So, wieder daheim, auf dem Flug hatte ich genug Zeit zum Tippern - ist etwas mehr geworden:
Die Nacht davor:
Die Nacht vor dem Wettkampf schläft man ja eh nie sonderlich gut, aber diese Nacht war mal wieder ein Highlight. Unser Fenster ging ja zu einer recht stark befahrenen Straße und so wurde es abends immer recht laut – zumal das Bahnhofsviertel auch nicht grad das schönste ist. Ich hatte mir daher Ohropax gekauft, so dass ich einigermaßen schlafen konnte. Als dann aber irgend so ein Voll-Chaot meinte um 2:00 Uhr nachts seine gesammelten Glasflaschen in den Container vor unserem Fenster zu werfen war es vorbei mit den Schlafversuchen. Ich glaube der hat die gesammelten Flaschen der letzten drei Jahre eingeworfen, so lange war der beschäftigt. Um 3:15 klingelte dann aber eh der Wecker, und es konnte los gehen.
Zum Frühstück gab es lecker Instantkaffee und Gummi-Baguette mit Marmelade und Nutella. Zumindest nennen die das hier Nutella, aber anscheinend ist die französische Rezeptur eine andere, denn das schmeckt hier doch etwas anders – Fachleute wie uns kann man damit aber nicht überlisten. Geschmeckt hat es aber dennoch.
Zur Einstimmung auf das Rennen hatten wir auch noch ein persönliches Video von Lance bekommen, der allen Teammitgliedern viel Glück wünschte.
Dann ging es auch schon bald los, bis zur Wechselzone waren es ca. 30 Minuten zu laufen und wir wollten ja pünktlich sein.
Pre Race

In der Wechselzone dann die übliche Prozedur: Rad vorbereiten, Klo, noch einmal Klo, dann chillen, noch etwas trinken, noch ein letzter Klo Besuch und schließlich Neo an. Leider hatte sich wohl die Batterie in meinem Brustgurt verabschiedet, also gab es keine Pulswerte. Egel, guck ich im Training auch nicht drauf, also musste ich im Rennen nicht damit beginnen. Runter an den Strand und das erste dumme Gefühl: Hm, grummelt ganz schön im Magen, eventuell doch noch ein Klo Besuch – ging aber nicht mehr, hier gab es keine Klos mehr. Also kurz ins Wasser, Wasser in den Neo, alles gut zurecht geschwubbelt und dann brav mit meiner erwarteten Schwimmzeit einsortiert. Und gewartet, gewartet und noch mehr gewartet.....
Immer noch gewartet....
Schwimmen

Der Schwimmstart erfolgte als Landstart, das bedeutete, man musste über die Steine ins Wasser laufen. Klingt nun schlimm, aber es war wie immer, sobald der Startschuss ertönte, waren die Steine vergessen und alle stürmten wie die Irren ins Wasser wo auch gleich das Geprügel begann. Nicht mehr und nicht weniger als bei anderen Rennen, halt das übliche. Nach einigen Minuten hatte sich das aber auch gelegt und man konnte ganz gut schwimmen. Es gab zwar immer wieder einige Nasen, die auch trotz des reichlich vorhandenen Platzes anfingen zu drängeln und zu nerven, aber da kann man sich ja auch wehren. An den Bojen wurde es natürlich auch wieder enger, aber auch immer noch zivilisiert. Dennoch hab ich während des Schwimmens gefühlt einen Liter Salzwasser geschluckt, damit sollte ich auch für den Rest des Rennens versorgt sein. Die Salztabletten konnte ich mir also erst einmal sparen.
Dann der Landgang: auf Händen und Füßen krabbelte ich aus dem Wasser und wurde dabei auch noch fotografiert. Zum Glück ging es mehreren so, dass sie nicht auf zwei Beinen den Ausstieg rauf kamen.
