... dann, später, vielleicht noch von meinem Projekt für diese Woche, was mit Sport nix zu tun hat.
Also, der Rücken ja eigentlich auch nicht, außer dass er mich aktuell gründlich daran hindert, meinem Training für das Zürichsee-Schwimmen nachzugehen. Außerdem hindert er mich noch an folgenden Dingen:
- zur Arbeit gehen
- länger als 1 h außerhalb des Stufenbettes zubringen
- Sex haben, obwohl ich die ganze Zeit im Bett rumhänge
Dafür ermöglicht er mir aber anderes, was ich sonst wohl nicht täte:
- im Bett rumgammeln
- lesen, lesen, lesen
- 37° Dokumentationen in der ZDF Mediathek weggucken
- das Foto-Tagebuch meiner Alpenquerung erstellen
- tagsüber baden
- meinen netten Hausarzt regelmäßig treffen
Also, ich habe ja schon länger nix geschrieben, das mit dem Rücken kam so: Vorletztes Wochenende war noch alles gut. Ein schönes Wochenende ohne Altenheimarbeit und sonst war nix besonderes, zumindest nichts, von dem ich wüsste, das es den Rücken besonders belastet.
Montags morgens im Rentnerbad auf dem Weg ins Wasser war dann aber der Rücken schon nicht in sehr guter Verfassung, so dass ich darüber nachdachte, die Einheit abzukürzen oder die Lagen-Schwimmerei zu lassen. Ich als Plan-Sklavin habe dann aber doch alles gemacht und hatte beim Schwimmen auch kein allzu schlechtes Gefühl. Habe ausnahmsweise mal Kipp- statt Rollwenden gemacht, wobei ich im Nachhinein denke, dass die eher weniger gut für den Rücken sind.
Bei der Arbeit angekommen, ging das Drama dann los: Echt starke Rückenschmerzen! Ich konnte nicht schmerzfrei sitzen, mich auch nicht schmerzfrei bewegen. Konnte aber auch nicht früh weg von der Arbeit, weil viel zu tun war und ich eine Praktikantin hatte. Für den Folgetag hatte ich für die Praktikantin eine anderweitige Betreuung organisiert und blieb nach einem Höllen-Montagabend am Dienstag zu Hause und dachte, dass ein Tag Ruhe die Sache schon regeln wird.
Weit gefehlt! Es wurde Null besser, der Arzt schrieb mich krank, aber am Freitag musste ich noch mal in die Klinik, auch weil's der letzte Tag der Praktikantin war und ich das Reflexionsgespräch noch mit ihr führen wollte. Ich war am Freitag drei Stunden in der Klinik, das ging sogar ganz gut, ich war positiv überrascht.
Danach zum Arzt, um ich für den Rest des Tages wieder krank schreiben zu lassen. Die Probleme wurden entzündungshemmend und schmerzstillend mit Medikamenten behandelt, weil der Arzt - wie ich auch - der Meinung waren, dass es eher nichts Neues ist, sondern irgendwie mit dem alten Bandscheibenvorfall zu tun hat, Nerv oder Faszien entzündet oder so.
Dann war die große Frage, ob ich am Abend nach Frankfurt reisen sollte, in der Hoffnung, vielleicht doch noch am Schwimmseminar teilnehmen zu können, zumindest passiv. Ich musste noch Medikamente abholen und Wartezeit bis zum Ende der Mittagspause der Apotheke überbrücken. Die Zeit nutzte ich, um 15 Minuten auf der Sonnenbank zu liegen, um die klägliche Fuerteventura-Bräune noch ein bisschen zu erhalten und weil ich dachte, dass eine hübsche Wärme-Bestrahlung dem Rücken auch nicht schadet. Ich habe beim Aufrichten auf der Sonnenbank nichts gemerkt, aber danach konnte ich mich kaum mehr anziehen. Hatte schon überlegt, die Angestellte zu bitten, mir zu helfen, aber habe mich dann mit starken Schmerzen abgemüht und es hinbekommen. Zu Hause sofort ins Bett und gezweifelt, ob Frankfurt so eine gute Idee ist. Der Liebste hatte schon abgeraten, aber irgendwie dachte ich, dass ich die Fahrt schon schaffen werde, den Samstag beim Mädchen und Nopogobiker im Bett verbringen und am Sonntag zumindest zuschauen kann.
Also habe ich mich trotz großer Zweifel auf den Weg gemacht und saß um 16:30 Uhr im Zug. Das war der Anfang einer absoluten Höllenfahrt. Ich bin schon kaum in den Zug rein gekommen, ich hätte eigentlich sofort umdrehen und nach Hause gehen müssen. Im Zug konnte ich vor Schmerzen nicht sitzen. Es wurde immer krasser. Gut, dass der Zug dann noch umgeleitet werden musste, so dass ich den Anschlusszug in Köln verpasste. Aber erst mal brauchte ich eh Hilfe beim Jacke anziehen und mit dem Gepäck. In Köln hangelte ich mich irgendwie aus dem Zug, der Typ, der mir geholfen hatte, stellte meine Tasche neben mich und ich brach erst mal heulend zusammen und hockte da neben dem Zug. Eine Frau sprach mich besorgt an und holte so einen Bahn-Typen, der auf dem Gleis Dienst tut. Er fragte, ob ich gestürzt sei und mich verletzt habe. Ich konnte noch gar nicht sprechen vor lauter Schmerzen, sagte: "Einen Moment" und dann, dass ich nicht gestürzt sei, aber so schreckliche Schmerzen habe. Da drehte er sich um und ging weg! Unglaublich! Ich mein', ich war ja nicht gestürzt, dann war ja alles gut oder wie?
