Szenekenner
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Inselschwimmen
Am vergangenen Freitag mache ich mich also mit dem Liebsten in seinem defekten Auto, von dem wir hoffen, es würde die weiten Strecken an diesem Wochenende irgendwie meistern, auf in Richtung Norden, wo am Samstag erst mal die Teilnahme am Inselschwimmen von Hiddensee nach Rügen ansteht und damit vielleicht auch dieser Endlos-Blog mal wieder ein bisschen Legitimation erhält, ist das Inselschwimmen doch immerhin Namensgeber, wenn auch leicht verdreht...
Wir wollen am Freitag Abend erst mal nur bis Lübeck, um dort in der Jugendherberge meinen Bruder zu treffen und mit ihm am Samstag Morgen nach Rügen weiterzufahren.
Wir kommen erstaunlich gut durch, wenn man mal von einem 40 minütigen Aufenthalt in einer Filiale eines bekannten amerikanischen Fast Food Restaurants absieht, wo ich "mal eben" pinkeln und einen Veggi-Burger einwerfen wollte.
Dort war es brechend voll. So eine Überraschung, am Freitag Abend, wenn die halbe Republik Ferien hat und ein Gutteil davon in Richtung Küste unterwegs ist, aber der Betreiber hat sicherheitshalber lieber mal nicht alle Schalter besetzt, so dass ich also erst mal schon gut 20 Minuten in der Schlange stehe, bevor ich meine Bestellung abgeben kann.
Wie immer ist der Veggi-Burger natürlich nicht fertig, sondern der Typ verspricht, ihn mir an den Tisch zu bringen. Die Pommes will er mir schon geben, aber die will ich natürlich zum Burger, nehme also erst mal nur ein Getränk mit.
Dann warte ich. Und warte. Und warte. Und warte. Und als es mir echt reicht, ich wartete schon gute 15 Minuten oder so, drängele ich mich unter den genervten Blicken der Menschen, die nun stundenlang in der Schlange warten, zu dem Bengel vor und frage, was denn nun mit dem Veggi-Burger sei. Wie von mir befürchtet, hat er ihn vergessen und der Burger gammelte erkaltend vor sich hin, längst fertig. Vielleicht hätte ich ihn noch genommen, wenn der Typ mir nicht allen Ernstes sagte, jetzt müsse ich eben nur noch auf die Pommes warten! Ich frage ihn, ob sie eigentlich noch klar kämen und peste ihn an, dass ich jetzt das Scheiß-Getränk (halb leer getrunken) zurück brächte und mein Geld wieder haben wolle, aber zackig!
Der Geschäftsführer ist sehr freundlich und entschuldigt sich tausend mal, was der Bengel offenbar nicht für nötig gehalten hatte.
Da wurde der Begriff "Fast Food" jedenfalls mal hübsch ad absurdum geführt...
Draußen auf dem Parkplatz springt die Karre dann erst mal nicht an. Für mich allein wäre mit diesem Auto die Reise dann bereits zu Ende gewesen, zum Glück ist Björn der Schrauber vor dem Herrn und fummelt mal eben ein bisschen am Motor herum (er erklärte mir, was er tat, aber ich habe das natürlich vergessen) und siehe da, es geht weiter!
Ohne weitere berichtenswerte Zwischenfälle gelangen wir nach Lübeck und kommen fast zeitgleich mit meinem Bruder an der Jugendherberge an.
Dann haben wir noch Glück, eine offene Pizzeria in der Nachbarschaft zu finden, bei der wir ein extrem köstliches Abendessen kriegen, das wir allerdings total runterschlingen müssen, weil die nur noch 30 Minuten auf hatten. Naja, da muss ich mich endlich mal nicht für meine Schnellesserei schämen...
Zur Freude meines Langschläfer-Bruders starten wir am nächsten Morgen früh um 6:30 Uhr in Richtung Rügen, wo wir nach ca. drei Stunden ankommen, weil Björns kaputtes Auto nicht schneller als maximal 110 km/h fährt.
Im idyllischen Hafen von Schaprode warten schon unsere Freunde Markus und Annette auf uns, die mit ihrem wunderschönen Segelboot extra für mich dorthin gesegelt waren!
Ich finde es unglaublich cool, mit einem Segelboot über das Meer zu schippern. Ich kann nicht segeln, verbinde damit aber Gedanken von Freiheit, Mut, Selbstbewusstsein und irgendwie was weltmännisches.
Die anderen frühstücken erst mal in der strahlenden Sonne (es ist brütend heiß) an Deck, ich hole meine Startunterlagen und freue mich aufs Schwimmen.
Was für ein Unterschied zu meinem ersten Start hier vor zwei Jahren, als es schien, als wolle die Welt untergehen, so hat es geregnet!
