Die Beschreibung halte ich für richtig, meine Wertung ist allerdings eine andere: den engen Zusammenhang zwischen den beiden Themen [Atomausstieg vs. CO2-Emissionen], die auf einen deutlichen Widerspruch hinauslaufen, nicht zu erkennen deutet auf eine Ideologisierung hin, die ich für problematisch halte.
Ich kann den Gedanken nachvollziehen. Allerdings beruht er zu mindest teilweise auf falschen Annahmen, meines Wissens nach. Deren Kurzform lautet: "Was wir an Atom abschalten, müssen wir durch Kohle und Gas ersetzen".
Das ist falsch. Wenn bei uns Strom fehlt, kaufen wir welchen aus dem europäischen Strommarkt hinzu. Dort kaufen wir den jeweils am billigsten angebotenen Strom. In der Regel ist das Strom aus erneuerbaren Energien.
Wir kaufen diesen billigen Strom auch dann ein, wenn wir ihn selbst erzeugen könnten. Wir könnten beispielsweise einfach bestehende Kohlekraftwerke hochfahren. Der dadurch produzierte Strom ist aber teurer als der Ökostrom aus dem europäischen Netz. Deshalb lohnt es sich nicht, diesen Strom selbst zu produzieren, obwohl wir die Produktionskapazitäten dazu haben. Kohlekraftwerke lohnen sich meistens nicht mehr.
Was für unsere eigenen Kohlekraftwerke gilt, gälte nach meinem Verständnis auch für unsere Atomkraftwerke: Deren Strom können wir in der Regel billiger aus dem europäischen Strommarkt kaufen, meistens in Form von erneuerbaren Energien. Ihn selbst zu produzieren wäre teurer.
Jetzt magst Du bitte noch erläutern, wer genau den Zusammenhang zwischen den beiden Themen und den daraus resultierenden Widerspruch nicht erkennt.
Jeder, der meint, daß es keinen nennenswerten Einfluß auf den Pfad zu netto-null-emission hat, daß wir die 30 % CO2-freie Stromproduktion aus 2010 aufgegeben haben, und daher die Abschaltung aller KKW zu diesen Zielen nicht im Widerspruch steht.
Nachvollziehbar fände ich eine grüne Stellungnahme etwa im Sinne von "wir wissen, daß es eine deutliche Verzögerung der CO2-Ziele bedeutet, aber die Reduzierung der extremen Risiken durch Kernkraft war und ist uns wichtiger und dringender als die Klimaziele". Dann würde ich viel respektabler und akzeptabler finden, als das Herumgeeiere daß es irgendwie wirtschaftlich sinnvoll zu rechnen sei, und für die CO2-bilanz quasi egal.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Und jetzt, soll mich das beeindrucken? Es geht uns nicht darum, bei irgendwem gut dazustehen, das überlassen wir gerne den Populisten. Es geht den Grünen darum, für die Themen einzustehen und dafür zu kämpfen. Wir tun das, weil wir das für die richtigen politischen Ziele halten. Beim Klimaschutz ist das besonders einfach, da braucht man sich nur die glasklaren wissenschaftlichen Ergebnisse anschauen und daraus die Schlüsse ableiten.
Ja, daß die Grünen die Wählermeinung nicht so wichtig finden, wie ihre eigenen Ziele, kam schon öfter von einigen führenden Köpfen so rüber. Kann man so machen, aber es macht es schwierig, demokratische Mehrheiten für seine Meinung mit einer solchen überheblichen Haltung zu finden, fürchte ich. Es ist halt die Frage: will man eine demokratische Mehrheit hinter sich bringen, indem man sie von den eigenen Ideen überzeugt und die Sorgen der Menschen berücksichtigt, oder indem man die Richtigkeit der eigenen Ideen verkündet?
Zitat:
Zitat von Nepumuk
Meine Zuversicht, dass diese Zielsetzung richtig ist, beruht auf diesen wissenschaftlichen Zusammenhänge und unterscheidet sich damit wesentlich von der von dir angeführten Argumentation aus Kommunismuszeiten.
Du wirst lachen, es gab damals auch viele Sozialwissenschaftler, die das alles wissenschaftlich belegt zu haben glaubten, und es galt in vielen Ländern als "Stand der Wissenschaft", daß das die natürliche Entwicklung aller Gesellschaften sei, für die man sich einsetzen muß (auch unter vielen Radikallinken in der BRD der 60-er und 70-er Jahre; nicht wenige davon waren später Gründungsmitglieder der Grünen...)