Ich hab' mich einen Moment gesammelt, kein Schwein bot mir Hilfe an, obwohl ich offensichtlich welche brauchte und ich sah, dass die Leute das auch wahrnahmen. Ich hatte Schüttelfrost vor lauter Schmerzen! Zum Glück stand ich gleich neben dem Fahrstuhl und hatte knappe 10 Minuten Zeit, aufs Nebengleis zum kommen, denn ich war froh, dass dort der ICE fahren sollte, der nur noch eine Stunde bis Frankfurt brauchte. Ich hatte auch überlegt, jetzt wieder zurück zu fahren, aber das hätte länger gedauert und ich dachte, dass ich jetzt schneller in Frankfurt im Bett liege als in Essen.
Von wegen! Durch die Störung, die auch meinen Zug nach Köln aufgehalten hatte, wurde die Ankunft der Zugbegleiter verhindert, die den ICE übernehmen sollten, so dass er erst mal noch 45 Minuten in Köln rumstand. Als er endlich los fuhr, war ich glücklich und sehnte mich nach Frankfurt, wo ich liegen kann.
Die Schmerzen wurden immer abartiger, so dass ich den Zugbegleiter informierte, dass ich gleich in Frankfurt Hilfe beim Aussteigen und Erreichen eines Taxis benötigen würde. Er kümmerte sich drum und als ich in Frankfurt ankam, stand an meinem Waggon ein netter junger Mann von der Bahnhofsmission mit einem Rollstuhl. Ich habe nicht mehr diskutiert, ob ein Rollstuhl wirklich nötig gewesen wäre, sondern war einfach nur dankbar für die Hilfe.
Im Taxi musste ich dem Fahrer erst mal noch sein Navi erklären, bzw. die Adresse selbst eingeben, er sei noch neu im Geschäft sagte er. Aha.
Beim Mädchen und Nopogobiker angekommen, halfen letzter und Skunkworks mir mit dem Gepäck und ich konnte in der Küche Platz nehmen und mir eine köstliche Pizza und Kuchen einverleiben, denn der Appetit ist mir seltsamerweise nicht abhanden gekommen.
Als ich im Stufenbett lag, war ich einfach nur noch froh und hoffte, dass am nächsten Tag Besserung einträte.
Diese Hoffnung erwies sich als nichtig, weiterhin krasse Schmerzen, so dass ich mich nach dem Frühstück auf dem Weg in die Uni-Klinik machte, denn es war klar, dass ich in dem Zustand am Sonntag keinesfalls nach Hause fahren kann. Der Taxifahrer, ein netter Afghane, der eigentlich Rechtsanwalt ist und hier jetzt diesen Kack-Job machen muss, fuhr mich leider zur falschen Notaufnahme, konnte er ja auch genauso wenig wissen wie ich, dass es hier für orthpädische Dinge eine extra Notaufnahme gibt. Die ist weit weg von der, wo ich war, also eine Haltestelle mit der Bahn gefahren, die paar Hundert Meter zur Orthopädie gehumpelt (wobei langsames Laufen besser ging als sitzen) und dann nur noch eine knappe Stunde gewartet, bis die Ärztin kam, zum Glück auf einer Liege in Rückenlage.
Die Ärztin untersuchte mich und konstatierte, was ich selbst ja auch schon wusste: Keine neurologischen Ausfälle und auch keine Einschränkungen in der Kraft, also jenseits der Einschränkungen, die durch die Schmerzen bedingt waren.
Sie sah es auch so wie mein Hausarzt: Erst mal die Symptome behandeln und erst wenn es im Laufe der Woche nicht besser wird, evtl. ein MRT machen. Man kriegt ja eh nicht so schnell einen Termin.
Sie verschrieb mir die erhofften Opioide und ein weiteres Schmerzmittel und meinte, damit müsste es mir morgen gelingen, nach Hause zu kommen.
Den Rest des Wochendendes habe ich überwiegend liegend verbracht. Zwischendurch noch mal ein köstliches Abendessen vom Mädchen für Shangri-La und mich und am Sonntag habe ich tatsächlich unter dem Einfluss der wirkenden Opiate einen kurzen Besuch am Beckenrand beim Seminar gemacht, in der Hoffnung, so auch was lernen zu können. Das ging aber gar nicht gut und die Schmerzen wurden sofort wieder stärker, so dass ich mich rasch wieder verabschiedete und bis zur Abreise im Bett blieb.
Für die Zugfahrt verdoppelte ich die Dosis der Schmerztabletten und da die Fahrt diesmal auch nur zwei Stunden dauerte, klappte das ganz gut.
Jetzt bin ich für die ganze Woche krank geschrieben und verbringe die Zeit im Bett. Nachher habe ich einen Termin bei meinem Orthopäden und bin gespannt, was er sagt.
Das vergangene Wochenende hat mich jedenfalls gelehrt, wie stark Schmerzen sein können und wie es ist, hilfebedürftig zu sein. Danke an die lieben Freunde in Frankfurt, die mich unterstützt haben!
Jetzt bin ich froh, zu Hause im eigenen Bett liegen zu können, zu Hause ist krank sein doch am schönsten.
