Welcome back!
P.S. wie sieht es mit Sifi 2012 bei dir aus?
Willst Du den Shakira-Bauch nicht nur auf nem Foto sehen?
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Erfahrung ist fast immer eine Parodie auf die Idee. (J.W.v.Goethe)
Das gilt übrigens auch für Weitsprungversuche (= Idee) und Achillessehnenrisse (= Erfahrung) ...
Nachdem ich es gestern schon befürchtet hatte und beim Essen mit Freunden sagte, es wäre ja nicht soo schlimm, hat es sich nun bewahrheitet: Ich habe gestern offenbar fast alle Fotos der Wanderung gelöscht.
Als ich die Bilder von der Speicherkarte importiert hatte und der Rechner fragte, ob ich die Bilder auf der Karte nach dem Import löschen wolle, habe ich nach kurzem Zögern auf "Ja" geklickt, obwohl ich erst noch dachte, ob ich erst mal abwarte, ob alles geklappt hat.
Beim ersten Durchsehen und Drehen einiger Bilder kam mir das dann schon so wenig vor.
Heute Morgen dann die Gewissheit: Es fehlen die Bilder von ca. 2/3 der Reise.
Und ich bin so traurig, dass ich gerade schon mal ein Ströpchen geheult habe. Ich dachte an all die schönen Orte und Situationen, die ich fotografiert habe und daran, dass ich von dieser wirklich besondere Reise meines Lebens nun in weiten Teilen kein einziges Bild habe. Ich bin echt niemand, der tausende Fotos zur Erinnerung will oder braucht, aber ich hatte mich so auf das Fotobuch gefreut, das ich mir zur Erinnerung machen wollte und das ich mir dann später, wenn ich mal alt und gebrechlich bin, anschauen wollte.
Sehr unglücklich: J.
Die Speicherkarte nicht mehr anfassen und mal im Internet nach Firmen suchen, die sich auf Datenrettung spezialisiert haben.
Da gelingen oft sehr gute Ergebnisse und es kann ein Großteil der Daten wieder hergestellt werden.
Kostet meistens ein paar Euros, bei den guten Diensten zahlt man aber erst, wenn auch Daten gerettet wurden.
Bei diesem einmaligen Erlebnis wäre das auf jeden Fall einen Versuch wert.
ich würde genauso verfahren wie von Benjamin angeregt. Bin kein Edv-Experte, aber mir wurde mal gesagt, dass meist die Daten nicht aktiv getilgt werden, sondern nur der Speicherplatz zum Überschreiben freigegeben wird. Dh. die Bilder könnten vielleicht noch da sein.
Ganz wichtig: Nichts mehr selbst mit der Karte veranstalten, sonst überschreibst Du die Bilder!
Danke für die Tipps! Mein Vater, den ich gerade heulend anrief, hat mir das auch schon gesagt und ich werde mich gleich darum kümmern, so eine Firma zu finden. Eine kleine Hoffnung habe ich, auch wenn ich lieber erst noch mit dem schlimmsten rechne, um nicht noch mal enttäuscht zu sein.
J.
Tag 1
16. Juli 2012
München, Marienplatz – Großhesselohe – Kloster Schläftlarn – Wolfratshausen
Es geht los! Es ist noch leer um 8 Uhr am Marienplatz in München, obwohl es ein Montag Morgen ist. Ich halte Ausschau, ob andere Menschen mit großen Rucksäcken hier herum laufen, die dann wohl auch Richtung Venedig starten würden, aber es ist niemand zu sehen.
Als totale Orientierungstümperin und Kartenlesestümperin gilt es nun die erste Hürde der Reise zu finden: die Isar. Glücklicherweise spricht man hier ja noch so etwas ähnliches wie Deutsch und weist mir den Weg, den ich sogar von selbst eingeschlagen hätte. Bei einem Supermarkt besorge ich schnell noch Futter für den ersten Wandertag und bin dann schnell am Fluss und schlendere Richtung Deutsches Museum.