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Jeder, der meint, daß es keinen nennenswerten Einfluß auf den Pfad zu netto-null-emission hat, daß wir die 30 % CO2-freie Stromproduktion aus 2010 aufgegeben haben, und daher die Abschaltung aller KKW zu diesen Zielen nicht im Widerspruch steht.
Nepumuk hat es doch schon oft genug geschrieben, aber scheinbar hast du immer noch nicht verstanden, dass die Grünen beides zum Ziel haben, erstens den Ausstieg aus der Atomkraft, das ist erledigt, und zweitens die CO2-freie Stromproduktion, dieses Ziel ist immer noch erreichbar. Da ist kein Widerspruch nur weil du es gerne so hättest
In jeder Firma hätte man einen solchen Mitarbeiter, der gegen alles und jedes ist, längst rausgeworfen.
Niemand würde ihm zuhören weil niemand die Zeit dazu hätte.
Er hält alle anderen nur von der Arbeit ab, zieht die Stimmung runter und ist destruktiv in jeglicher Hinsicht.
Die Wahrnehmung, daß ich "gegen alles und jedes" bin, haben nur die, die glauben, die sicher alleinige Wahrheit zu kennen, bzw. jede alternative Option oder Idee von vornherein verwerfen. Es mag solche Firmen geben, bei uns ist das Gegenteil der Fall - darum bin ich dort seit über 30 Jahren selbst zufrieden und von anderen geschätzt, wie ich den Eindruck habe.
Zitat:
Zitat von Roini
Ich habe mich gefragt, wie sich der User täglich bei der Arbeit verhält und ob er mit seiner Art nicht ständig bei Kollegen und Vorgesetzten aneckt.
Bei uns im Büro hätte es eine solche Charaktere durchaus schwer.
Ich kann Dich beruhigen, in meinem Arbeitsumfeld ist meine Denkweise und Art, Sachen zu hinterfragen alltägliche udn gewünschte Arbeitstechnik; ohne solches Denken wären Entwicklungen schwierig. Angeeckt bin ich in all den Jahren nur bei autoritär-besserwisserischen Vorgesetzten (in 34 Jahren zwei) und bei Paragrafenreitern aus dem Bereich SiFa u.ä., die das reale Leben nur aus Vorschriftenlisten kennen.
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Wofür soll das ein Argument sein? Falls er irgendwo aneckt, was wir nicht wissen – so what?
Es ist kein Argument für gar nichts.
Es ist so, dass sich in diesem Forum ein paar Dutzend Leute an diesem Benutzer abarbeiten, bzw. an dem was er schreibt.
Ist aber auch schon alles mehrfach erwähnt worden.
Ich persönlich lese von ihm tatsächlich seit beinahe Jahren gar nichts mehr, bzw. manchmal das, was zitiert wird.
Das ist dann auch schon mehr als man eigentlich ertragen kann.
Ich kann den Gedanken nachvollziehen. Allerdings beruht er zu mindest teilweise auf falschen Annahmen, meines Wissens nach. Deren Kurzform lautet: "Was wir an Atom abschalten, müssen wir durch Kohle und Gas ersetzen".
Das ist falsch. Wenn bei uns Strom fehlt, kaufen wir welchen aus dem europäischen Strommarkt hinzu. Dort kaufen wir den jeweils am billigsten angebotenen Strom. In der Regel ist das Strom aus erneuerbaren Energien.
Erst mal danke für die sachliche Antwort. Was hierin nicht ganz passt: wir kaufen oft Strom, wenn bei uns es eben zu knapp ist, und die Preise schießen dabei öfter stark in die Höhe. Das Wort billig täuscht hier etwas über den Preis, den wir (und andere) für diesen Weg zahlen, finde ich.
Natürlich ist der intermittierende Betrieb von Kern- und Kohlekraftwerken unwirtschaftlich (und auch zu träge, um Lücken schnell zu schließen). Nur ist ein Dauer-Grundlastbetrieb im Vergleich deutlich günstiger je kWh. Das Modell, auf Dauerversorgung aus Wind und Sonne zu hoffen, und bei Lücken irgendwie zu stopfen ist halt am Ende offenbar oft teurer. Wäre es immer "billiger Strom", den wir zukaufen, gäbe es kaum die aktuellen skandinavischen Beschwerden. Wäre die technisch bessere Option, Lücken mit Gaskraftwerken zu schließen, so viel wirtschaftlicher, müssten sich Investoren um die Ausschreibung für deren Bau prügeln - warum ist da wohl die Zurückhaltung so groß?
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