Ich weiß nicht, welche Vorstellung mir besser gefällt: Die, noch fit und sportlich zu sein und regelmäßig richtig zu trainieren, wenn ich alt bin oder die, so zu sein, wie die Omis im Schwimmbad, die manche hier als Bojen oder Treibholz bezeichnen. Als ich vorhin das Schwimmbad verließ, schwammen im kleinen Becken des Leistungszentrums eine Menge älterer Herrschaften herum, die Damen dabei darauf achtend, dass allenfalls im Nacken die Spitzen ihres hübsch frisierten, grauen Haars nass werden. Sie schwammen in kleinen Grüppchen, munter miteinander plaudernd, ohne jede Eile und sahen so zufrieden aus. Oft schwimmt eine/r von ihnen auf dem Rücken vor den anderen her, so dass sie eine Art Kränzchen bilden, ein Schwimm-Kränzchen eben. Es war ein friedliches Bild und ich sah mich kurz mit Inga in 30 Jahren so daher schwimmen. Froh darum, dass der Körper noch mit tut, quasselnd, die Entwicklung von Ingas längst erwachsener Tochter betrachtend, die eigenen Wehwehchen diskutierend und - hoffentlich - immer noch die Männer begutachtend. Ich merke, dass meine Angst vor dem Altsein mit dem Älterwerden kleiner wird. Mittlerweile ist es manchmal eher ein Gefühl von Neugierde, wie es wohl sein wird. Wie ich wohl sein werde.
Vielleicht können wir dann einen Seniorenbereich hier im Forum bewohnen, denn ich würde euch doch arg vermissen, wenn ich aus Altersgründen hier ausscheiden müsste. Gut, dass der Macher des Forums ja auch nicht jünger wird und deshalb hoffentlich die Interessen der Senioren auf Triathlon-Szene.de mit vertreten wird...
Als Ausbund von Disziplin und Motivation, der ich im Moment bin, habe ich nur ganz kurz das Weckerklingeln um 5:45 Uhr am Samstag Morgen verflucht und bin dann raus und war pünktlich um 6:30 Uhr am Schwimmzentrum, denn das Rentnerbad hat ja leider an den Wochenenden keinen öffentlichen Betrieb.
Der dritte Tag von kekos Monsterplan stand auf dem Programm und hat mir viel Spaß gemacht. Insgesamt waren es 4 Kilometer, die sich wie folgt gestalteten:
800 m ein
20x50 m Kraul in 1000m-Tempo, 10 Sek. Pause:
- 0:46,1
- 0:50,8
- 0:49,5
- 0:49,4
- 0;48,1
- 0:49,2
- 0:48,7
- 0:47,7
- 0:49,7
- 0:48,3
- 0:49,2
- 0:48,2
- 0:46,9
- 0:46,5
- 0:46,6
- 0:46,7
- 0:49,4
- 0:50,2
- 0:48,0
- 0:47,6
200 m Rücken locker
400 m Kraul, 25 m 3 Armzüge re./li., 25 m Dreierzug
10x100 m Kraul im 1000 m Tempo, 20 Sek. Pause:
- 1:40,6
- 1:36,6
- 1:36,7
- 1:39,4
- 1:35,9
- 1:34,4
- 1:35,4
- 1:35,6
- 3:20,4 (da musste ich wegen Stau an der Wende weiterschwimmen und bin 200 geschwommen)
400 m Rücken/Brust
200 aus
Schön war's und weil ich im Moment so viel Lust auf Sport habe, werde ich voraussichtlich gleich noch beim August-Blumensaat-Lauf am See mitmachen, wo erstaunlicherweise noch nachgemeldet werden kann. Ich weiß nur noch nicht, ob ich 10 km oder Halbmarathon laufen soll. 10 passt von der Startzeit besser, aber ich laufe ja im Moment nie zügig, vom Tempo her würden 21 besser passen. Ach, entscheide ich gleich spontan.
Achte auf die Feinheiten: frisierte graue Haare, die nicht nass werden dürfen = Treibholz. Bunte Badekappe = Boje. Beide können sehr gut schwimmen, allerdings hat Holz keinen Einfluss auf Richtung und Geschwindigkeit, die meisten Bojen haben sogar weder das eine noch das andere. Ist nie bös gemeint, nur Spott, Spott, der uns möglicherweise bald selber treffen wird.