Zu Beginn der zweiten Runde war ich mir nicht ganz sicher, wie diese nun verlaufen würde und war so etwas überrascht, dass wir nun links herum schwimmen mussten – ich hätte mir dann doch den Plan anschauen sollen. Nach 1:05 hatte ich dann aber auch diese Runde hinter mir, bis zur Zeitmessmatte waren es noch einige Meter, so dass die Uhr für mein Schwimmen 1:06 stoppte. Ganz passabel. Hätte auch schlechter ausfallen können und mein Rennen sollte ja nun erst beginnen.
Rad
Video kommt noch - muss ich noch zusammen schnibbeln...
Als Wechseldepp habe ich mich dann wieder etwas ungeschickt angestellt, bis ich all meine sieben Sachen zusammen hatte. Vor allem die Skincooler waren wieder einmal recht widerspenstig, zumal der eine nicht mehr ganz heile ist – das Loch ist mittlerweile so groß, dass ich beinahe dort wieder raus gekommen wäre.... Ich glaube, da sind dann doch mal neue fällig.
Dann aber endlich: raus aus der Wechselzone und los. Erst einmal Tempo gemacht, rein in die Schuhe – verflixt – ich hatte vergessen die Schuhe aufzumachen, aber auch das ging irgendwie und etwas später als sonst war ich dann Randale-bereit.
Die ersten 20km verlaufen ja beinahe komplett flach am Meer und an einem Fluss entlang, so dass ich hier direkt loslegen konnte wie ein Irrer. Ich wollte möglichst schnell die Grüppchen überholen, was nicht immer so ganz einfach war, da die Strecke nicht gesperrt war und es doch ab und an Gegenverkehr gab. Nach 20km geht es dann auf einen Schlag einen 12-14% rauf und das tut dann doch weh – zumal ich meine Schaltung nicht so ganz korrekt eingestellt hatte und die zwei großen Ritzel nicht nutzen konnte. So musste ich dann mit einer gefühlten Kadenz von 20 Umdrehungen die Steigung hoch pressen, die aber zum Glück nur ca. 500 Meter lang war. Also merken für den nächsten IM: es sollten alle Gänge fahrbar sein.
Weiter ging es erst einmal gemächlich bergauf, dann ein Stück wellig, bevor eine kleine Abfahrt anstand. Immer wieder konnte ich einen um den anderen Fahrer überholen und wider Erwarten gab es hier doch keine unvorhergesehen Ansammlung von Bergspezialisten, die mir um die Ohren fuhren. Auch hier war die Strecke nicht gesperrt, immer mal wieder gab es vereinzelte Fahrzeuge auf der Strecke und natürlich Scharen von Hobbyfahrern, die aber in der Regel Rücksicht auf uns nahmen und uns sogar anfeuerten. Das Wetter war bestens: knackwarm und pralle Sonne, dazu eine atemberaubende Landschaft, was will man mehr? Schließlich stand der lange Anstieg der Strecke an: ca. 16km sollte es nun bergauf gehen, allerdings recht moderat, die maximale Steigung beträgt wohl so 7%, da brauchte ich zum Glück meine beiden großen Gänge nicht. Auch hier konnte ich einen um den anderen Fahrer überholen, ohne mich komplett zu zerstören. Etwas nervig waren die Kollegen, die anscheinend noch nicht verstanden haben, dass mal auch mal rechts fahren kann – immer wieder gab es solche Kollegen, die meinten unbedingt auf der Mittellinie fahren zu müssen, auch wenn sie alleine unterwegs waren. Mit genügend Gebrüll konnte ich aber auch die nach rechts scheuchen, nur ein oder zwei Mal musste ich rechts vorbei. Irgendwann war auch ich dann oben am Col angekommen und gleich ging es in einer leichten Abfahrt rasend wieder runter. Die war vollkommen anspruchslos: ganz leichtes Gefälle, so gut wie keine Kurven, also runter auf den Auflieger und gib ihm. In der Ebene macht mir hier