Wir müssten es dann dem Kapitalismus überlassen das Problem zu lösen, wir müssten ihn von der Leine lassen. Max. Freiheit. Nur so würde es dann schnell genug gehen.
Aber halt: Es muss einen Grund geben, warum das dann nicht schon längst passiert ist? Wo ist das Problem?
Maximale unternehmerische Freiheit: Was ist damit gemeint? Eine Lackfabrik im Naturschutzgebiet? Ich meine das ganz im Ernst: Alle Beschränkungen aufzuheben ist sicher für so manches gut, aber gewiss nicht für die Umwelt.
Mal ein näherliegendes Beispiel:
Eine Tonne Rohöl setzt bei ihrer Verbrennung 3.5 Tonnen CO2 in die Atmosphäre frei. Die ETH Zürich schätzt, dass die Kosten, um diese Menge CO2 aus der Atmosphäre zu holen und sicher zu lagern, künftig 1.400 Dollar betragen werden.
Die Tonne Rohöl selbst kostet rund 700 Dollar. Würde man die oben genannten Kosten gleich auf den Kaufpreis aufschlagen, würde sich der Ölpreis verdreifachen. Wie Du und ich sicher wissen, wird das niemals passieren. Also muss jemand anderes die Kosten für die Beseitigung des CO2 übernehmen. Rate mal, wer das sein wird?
Wenn wir den totalen Kapitalismus wollen, dann müssen alle Folgekosten mit in den Preis. Das ist aber das Letzte, was sich jene wünschen, die vom freien Kapitalismus schwärmen.
Nur mal kurz, nicht die Ampel hat Kernkraft plattgemacht, sondern Schwarz Gelb unter Merkel, aber das weißt du sicherlich.
Ja, Merkel hat 2011 den Ausstieg eingeleitet. Aber die Ampel hat 2022 bewusst die Chance vertan, ihn in der Krise zu revidieren. Verantwortung ist keine Staffette, bei der man nur den Staffelstab hält und nichts mehr entscheidet. Die Ampel hätte 2022 in der Energiekrise korrigieren können. Andere Länder haben es gemacht (z. B. Niederlande, Japan, Frankreich).
Zitat:
Auch behauptet niemand, nur Putin sei schuld.
Lies mal, wie Arne genau das Thema formuliert hat. Schön, dass wir uns hier einig sind. dann können wir bitte auch klarstellen, dass der Strompreisanstieg bereits vor Putin da war. Der Krieg hat diesen weiter verschärft, aber nicht ausgelöst.
Zitat:
Und zum Thema BASF etc, die haben schon immer ihre Geschäfte in andere Länder verschoben, in denen es ihnen vermeintlich bessere Bedienungen gebe, auch hat BASF ihr eigenes Öl und Gasgeschäft (https://www.tagesschau.de/wirtschaft...rlust-101.html) gehabt und damit über Jahre kräftig an den Energiepreisen mit verdient.
Natürlich diversifizieren Konzerne immer global. Aber dass gleich ganze Werke in Deutschland stillgelegt werden, hat eine andere Dimension. Der Unterschied: Heute ist es nicht Opportunität, sondern Notwehr. Hauptgrund sind Energiepreise, die strukturell massiv über dem internationalen Niveau liegen.
Ich habe dich so verstanden, dass für dich wichtig ist:
Ich habe mich hier ziemlich gut wiedergefunden
Zitat:
Warum ich nun Land ins Spiel gebracht habe: Wie siehst du das Klimathema denn auf der „Dringlichkeitszeitskala“? Meine Meinung: Wenn man das vor den o.g. Rahmenbedingungen nämlich als sehr dringend sieht, dann bleibt zumindest aus meiner Sicht nur ein Weg: Akzelerationismus nach Land (i.W.S.). Wir müssten es dann dem Kapitalismus überlassen das Problem zu lösen, wir müssten ihn von der Leine lassen. Max. Freiheit. Nur so würde es dann schnell genug gehen.
An diesem Punkt fehlt eine entscheidende Komponente. Hier stimme ich Arne übrigens voll und ganz zu, wenn er schreibt:
Zitat:
Wenn wir den totalen Kapitalismus wollen, dann müssen alle Folgekosten mit in den Preis.