Dort schaue ich mich suchend um und lese im Wanderführer und schon ruft der Pförtner herüber, dass es nach Venedig hier über den Hof entlang gehe. Danke, wie nett!
Immer an der Isar entlang geht’s Richtung Süden, den Planetenweg entlang, dann am Tierpark Hellabrunn vorbei, wo ich die eingesperrten Tiere bemitleide, die ich vom Weg aus sehen kann, denn ich bin in den nächsten Wochen frei wie ein Vogel und sie sitzen da im Knast. Nach dem Zoo überquere ich die Isar und es geht vorbei an der Floßlände, wo ich gestern noch mit Steffi den Surfern zugeschaut habe. Langsam verlasse ich die Stadt, an der Großhesseloher Brücke ist Münchens Stadtgrenze erreicht. Ein erster, klitzekleiner Abschnitt der Reise ist geschafft.
Dann geht es lange geradeaus, nicht sehr schön zu wandern. Man hat die Wahl zwischen einem Weg am Kanal oder dem Damm zwischen Isar und Kanal. Ich wähle den Damm. Heiß ist es da oben und der Rucksack ist schwer. Trotz aller Bemühungen und obwohl ich zuletzt noch mal mit Steffi in München einiges aussortiert habe, ist er abartige 12-13 Kilo schwer. Und das ohne, dass ich ein Zelt oder so was mitschleppe.
Die Isar ist wunderschön und ich beneide wieder mal die Münchener um diesen Fluss. Da kann unsere Ruhr zu Hause in Essen nicht mithalten und die meisten anderen Flüsse in deutschen Städten auch nicht. Ich mag ihre schöne Farbe, ihr breites Kiesbett, durch das sie sich in wasserarmen Tagen mäandern darf und in dem sie sich in wasserreichen Zeiten ausbreiten kann, ich mag ihre klare Kälte, ein schöner Fluss!
Im Wanderführer steht was von 60 Höhenmetern, die an diesem Tag zu gehen sind. Mir kommen das mehr vor.
Am Kloster Schäftlarn habe ich mehr als die Hälfte der Etappe geschafft und mache kurz Pause. Die Überlegungen, dort etwas zu essen, verwerfe ich, weil der Kellner ein unfreundliches Arschloch ist.
Kurz nach Schäftlarn geht’s wieder am Damm des Kanals entlang, langweilig und ich bin mittlerweile ordentlich KO, die Füße schmerzen, hoffentlich ist’s die ungewohnte Belastung durch den schweren Rucksack und nicht die doch recht kurzfristig vor der Abreise erworbenen Wanderschuhe.
Dann erreiche ich das erste Tagesziel, den kleinen Ort Wolfratshausen, in dem auch der Begründer des Weges lebt, den ich gehe und der ihn „Traumpfad München-Venedig“ genannt hat.
Ein Alptraum ist erst mal das Zimmer im völlig überteuerten Gasthof Humpelbräu, für das ich sage und schreibe 50 € bezahle: Es ist klein, hat ein unbequemes Zwergenbett und im Flur steht Gerümpel herum. Bis in die Nacht bimmelt die Uhr der Kirche direkt nebenan alle Viertelstunde, vielleicht haben die Menschen hier keine Uhren und sind darauf angewiesen?
Um 22 oder 23 Uhr hört sie aber damit auf und so kann ich schlafen, bis sie um 6 oder 7 Uhr wieder damit anfängt.
Ich liege jedenfalls im Bett, bin total alle, weil es heute zum Einstieg gleich mal 32 km waren, aber sehr froh und glücklich, dass ich nun endlich diese Reise angetreten habe, von der ich seit nun schon vielen Jahren träume.
Sie hat sich zu einem der großen Träume meines Lebens gemausert und nun wird dieser Wirklichkeit, rechtzeitig bevor mir kaputte Gelenke, sonstige Gebrechen oder die MS einen Strich durch die Rechnung machen. Hurra!