Liebe Leute,
am Samstag war es endlich mal wieder so weit: Ich startete beim Schiozolon 2015, hurra!
Diejenigen Leser, die diesem unnötigen Blog schon länger die Treue halten, kennen das wichtigste Sportevent in meinem Wettkampfkalender und der Region um das Zentrum der Welt, das ein paar Fußball-Freunde mal an einem feucht-fröhlichen Abend konzipiert hatten: Dreimal im Wellenbecken des Grugabades hin und her schwimmen, natürlich bei Wellengang. Dann einmal vom 5 Meter Brett springen, wer sich nicht traut, kann auch 1-5 mal vom Einer springen. Dann aufs Rad, zum Baldeneysee, einmal drum herum und die Lerchenstraße hinauf zum Lauftreff am Stadtwaldplatz. Abschließend steht dort noch eine 4 km Runde an.
Dieser wunderbare Wettkampf, natürlich nicht offiziell und mitten im Leben auf nicht gesperrter Schwimm- und Radstrecke - wäre auch ein wenig albern bei 20-40 Teilnehmern - war vor über 20 Jahren mein erster "Triathlon", der mir so viel Spaß gemacht hat, dass ich mich dem Dreisport dann einige Jahre durchaus ernsthafter widmete und dem ich also auch zu verdanken habe, dass ich viele Jahre später hier in diesem wunderbaren Forum voller Verrückter, Begeisterter, Widersprüchlicher und Wortgewaltiger landete.
Im letzten Jahr musste der Schizolon erstmalig seit seiner Gründung vor 24 Jahren ausfallen, weil die Sturmschäden in den Wäldern noch zu groß waren.
In den beiden Jahren davor konnte ich nicht teilnehmen, einmal war ich im Urlaub und einmal war mein Rücken so schlimm.
Jetzt aber endlich mal wieder dabei und mit dem Liebsten und meiner Freundin Annette entschied ich mich, kurzerhand die "Versehrtenklasse" zu eröffnen, denn alle drei konnten wir nicht laufen. Ich aufgrund meines Laufverbotes wegen des Rückens (und weil ich nach 1,5 Jahren komplett ohne Laufen vermutlich auch keine 4 km laufen könnte), Annette wegen ihrer kaputten Knie und Björn wegen seiner Hüftverletzung, die immer noch nicht ausgeheilt ist. Wir wollten also walken.
Aber erst mal stand ja meine Paradedisziplin auf dem Programm. Es waren erstaunlich viele Neu-Schizoleten dabei, jedenfalls welche, die innerhalb der letzten drei Jahre dazu gekommen sind, denn sie waren mir unbekannt. Und es fehlten wichtige Protagonisten, die eigentlich immer mit dabei waren. Aber glücklicherweise auch bekannte Gesichter, Schizolon-Prominenz sozusagen: Wimpy, ein Ex-Schwimmer, der uns früher in Grund und Boden geschwommen ist. Paul und ... ähm, mir ist grad der Name entfallen, egal ihr kennt ihn eh nicht... ein anderer Altbekannter jedenfalls, die zusammen auf einem uralten Tandem angequietscht kamen. Das Teil bekamen Paul und seine Frau vor 20 Jahren zur Hochzeit geschenkt, aber da war es auch schon einige Jährchen alt. Es ist auch kein sportliches Tandem, sondern sieht eher aus wie so ein altes Damenrad, nur als Tandem eben. Unglaubliches Teil und typisch Schizolon!
Diverse Teilnehmer hatten vermutlich den Restalkohol des Vorabends noch im Blut, andere wenig Schlaf abbekommen.