keiner was vor. Weiter ging es mal flach, mal die eine oder andere lustige Abfahrt bis zum zweiten Anstieg, der aber auch nur 7km lang war. Auch hier wieder eine recht moderate Steigung und schwupps war auch der vorbei. Damit ist die Strecke dann auch eigentlich schon so gut wie gegessen, es geht dann nur noch bergab oder flach. An einem ca. 5km langen Wendepunktstück konnte man sehr gut sehen, an welcher Position man sich befand: es waren nicht mehr so viele vor mir, und den einen oder anderen wollte ich mir noch schnappen. Bei Kilometer 140 schaute ich dann auf den Tacho und der zeigte grad 4 Stunden an. Da ging dann das Rechnen los: 40km kann ich locker in einer Stunde fahren....... Also vergessen wir nun mal das Laufen und fahren nun mal auf Radbestzeit. Im letzten Jahr lag die ja bei 5 Stunden und etwas bei dem Amateuren. Den letzten Downhill ging es dann auch abwärts wie gestört. In einigen Kurven dachte ich mir noch: oh, das war zu schnell – hat aber doch gereicht. Dann nur noch das letzte Flachstück: 20km und ich hatte noch mehr als 30 Minuten Zeit. Also Zeitfahr-Modus: runter auf den Auflieger, klein machen und volle Presse – wen interessiert schon das Laufen. Die zahlreichen Schlaglöcher, die ich dabei übersehen habe, waren glücklicherweise nicht so schlimm, dass ich irgendwelche Pannen hatte. Auf der Promenade dann All out: mit 47km/h ging es Richtung Wechselzone.

Schnell aus den Schuhen und zack runter vom Rad. Bingo: 4:55 – mehr wollte ich ja nicht. Mit dickem Grinsen schob ich mein Rad zurück in den Radständer, wo noch nicht viele Räder standen.
Am Ende war dann doch ein AGler schneller, aber was soll’s – der darf das.
Laufen
Auch beim Wechsel zum Laufen stellte ich mich mal wieder nicht sonderlich geschickt an. Vor allem das Anziehen der CEP Socken mit schweißnassen Beinen führte bei mir beinahe zu einem Bandscheibenvorfall, aber mit viel Gezerre und Gewürge war ich dann auch irgendwann drin. Noch schnell die Kappe auf, zwei Gels eingepackt und ab auf die Strecke (keine Angst, die Schuhe hab ich nicht vergessen). Natürlich ließ ich mich zunächst von den vielen Zuschauern mitreißen und rannte einen 3:50 Schnitt los, aber schnell siegte mein Verstand und ich drosselte das Tempo. Die Strecke ist dann relativ eintönig (um es mal dezent auszudrücken): 5km an der Promenade in eine Richtung, dann Wendepunkt und zurück. Das Ganze vier Mal und das war es. Eigentlich ganz einfach.

In der ersten Runde merkte ich dann, dass sich mein Magen mal wieder meldete, also steuerte ich nach 5km die erste Toilette an. Aber das war noch nicht so recht von Erfolg gekrönt. Dafür hatte ich nun schon nasse Füße, denn es gab hier keine Schwämme, sondern Duschen, durch die man laufen musste. Eigentlich eine geniale Idee, nur waren in meinem Fall die Füße dadurch nach 2km patschnass – jawoll, das konnte ja lustig werden. Die erste Runde lief ich dann in ca. 45 Minuten, also ganz ok. In der zweiten Runde musste ich dann doch erneut die Toilette ansteuern, diesmal war mein Besuch dort auch erfolgreicher. So konnte ich dann die dritte Runde angehen, aber die Anziehungskraft der Toiletten war so groß, dass ich in der dritten Runde noch einmal vorbei schauen musste. Der erste Versuch wurde jedoch vereitelt, da mein Vorgänger die Schüssel net so ganz getroffen hatte........ Nach dem dritten Stopp war dann aber auch Ruhe im Gedärm und ich konnte auf die letzte Runde gehen.