Ich verstehe zwar die an Göbbels angelehnte Rhetorik nicht, aber inhaltlich stimmt das. Kapitalismus kann das Problem wahrscheinlich wirklich weitgehend lösen. Das würde aber nur funktionieren, wenn wir CO₂ einen realen Preis geben. Ohne Preisschild bleibt es rational, fossile Energien weiter zu verbrennen. Da hat Arne einen Punkt. Wir haben aber in den letzten Jahren so einige außenpolitische Themen an unsere Gesprächspartner bringen wollen. Klimapolitik schien da nicht die höchste Priorität zu haben. Obwohl der Hebel an den Stellen viel größer wäre als als ausschließlich im eigenen Land. Wobei man auch hier diese gemeinsame Basis haben müsste, um Anstrengungen überhaupt einen Effekt beimessen zu können. Das habe ich an grüner Aussenpolitik nie verstanden. Ist diese doch das Herzstück, um die angeblichen Herzenssache Klimaschutz effektiv umsetzen zu können.
Ich verstehe zwar die an Göbbels angelehnte Rhetorik nicht, aber inhaltlich stimmt das. Kapitalismus kann das Problem wahrscheinlich wirklich weitgehend lösen.
Totaler Krieg bedeutet, dass sich alles dem Krieg unterzuordnen hat. Totaler Kapitalismus würde bedeuten, dass alles ein Preisschild bekommt und nur noch der Profit zählt.
Welches Preisschild hängst Du an das Überleben der Berggorillas? Ab welchem Preis würde es sich nach kapitalistischer Logik lohnen, sie für immer auszurotten?
Es ist nach meiner Überzeugung unmöglich, alles in Geld zu messen. Wo es möglich ist, hat der Kapitalismus seine unbestreitbaren Stärken. Überall sonst ist er eine Gefahr. Deswegen vermüllen unsere Ozeane und deswegen pusten wir Milliarden Tonnen Treibhausgase in unsere eigene Atemluft und deswegen rotten wir alle Tiere aus, die in keiner Bilanz auftauchen.
Wir haben aber nicht die Zeit, ein neues, nachhaltigeres Wirtschaftssystem zu erfinden. Wir müssen das alles innerhalb des kapitalistischen Systems schaffen, das ist mir schon klar und da hast Du auch recht.
Ja, Merkel hat 2011 den Ausstieg eingeleitet. Aber die Ampel hat 2022 bewusst die Chance vertan, ihn in der Krise zu revidieren.
In der Krise die Wende auf die mit Abstand teuerste Energie die wir nicht einmal im eigenen Land haben, sonst hast du keine Probleme, oder?
Die Ampel hat da den einzig wirtschaftlich sinnvollen Entschluss getroffen zumal keiner der großen Energieversorger - aus gutem Grund - wieder zurück zur unsinnigen teuren Kernkraft wollte. Ich werde nie begreifen wie man die Zahlen derart konsequent ignorieren kann und das wirtschaftliche Desaster immer noch zurückhaben möchte.
Auch dieses zurück zu Gas was die CDU-Tussi da gerade plant wird der wirtschaftliche Super-GAU für uns. Das meiste können wir von so zuverlässigen Quellen wie Putin oder Trump bekommen, wer da noch das Märchen von der günstigen und immer zuverlässigen Energiequelle erzält dem kann man nicht mehr helfen.
Was wir dringend brauchen neben Klimaschutz ist eine zuverlässige günstige Energieversorgung ohne totale einseitige Abhängigkeit. Das werden wir mit Öl, Gas oder Atomkraft nie bewerkstelligen. Zurück zu Ölkrise, Gaspreisschock - wenn das das Ziel ist dann gute Nacht Wirtschaft in Deutschland.
Totaler Krieg bedeutet, dass sich alles dem Krieg unterzuordnen hat. Totaler Kapitalismus würde bedeuten, dass alles ein Preisschild bekommt und nur noch der Profit zählt.
Nicht alles ist in Geld messbar. Da besteht kein Dissens. Aber dort, wo es geht, brauchen wir Preise. Genau da liegt auch die Stärke des Kapitalismus: Er kann CO₂ und Umweltkosten viel schneller internalisieren als jedes neu erdachte System, das wir in 20 Jahren sowieso nicht mehr aufstellen können. Eigentlich spielt das genau in Deine Argumentation.
Zitat:
Welches Preisschild hängst Du an das Überleben der Berggorillas? Ab welchem Preis würde es sich nach kapitalistischer Logik lohnen, sie für immer auszurotten?
Und nein, es geht nicht darum, jedem Gorilla ein Preisschild umzuhängen. Es geht darum, dass wir endlich aufhören müssen, CO₂ künstlich bei Null zu bepreisen oder die Befreiung einseitig zulassen. Denn ohne Preis bleibt es rational, weiter zu verbrennen.
Denn ohne Preis bleibt es rational, weiter zu verbrennen.
Nicht immer alles glauben was die Ölindustrie uns verkaufen möchte. Die stupide Verbrennung ist weder effektiv noch rational oder gar günstig, es lohnt sich nur für die die am Verkauf von fossilen Energien Geld verdienen.