – 200 km, ausserdem hätte ich im Winter auf der Rolle mit richtig viel Wiederstand mal Kraftausdauer machen müssen. Habe ich aber nicht. Ich habe mich darauf verlassen, dass ich schon irgendwie oben ankomme und dann mit meiner Laufstärke locker ins Ziel trabe. Pustekuchen. Die Streckenlänge verschweigt die atemberaubenden Details, Details, die zusätzlich viele viele Körner kosten.
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Oh, das war dieses Mal ganz anders, klar, viel laufen, aber sonst: sogar Rolle! Und lange Radeinheiten, immer wieder. Ostsee und zurück, Fehmarn, Rostock, die längste Tour war der Nachtritt von Berlin nach Hamburg über 340 km. Rollen, rollen, rollen. Unbedingt.
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Zitat von jannjazz
• Kein Trainingslager. Was mich ja schon seit vielen Jahren bestens durch die Saison bringt, dieses Jahr hat es ausgerechnet nicht geklappt. Schön viele Grundlagenkilometer aus dem Winter, das war immer die Basis für eine brauchbare Form im Sommer.
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Nein, das war heuer auch nicht anders. Nur mit großen Schwierigkeiten buchbar, dazu noch zu Hause nicht vermittelbar (Quaranthäne usw): schweren Herzens musste darauf auch 2021 verzichtet werden.
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Zitat von jannjazz
• Keine Fokussierung. Immer stand der Hauptwettkampf im Mittelpunkt meines Sportjahres, immer habe ich ihn mir nicht nur inhaltlich, so wie heuer, sondern auch geographisch und sporttechnisch erarbeitet. Auch da hat es dieses Jahr extrem gefehlt.
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Oh, das war dieses Mal ganz anders und zwar wie gewohnt. Ich würde sagen, gedanklich war ich jeden Tag in Frankreich. Jeden Tag. Zwei Jahre. Zwei Jahre, jeden Tag. Tausend Dank an P2, ihr zu helfen war der eigentliche Schlüssel.
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Zitat von jannjazz
• Schlechte Vorortorganisation. Gerade in Alpe d´Huez hätte ich viel günstiger zu Start-Ziel wohnen können, das Thema essen und trinken habe ich auch vernachlässigt. Vor dem Hintergrund dieses Wettkampfs war das sträflich und wurde auch bestraft.
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Oh, das war dieses Mal ganz anders. Schönes Hotel direkt am Ziel, top Essen gab´s auch, weg war auch P1, die schon viel Nerven gekostet hat, ganz allein in Alpe d´Huez habe ich auch nie vergessen, was ich da wollte. Schlau war auch, gar nicht mit dem Auto anzureisen, das hat mich 2019 auch total fertiggemacht, wobei ich noch Monate später darunter gelitten habe, dass ja P1 glücklich gefinisht hatte und so auf der Rückfahrt auch noch fröhlich war. Schwer, da mitzufeiern, auf Dauer und Alpe d´Huez - Hamburg ist eine ganze Ecke.
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Zitat von jannjazz
• Schlechtes Material. Noch in der Woche vorm Wettkampf bin ich mit dem TT 120 km oder so gefahren, vorher habe ich noch geglaubt, ich könne damit den Wettkampf bestreiten, schließlich hatte das letztes Jahr in Davos auch geklappt. Dann aber fiel mir ein, dass wir in Alpe d´Huez ja von 3300 hm sprechen und so wurde das alte Trainingsrad mit den drei Kettenblättern nochmal frisch gemacht, neues (altes) Vorderrad usw. So frisch war es am Ende dann aber doch nicht, vor allem viel zu schwer.
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Oh, das war dieses Mal ganz anders, es gab ein total zielgerichtets Materialinvest namens Stevens Comet, superleichte Carbonflunder mit Scheibenbremsen und DI2,
gebraucht.

Bild ist von der Taufe: der Name der Bache ist Janelle, nach Janelle Monae´, in derem wunderbaren Song "Q.U.E.E.N." (es geht um die kumulierte Maximalminderheit "schwul, schlecht ausgebildet, aus der Kirche geflogen, Einwanderer, nicht weißer Rasse") die grossartige Textzeite "No, no, the booty don´t lie" vorkommt, geht es geiler für einen Radsportler?

Tattoo you!
Eine Riesenhilfe war hier Benny 1983, der für mich den Versand organisierte, da der Bock natürlich nicht um die Ecke stand. Glückskauf. Kaum km, top gepflegt, mit wunderschönen Details, die ich so nie angebaut hätte.
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Zitat von jannjazz
• Zu schwer war auch ich. Normalerweise komme ich mit 77 kg aus dem Winter, dann kommt das Trainingslager, die Fastenzeit und die Spargelsaison. Wenn ich dann den Hauptwettkampf fokussiere und mich nicht zu knapp aber ein bisschen vernünftig ernähre, ist es kein Problem, an einem ganz bestimmten Tag 70 kg zu wiegen. Dieses Jahr wog ich 74 kg. Dumm.
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Oh, das war dieses Mal ganz anders. Durch das Training mit P2, die versucht, vegan zu leben, habe auch ich schon 18 Monate weitestgehend auf Fleisch verzichtet. Nein, ich bin kein Asket und sage nie nein zu feinste Wahre. Weihnachten, Silvester, Geburtstage, ad libidum sowieso, aber sonst... Mit 69,5 kg und einer ziemlich angefressenen Ehefrau (die noch nicht einmal mit war) stand ich an der Startlinie, schön austrainiert, sehnig, muskulös, fokussiert, einfach bereit.
Zitat:
Zitat von jannjazz
• …and counting! Ich quäle mich mit diesen Zeilen schon so genug, wenn mir noch etwas einfällt trage ich es hier noch ein, jetzt höre ich hier lieber auf. Ich habe dies alles aber trotzdem geschrieben, um mich zu stellen!
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Oh ja, ich habe gekämpft. Und es war wunderschön. Der Weg ist das Ziel. (2bc)