Nun wollte ich mal schauen was noch ging und versuchte noch etwas zu beschleunigen. Ging ganz gut und vor allem nach dem letzten Wendepunkt gab ich dann alles –unterwegs hatte ich etwas gerechnet, und eine Gesamtzeit unter 9:30 sollte doch noch möglich sein. Die Zeit hatte ich ja auch als Vorgabe den Livestrong Kollegen großkotzig angekündigt. Die traf ich auch immer wieder unterwegs und man konnte sich immer wieder anfeuern. Also wieder einmal All Out. Dabei muss ich wohl auch ziemlich fiese Geräusch von mir gegeben haben, denn ich wurde mehr als einmal ganz seltsam angeschaut, aber es ging gut, ich konnte das Tempo durchhalten und nach 9:28 Richtung Ziel abbiegen.

Das ist schon ein cooles Gefühl, wenn alle um einen herum weiter laufen müssten und man schon abbiegen darf. Im Zielkanal war ich dann vollkommen alleine und konnte ganz gemütlich ins Ziel laufen.
Dort war dann alles etwas kleiner als in Frankfurt: keine Catcher, keine Helfermassen, keine Tragen oder Sonstiges, nur eine Medaille und eine kurze Erklärung wie ich in den Himmel auf Erden kommen konnte. Dort gab es dann die Beutel zurück, ein Shirt (dessen Farbe gewöhnungsbedürftig ist) und was zu essen, aber viel bekomme ich nach dem Renne eh net runter. Also bin ich da schnell wieder raus und ab zum Mädchen, das natürlich auch massiv geschafft war. Bischi hab ich auch kurz getroffen, der ein super Rennen gemacht hatte, aber das kann er ja noch selbst erzählen.
Danach
Die Radrückgabe war dann auch wieder sehr „französisch“. Erst einmal schickte man mich einmal um die Wechselzone, die ja nur gefühlt einen Kilometer lang war, um mir dann zu sagen, dass ich den ganzen Weg umsonst gegangen war und wieder zurück musste. Ja danke, ist ja kein Problem, nach so einem Marathon. Also zurück und nach mehrfachen Fragen konnte ich dann endlich irgendwann mein vollkommen versifftes Rad und meine Beutel abholen, die wir dann auch erst einmal zurück ins Hotel gebracht haben bevor wir dann noch einmal vernünftig essen waren. Eigentlich wollten wir auch die Livestrong Kollegen noch treffen, aber da haben wir uns irgendwie verpasst.
Irgendwann tauchte auch eine Ergebnisliste auf: Platz 4 in meiner AK – net so schlecht für einen IM aus dem Training heraus, zumal ich mir an den Tagen vor dem Rennen doch einige Gedanken gemacht hatte, ob ich die Geschichte nicht zu locker genommen hatte. Scheinbar war das nicht der Fall.
Zum Abschluss des Tages mussten wir dann natürlich noch zur Finishline Party, wo wir noch die letzten Finisher feierten, bevor ein kurzes Feuerwerk über der Bucht von Nizza den Tag abschloss und wir nach unserem Marsch durch die Stadt endlich schlafen konnten.
The Day After
Am nächsten Morgen war ich eigentlich recht fit. Die Beine etwas schwer, aber das war es dann auch. Ok, und einige Blasen an den Fußsohlen. Also packten wir schnell unseren Saustall im Hotelzimmer zusammen und dann ging wie immer nach einem Ironman die Fresserei los. Zunächst ein ausgiebiges Frühstück im Hotel, dann Zwischenstopp in einem Café, dann etwas Eis, bevor wir uns wieder mit einigen anderen aus dem Livestrong Team trafen – da gab es dann noch einen lecker Kuchen.
Tja, und dann kam es.... Ich trau es mich kaum zu schreiben, da ich glaube, dass ich dann Forumsverbot bekomme. Alle werden mich hassen, über mich schimpfen und mich verachten....
Nennt mich ruhig Weichei, Wendehals, WTC-Nutte, oder Ironman-Hure.....
Aber...
Ich hab den Slot doch genommen!!!!
Also, doch kein Embrunman, sondern Kona, mit der derzeitigen Form und der noch reichlichen Zeit bis Oktober sollte das dieses Jahr sogar ein anständiges Rennen werden können. Ob man eventuell den Thread-Titel anpassen kann.....