Weil ich wie der Wind gelaufen bin, bin ich schon wieder hier und während mein wohlverdientes Badewasser einläuft, informiere ich euch über meinen erfreulichen Auftritt beim August-Blumensaat-Lauf:
Weil mein Rücken sich nur mittelmäßig gut anfühlte nach der langen Schwimmerei von heute Morgen und auch weil mir die Startzeit besser gefiel, habe ich mich für die 10 km entschieden und das Schlimmste befürchtet, nämlich eine Zeit über 50 Minuten. Das ist wieder eine meiner hier schon mal erwähnten Grenzen, die zu überschreiten ich aktuell eigentlich noch nicht gewillt bin. In Anbetracht des nicht vorhandenen Trainings in schnellerem Tempo war ich mir aber nicht sicher, ob ich 10 km lang ein Tempo von unter 5 Minuten würde halten können.
Ich lief mich ein bisschen ein, traf nette Menschen, stellte mich an den proppevollen Start und war kein bisschen aufgeregt. Gut so. Dann ging's los und als ich nach dem ersten Kilometer auf der Uhr sah, dass ich für diesen 4:47 gebraucht hatte, dachte ich, dass sich das gut anfühlte und ich ja mal versuchen könnte, so weiter zu laufen.
Gesagt, getan, hier sind die Zwischenzeiten der restlichen Kilometer
4:46
4:48
4:46
4:49
4:48
4:46
4:50
4:50
4:42
Damit habe ich eine Zeit von 47:56 gestoppt und bin sehr zufrieden damit. So für mit ohne vernünftiges Training.
Nächste Woche will ich ja voraussichtlich noch mal einen Halbmarathon laufen, wenn das Wetter nicht total kacke ist.
Und jetzt werde ich mein freies Wochenende weiter genießen. Ich habe dermaßen gute Laune, dass ich euch vielleicht nachher noch mal mit irgendeinem Blödsinn nerven werde.
Ich gehe jetzt zunächst in die Badewanne, heiß & lange, mit einem guten Buch und Salzstangen. Vielleicht mache ich gleich einen hübschen, kleinen Mittagsschlaf. Oder ich backe Kekse. Oder gehe reiten. Ach, wie ist mein Leben schön an diesem Wochenende!
Meine Kekse sind im Ofen. Schweizer Chräbbeli = recht harte Aniskekse
Den Teig habe ich schon gestern gemacht und sie mussten über Nacht trocknen. Jetzt riecht es hier sehr lecker!
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Ein Stück Kuchen nicht zu essen, ist auch nicht die Lösung!
...bin ich eigentlich?
Schwadroniere von meinem herrlichen, freien Wochenende. Gehe baden. Lese dabei. Schlafe hinterher lange. Wache auf, esse was. Und entscheide dann, dass ich eine DVD gucken will. Und welche wähle ich aus? "The day after" über die Folgen eines Atomkrieges in Kansas City.
Eben habe ich ihn nach gut der Hälfte ausgemacht, weil ich hier liege und fassungslos und voller Angst davor bin, dass das eines Tages Realität werden könnte.
Frage mich, was ICH dafür tue, dass so etwas nicht Realität wird und ob ich überhaupt etwas tun kann. Aber wenn man einmal über solche Dinge nachdenkt, springen die Gedanken weiter. Zu den vielleicht viel realeren Gefahren, die der Welt und den Menschen drohen. Ich denke an die Umweltschäden, die wir alle tagtäglich mit verantworten. Denke daran, was das nicht nur langfristig für die Umwelt, sondern vor allem auch kurzfristig für Menschen überall auf der Welt bedeutet. Die jeden Tag um Gesundheit und Überleben kämpfen müssen, wenn auch nicht so wie die Menschen in dem Film gerade. Und frage mich, was ICH dagegen tue, denn dagegen könnte ich etwas tun. Könnte es zumindest versuchen. Ich denke, dass ich mich in manchem auch bemühe, aber es ist ein Gefühl, als könne es nie genug sein. Und ich frage mich, ob ich auch da etwas tue, wo es nicht leicht für mich ist.
Ich ärgere mich, dass ich diese DVD ausgesucht habe, von der ich weiß, dass jedes Mal, wenn ich sie mir anschaue, ich weinend, verängstigt und voller Zweifel und Selbstvorwürfe bin.
Wieso tue ich mir das an einem so schönen Tag an?
Weil ich die DVD schon oft angeschaut habe und weiß, dass sie - realistischerweise - kein Ende mit Hoffnung zu bieten hat, habe ich immerhin gerade geschafft, sie auszumachen. Und werde nun versuchen, mich mit etwas fröhlichem abzulenken.
Denn auch, wenn die Welt davon nicht weniger nuklear wird und die nukleare Bedrohung real ist, will ich es jetzt vergessen oder verdrängen.