Um kurz nach 8 Uhr standen wir an den Gestaden des Wellenbeckens und mussten erst mal aufgrund technischer Probleme um unsere Wellen und damit einen der wichtigsten Bestandteile des Schizolons bangen. Der Bademeister sagte, es müsse erst mal Druck aufgebaut werden, aber dann ging es doch und mit Gebrüll stürzten wir uns in einer Reihe quer über die Breite des Wellenbeckens ins Wasser. Das ist jedes Jahr das Beste, denn wir haben das Becken ja nicht für uns, sondern müssen es mit dem Damen und Herren teilen, die dort mehr oder weniger täglich schwimmen und in der Regel nicht so lange im Wasser sind, so dass sie eben nur einen einzigen Wellengang mitbekommen, denn Wellen gibt's nur alle halbe Stunde. Und da verstehen die keinen Spaß, wenn die wegen einem Haufen brüllender, halbbesoffener Banausen weichen müssen. Müssen sie ja auch nicht, denn wir haben nicht Vorrang oder so, aber die meisten weichen doch zumindest auf der ersten Bahn hin und zurück, wenn das Feld noch eng beisammen ist. Diesmal stellte sich nur eine einzige todesmutige Dame mit sehr hübscher bunter Blümchenbadekappe den Raubfischen entgegen, die größtenteils im Bruststil und ohne Schwimmbrille durch die Wellen pflügten. (Uli allerdings brüstete sich damit, zum ersten Mal seiner immerhin auch schon ca. 10 Schizolon-Teilnahmen über eine EIGENE Schwimmbrille zu verfügen. Das Fahrrad musste er sich allerdings von Rudi leihen.)
Ich war wie immer unsicher, wo es sich am besten schwimmt: In der Welle oder zwischen zwei Wellen und probierte es mal so, mal so. Früher, als ich den Schizolon noch professioneller betrieben habe, habe ich das vorher ausprobiert und von Bademeister Thomas, der mit mir die Grundschulbank drückte, stoppen lassen. Habe das Ergebnis dieser empirischen Studie mit Teilnehmerzahl n=1 leider vergessen, so dass ich mich jetzt nie entscheiden kann.
Ich war überrascht, dass doch einige Schwimmer bei der ersten Wende am Gitter im Wellenbecken vorne mit dabei waren, denn der Schizolon ist nicht gerade dafür bekannt, dass da die Creme de la creme der Schwimmerszene antritt. Ich sah Wimpy, den alten Haudegen, einen Typen und seinen Sohn, die wichtig in Triathlon-Einteilern angetreten waren (eigentlich eher ein no go im Schizolon, das ich mir vor Jahren allerdings auch mal geleistet habe) und auch Björn war kurz hinter mir. Naja, ich habe halt in den letzten Monaten jegliche Geschwindigkeit beim Schwimmen zugunsten von Ausdauer abgelegt.
Die Ausdauer machte sich aber bezahlt, weil die Herren ab der zweiten Bahn deutlich an Boden verloren und ich unbeschadet als Erste aus dem Wasser steigen konnte, was dann auch der einzige Erfolg des Tages bleiben sollte...
Auf dem Fünfer angekommen, stellte ich wieder mal fest, dass das ganz schön hoch ist, vor allem, wenn man als Erste da ankommt, die Wasseroberfläche des 5 Meter tiefen Beckens spiegelglatt ist, man also eher 10 m in die Tiefe blickt. Ich ließ deshalb erst mal den rasch hinter mir hinauf gekletterten Vater im Einteiler vorspringen, der es auch hoch fand, aber männlich-mutig sein wollte und sich nicht lange bitten ließ. Ich dann hinterher und als ich mit dem Umziehen begann, hechtete Björn schon todesmutig (als einer von nur zweien, die sich das trauten

) mit Köpper in die Tiefe und Annette kam auch schon angehetzt.
Ich stellte erst mal fest, dass ich meinen BH vergessen hatte, ließ also den Badeanzug drunter und pellte mich mühsam in die Kleidung, wartete dann auch Björn und Annette, weil wir als Versehrten-Team zusammen bleiben wollten.
Und los ging die wilde Reise auf den Mountain-Bikes/Trekkingrädern und sie dauerte erst mal ziemlich genau 300 m. Denn dann sprang beim Schalten die Kette ab und beim Versuch des Zurückschaltens verhakte sich was und die Kette verdrehte sich, nix ging mehr. Ich muss dazu sagen, dass mir schon morgens bei der Fahrt zum Grugabad aufgefallen war, dass die Schaltung irgendwie nach meiner Regenfahrt mit Annette in der letzten Woche, auf die wir so stolz waren, eingerostet war, denn es ging gar nichts. Björn hatte dann munter am Zug herum gezerrt und dann ging es wieder mehr schlecht als recht, aber ich dachte, dass es für den Schizolon wohl reichen wird.
Die Reparatur gestaltete sich etwas langwieriger, so dass wir Annette schon mal voraus schickten. Ich dachte eigentlich, dass es das für mich war, aber Björn, der Held, bekam es hin und ich konnte weite fahren. Während wir da standen kam der Einteiler-Vater zurück geschoben, seine Kette war komplett gerissen und konnte von meinem Mechaniker leider nicht repariert werden. Außerdem zog das gesamte Feld an uns vorüber, mit Ausnahme einer einzigen Frau, die sehr langsam schwamm.
