Und allzuoft werden Radwege von Leuten geplant, sie selber im Alltag gar nicht Rad fahren, und die Wege nur nach dem Kriterium planen, "nicht den Autofahrern im Weg sein;
Bingo, du hast das Problem erkannt. Das ist aber doch kein Argument weiter mit Scheuklappen einseitig auf das Auto zu setzen sondern man muss endlich vernünftige Alternativen schaffen. Es ist nunmal so, gibt es Alternativen werden sie auch genutzt, nicht nur von Touristen.
Ich schätze das liegt auch daran, daß nun mal nur ein kleiner Teil der Wege wirklich eine hohe Akzeptanz fürs Fahrrad haben, und Fahrrad für viele eher ein Freizeitmobil als ein Alltagsmobil ist. Schöne Radwege außerorts sind vor allem für Sportler wie wir oder für Tourenradler und Ausflügler attraktiv. Zum Arzt, Therapie oder Behördentermin im Nachbarort mögen nun mal viele nicht verschwitzt ankommen, Einkäufe auf dem Fahrrad sind wegen Volumen und Gewicht begrenzt, Auto ist außerorts schneller, es könnte auf dem Rückweg regnen - es gibt viele Gründe (nicht alle für mich nachvollziehbar, aber für viele andere schwerer wiegend), nicht Rad zu fahren.
Die Nutzung des Fahrrads im Alltag ist eben auch eine kulturelle Entwicklung, die etwas Zeit braucht. Nennen wie es eine "Rad-Kultur":
Die Radwege werden besser, die Räder werden besser, man hat für den Herbst eine geeignete Jacke im Schrank, vor Supermärkten gibt es überdachte Abstellmöglichkeiten, Bahnhöfe haben eine Fahrradwerkstatt, und so weiter.
An diesem Punkt sind wir noch nicht. Aber nicht zuletzt durch die E-Bikes tut sich etwas. Das Auto wird weiterhin seine Berechtigung haben. Aber zumindest in großen Städten wäre es schön, wenn es in Zukunft weniger Autos hätte als heute.
Bingo, du hast das Problem erkannt. Das ist aber doch kein Argument weiter mit Scheuklappen einseitig auf das Auto zu setzen sondern man muss endlich vernünftige Alternativen schaffen.
Natürlich ist das kein Argument, nur eine Erklärung für das, wie es ist. Das zu verändern ist schwer, wenn nicht zufällig die Entscheider auch Radfahrer sind. Wir haben gerade einen super Neubau für die Firma bekommen - die Anliegen von Radfahrern (Umkleiden, Stellplätze) wurden zwar mal in einem Chat gesammelt, aber alle Entscheidungen wurden gefällt, ohne daß je ein Radfahrer in der Runde gesessen wäre; nur ein Betriebsrat (selber kein Radler) hat zumindest unseren Input mitgenommen - aber keine Ahung, wie er das rübergebracht hat. Entsprechend dysfunktional ist alles, was herauskam.
Zitat:
Zitat von Meik
Es ist nunmal so, gibt es Alternativen werden sie auch genutzt, nicht nur von Touristen.
Natürlich, wenn auch lokal und regional sicher sehr unterschiedlich. Die Radwege bei uns in der Region sind sehr gut genutzt, aber auf vielen Strecken treffe ich auf dem Arbeitsweg trotzdem nur alle km ein-zwei Radler, im Winter noch weniger. In der Gegend von Murnau, wo ich vor Jahren eine Zeit lang war, sah es extrem viel leerer aus, auch auf den Radwegen waren fast nur Rennradler/Sportler unterwegs. Das hat dann natürlich auch Auswirkung auf lokalpolitische Priorisierungen.
Und zur Nutzung: in Ortsrandlagen werden schöne Radwege auch sehr gerne und intensiv von Joggern, Nordic Walkern und Hundebesitzern genutzt, was dem funktionalen Zweck eines Radwegs auch nicht immer zuträglich ist...