Um kurz nach 12 Uhr geht's für mich per Wassertaxi nach Hiddensee, wo ich mit anderen auf den Start um kurz nach 13 Uhr warte.
Bei der Wettkampfbesprechung sorgt der Chef noch für Verwirrung, weil er sagt, wir müssten links an den Bojen vorbei schwimmen, in dem Aushang in Schaprode stand aber rechts. Er besteht auf links (meiner Meinung nach Blödsinn, weil man dadurch ordentlich abkürzen kann, je nachdem wie weit entfernt man links von den Bojen schwimmt), aber es hören natürlich nicht alle, so dass die meisten links, einige aber auch rechts von den Bojen schwimmen. Ich kann mir schon vorstellen, dass das das Ergebnis verzerren kann und hoffe, dass alle Frauen meiner Leistungsklasse es mitbekommen haben und wie ich links schwimmen, denn ich messe mich ja lieber auf Augenhöhe...
Dann geht's in warme Wasser des Hafenbeckens von Neuendorf. Das Wasser soll 19°C oder so warm sein, kommt mir aber viel wärmer vor. Ein Teilnehmer, der schon seit zwei Tagen auf Hiddensee war, berichtet, dass es nur hier im Bodden so warm sei. In der Ostsee, auf der anderen Seite von Hiddensee, sei es am Vortag noch 14-15 °C kalt gewesen sein, was ich gar nicht glauben mag, wo es doch seit Wochen so warm ist.
Der Start ist wie immer bei Freiwasserschwimmen unaufgeregt und ich versuche mal wieder, Leute zu finden, in deren Wasserschatten ich mich halten kann. Was soll ich sagen? Es hat mal wieder nicht geklappt und so schwimme ich nach wenigen Hundert Metern alleine auf weiter Flur. Die Leute um mich herum waren zu langsam und die schnellere Gruppe sehe ich zwar, aber sie ist uneinholbar weit weg. Mist!
Ich tröste mich damit, dass mir als alter Triathletin das eh sympathischer ist, nicht im Wasserschatten zu schwimmen, aber unterwegs denke ich, dass das Schwachsinn ist, weil das hier nun mal kein Triathlon ist und schon mal gar nicht das Radfahren eines Triathlons...
So schwimme ich von Boje zu Boje und habe das Gefühl, nicht so richtig gut voran zu kommen und mal wieder arg im Wohlfühltempo unterwegs zu sein.
Ab ca. der Hälfte wird das Wasser ziemlich kabbelig, es ist Gegenwind und wellig, was die Sache nicht einfacher macht.
Ich langweile mich ein wenig und bin froh, als der Strand von Schaprode merkbar näher rückt und die Bojen von gelb auf orange wechseln und ich dann die letzten 200 m oder so nicht mehr schwimmen kann, weil das Wasser endgültig zu flach wird.
Im Ziel sehe ich enttäuscht meine Zeit: 1:24,26 h, also nur ein paar Sekunden schneller als vor zwei Jahren bei weniger Training und viel schlechteren Bedingungen, als ich 1:25,06 geschwommen war. Ich hatte großkotzig auf eine Zeit von deutlich in Richtung 1:20 gehofft...
Diese Zeit hat zum 5. Platz bei den Frauen gereicht (von 15) und zum 16. Platz insgesamt (von 87).
Die schnellste Frau ist 1:17 geschwommen, der schnellste Mann 1:12. Das sind beides ziemlich langsame Zeiten. Bei meiner ersten Teilnahme war ein Mann die Strecke in 1 h geschwommen. Die Frau, die in diesem Jahr mit 1:20,33 Dritte wurde, hat vor zwei Jahren mit 1:16,10 gewonnen, war also sogar etwas langsamer.
Vermutlich kann man die Zeiten aber eh nicht vergleich, weil die Strecke wahrscheinlich immer unterschiedlich lang ist und die Bedingungen eh.
Die Siegerehrung haben wir nicht mehr abwarten können, weil wir ja um 19 Uhr zur Nudelparty des Wakenitzman in Lübeck zurück sein wollten, der ja schließlich mein Hauptwettkampf in dieser Saison sein soll.
Wir sind dann fast pünktlich auf die Minute am Naturfreibad Falkenwiese angekommen, wo wir auch meine Eltern trafen und ich mir bei der sehr netten und köstlichen Nudelparty schon mal die Mitschwimmerinnen und -schwimmer anschauen konnte.
In der Jugendherberge habe ich dann noch die Verpflegung für Sonntag vorbereitet und bin dann früh ins Bett, weil der Wecker auf 5:30 Uhr stand.
Voller Vorfreude bin ich eingeschlafen und habe dank meiner unglaublichen Schlaffähigkeiten auch nichts davon mitbekommen, dass die Jugendlichen neben uns bis 3 Uhr lärmend gefeiert haben...
Geändert von bellamartha (30.07.2013 um 12:32 Uhr).
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