Wir begaben uns auf die Verfolgungsjagd, konnten aber erst am Ende der 20 km langen Radstrecke ein Päärchen einholen und das obwohl ich die ganze Zeit stramm im Windschatten pedalierte. Beim Schizolon gibt es dazu übrigens kein Regelwerk, jeder macht es wie er mag. Diesmal mochte ich im Windschatten fahren, war auch so anstrengend genug.
Kaum auf der Laufstrecke angekommen, wir walkten so vor uns hin, holte uns das Päärchen natürlich laufend ruckzuck ein. Und mein Cousin holte uns auf einmal auch ein. Hä? Wo kommt der denn her, der war doch weit vor uns? Kurz danach auch seine Freundin, die so den Frauensieg verschenkte, denn sie holte Annette nicht mehr ein. Die beiden sind Neu-Schizoleten und nicht Essener und hatten sich erst mal hübsch verfahren. Nicht so weit wie das andere Päärchen, das bis nach Rüttenscheid geradelt war, bevor sie merkten, dass sie falsch sind, aber immerhin...
Ich hatte Björn vorher mit allen möglichen drakonischen Strafen gedroht, falls er auch nur daran denken sollte, zu laufen anstatt zu walken. Und wer kam dann nach ca. 1,5 km auf die Idee, man könnte doch mal ein paar Meter ganz langsam traben, das wäre doch für den Rücken bestimmt nicht so schlimm? Ihr ahnt es.
Ich hätte heulen können vor Glück! Es war so absolut großartig zum ersten mal seit fast zwei Jahren zu laufen. Ich kam in einen richtigen Geschwindigkeitsrausch, Björns Uhr zeigte ein Kilometertempo von knapp über 8 Minuten an!
Es war geil!
Wir sammelten dann noch Frank mit seinem respektablen Bierbauch ein, der sich mühsam dahin schleppte und luden ihn ein, mit uns zusammen ins Ziel zu laufen. Er raffte sich auf und trabte mit uns mit.
Beim Zieleinlauf im 8 Minutentempo warfen wir uns beim Fotofinish über die Ziellinie und ich bin sicher, dass ich von uns dreien mit der linken Brust vorne lag und finde es deshalb unverständlich, warum Björn und Frank vor mir platziert wurden.
Ich glaube erstmalig seit ich beim Schizolon teilnehme, habe ich die Frauenwertung nicht gewonnen. Diese zu gewinnen, ist kein Hexenwerk, weil nie Triathletinnen mitgemacht haben, meistens nicht mal Sportlerinnen.
Trotzdem komisch, Drittletzte zu werden. Also insgesamt, es gibt eigentlich keine Geschlechterwertung, nur aufgrund der Proteste der Teilnehmerinnen seit Jahren einen eigenen Wanderpokal für die erste Frau.
Hinter mir waren noch der Einteiler-Vater, der ja nicht ins Ziel kam, aber trotzdem gewertet wurde und die Frau, die so langsam geschwommen ist. Sie war zum dritten mal dabei und ist zum dritten mal gut gelaunt Letzte geworden.
Erster ist der Einteiler-Sohn geworden, der gerade mal 13 Jahre ist. Tolle Leistung! Er hat ca. 1:20 oder so gebraucht. Ein langsames Schizolon Jahr also, mit meinen Ergebnissen aus den besten Jahren wäre ich Gesamtsiegerin geworden.
Annette freute sich riesig über den Frauen-Pokal und die Jungs auf dem Krüppel-Tandem haben reihenweise Einzelfahrer überholt, großartig.
Wie immer gab es an der Schillerwiese lecker Frühstück und eine tolle Siegerehrung mit selbst gebastelten Medaillen, einer super Moderation und zwei schönen Wanderpokalen für die Sieger.
Und ob ihr's glaubt oder nicht: Am Abend und gestern hatte ich ziemlich heftige Rückenschmerzen. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber es muss wohl vom Laufen kommen

, denn Schwimmen und Radfahren macht das nicht, das weiß ich.
Gestern Vormittag war der Rücken so schlecht, dass ich das Schwimmtraining vorzeitig abbrach. Heute geht es zum Glück wieder.