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Und zur Nutzung: in Ortsrandlagen werden schöne Radwege auch sehr gerne und intensiv von Joggern, Nordic Walkern und Hundebesitzern genutzt, was dem funktionalen Zweck eines Radwegs auch nicht immer zuträglich ist...
Wir haben hier bei uns ein phantastisches Fernwege Radnetz. Und trotzdem steigen bei mehr als 5km mehr als 95% ins Auto und nutzen nicht das Rad. Für unsere Familie ist das in der Freizeit ein Paradies. In der Stadt machen wir ausser dem Großeinkauf am Wochenende alles mit dem Rad oder zu Fuß.
Die Nutzung des Fahrrads im Alltag ist eben auch eine kulturelle Entwicklung, die etwas Zeit braucht. Nennen wie es eine "Rad-Kultur":
Die Radwege werden besser, die Räder werden besser, man hat für den Herbst eine geeignete Jacke im Schrank, vor Supermärkten gibt es überdachte Abstellmöglichkeiten, Bahnhöfe haben eine Fahrradwerkstatt, und so weiter.
An diesem Punkt sind wir noch nicht. Aber nicht zuletzt durch die E-Bikes tut sich etwas. Das Auto wird weiterhin seine Berechtigung haben. Aber zumindest in großen Städten wäre es schön, wenn es in Zukunft weniger Autos hätte als heute.
An diesem Punkt sind wir noch nicht. Aber nicht zuletzt durch die E-Bikes tut sich etwas. Das Auto wird weiterhin seine Berechtigung haben. Aber zumindest in großen Städten wäre es schön, wenn es in Zukunft weniger Autos hätte als heute.
Ja, die Hoffnung kann ich teilen; ich würde es nicht allein an der Anzahl Autos festmachen, sondern noch mehr an dem Anteil im Verkehr, also weniger Wege mit dem Auto. Neben der Entwicklung von ÖPNV und Radinfrastruktur ist dafür aber m.M.n. noch unbedingt auch eine "Dezentralisierung" der Infrastruktur nötig: die Wege zum Einkaufen, Behörden, Ärzte, Therapeuten, Dienstleistern etc. müssen kürzer werden; die Trennung von reinem Wohngebiet und Zentren mit solchen Dienstleistungen sollte einem "Durchwachsen" weichen. Ob das durch politische Entscheidungen oder Randbedingungen (z.B. Baurecht) gelenkt werden kann, weiß ich nicht, aber ohne einen solchen Trend werden die Wege für viele einfach zu lang bleiben, um vom Auto wegzukommen. Mehr als 5 km sind für viele schon "zu weit" fürs Radfahren; ich bin immer wieder baff, wie gesunde, auch junge Leute total beeindruckt sind, daß mein behinderter Sohn die 11 km zur Arbeit mehrmals in der Woche mit dem Fahrrad macht - "das könnte ich nie".
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Ja, die Hoffnung kann ich teilen; ich würde es nicht allein an der Anzahl Autos festmachen, sondern noch mehr an dem Anteil im Verkehr, also weniger Wege mit dem Auto. Neben der Entwicklung von ÖPNV und Radinfrastruktur ist dafür aber m.M.n. noch unbedingt auch eine "Dezentralisierung" der Infrastruktur nötig: die Wege zum Einkaufen, Behörden, Ärzte, Therapeuten, Dienstleistern etc. müssen kürzer werden; die Trennung von reinem Wohngebiet und Zentren mit solchen Dienstleistungen sollte einem "Durchwachsen" weichen.
Das ist auch genau das Gegenteil von Städten, die im letzten und vorletzten Jahrhundert geplant wurden. Auf der anderen Seite stellt sich aber auch die Frage, wer denn in so einem Wohngebiet einen Laden aufmachen würde? Lohnt sich das überhaupt? Meine Hypothese wäre, dass die Menschen trotzdem in Einkaufszentren fahren würden. Was soll der Anreiz sein, einen Laden zu eröffnen, ökonomisches Risiko einzugehen und wenig Upside zu haben? An diese idyllische Konzept glaube ich nicht. Es fehlt der Romantikfaktor, die Aussicht auf Gewinn