Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
Tag 13
28. Juli 2012
Pfunders – Weitental – Niedervintl – Ronerhütte –Kreuzwiesenhütte
Der Weg von Pfunders bringt unerwartet ein kleines Abenteuer, weil Max auf der Karte einen Alternativweg zum im Führer vorgeschlagenen Marsch an der Landstraße ausgemacht hat. Schon im Ort schließt sich uns ein freundlich-fröhlicher Weggefährte an: Ein streunender Hund, aber mit Flohhalsband und sehr mollig, also nicht herrenlos. Er läuft kilometerlang mit uns und ich habe Spaß daran.
Der von Max ausfindig gemachte Wanderweg existiert, endet aber leider im Nirvana einer Kuhweide und eines Bachlaufes. Ines, Max und ich kommen samt Hund ganz gut aus dem weglosen Gelände heraus, André und Franz wollen lieber den ziemlich breiten und stellenweise recht tiefen Pfundersbach queren, weil gleich dahinter die Landstraße liegt. Mit nassen Füßen gehen sie am Ende doch denselben Weg wie wir.
Weil wir dann doch an der Landstraße entlang gehen müssen, scheuchen André und ich den Hund weg, was erstaunlich gut klappt. Er nimmt dann die Landstraße zurück nach Pfunders, aber wenn er da überfahren wird, müssen wir uns das wenigstens nicht mit ansehen.
Die drei Berliner geben Gas und sind schon bald außer Sichtweite. Auch André marschiert zügig, ich mit schmerzenden Füßen hinerher. In Niedervintl machen wir eine kurze Pause und André bemerkt richtigerweise, dass man an den schicken Jungs und Mädels sieht, dass man in Italien ist.
Dann nehmen wir den langen und teilweise sehr steilen Aufstieg durch den Wald in Richtung Ronerhütte in Angriff. Relativ weit unten treffen wir wieder auf die Berliner. Ines ist fertig. Sie will nicht mehr und überlegt, hier und jetzt abzubrechen, zurück zu gehen nach Niedervintl und da nach Hause nach Berlin. Ihre Jungs wollen natürlich weiter, sie sind jung und fit.
Ich sage Ines, dass sie ihre Jungs mit André ziehen lassen und mit mir zusammen den Beg langsam hoch gehen soll. So machen wir’s und ab ca. der Mitte des Aufstieges gehen wir alle zusammen. Franz kennt sich super mit Pilzen aus und sammelt mit Max eine Riesentüte, die sie am Abend vom Koch in der Kreuzwiesenhütte köstlich zubereiten lassen.
Ab der Ronerhütte ist der Weg ganz lieblich. Es geht hügelig über Almen mit hübschen Kühen und erstmals auch einer Herde Pferde.
Die Kreuzwiesenhütte liegt absolut idyllisch auf einer Hochalm. Sie ist modern, es gibt sogar eine Sauna und man das Ziel der nächsten Etappe schon vor Augen: Den Peitlerkofel.
Am Abend bin ich sehr traurig, weil ich André als Weggefährten verlieren werde und mit ihm die Berliner und Joachim. André will Abstand, neue Leute kennen lernen, wir träfen uns vielleicht später wieder. Also lege ich hier morgen einen Ruhetag ein, auf den ich keine Lust habe, um dann übermorgen alleine weiter zu gehen, worauf ich noch weniger Lust habe.
Die Bilder:
- Unser Hundebegleiter am Morgen
- Auf dem Weg nach Tiefental
- Klar, oder?
- Nach Niedervintl der Blick zurück: Ganz hinten, oben in den Bergen liegt die Obere Engbergalm, wo wir gestern waren. Ganz schön weit weg!
- Ines nach ihrem Durchhänger, nicht mehr weit von der Ronerhütte entfernt, den Aufstieg also fast geschafft.
- Auf der schönen Hochalm, noch vor der Kreuzwiesenhütte, sieht man schon das Ziel der nächsten Etappe: Den Peitlerkofel und damit den ersten Berg der Dolomiten.
- Faulenzen nach dem Saunabesuch in knapp 2000m Höhe. Ein super Tagesabschluss. Eigentlich hätte ich die Sauna extra löhnen müssen, wusste ich aber nicht und niemand hat mich verpetzt.
- Wunderschöner Peitlerkofel!
- Abendstimmung auf der Kreuzwiesenhütte.
Ich beneide dich allmählich um deine Unterkünfte.
Und um die Badeorgien in den Bergseen.
Ich hatte ja völlig unsinnigerweise Schwimmbrille und Badehose dabei aber nichtmal Zeit, auch nur dran zu denken, da irgendwo reinzuhüpfen.
Und wenn wir in Pensionen im Tal übernachtet haben, waren wir oft schon mittags um Drei dort, um sinnloserweise die Glotze anzuwerfen, in Berghütten gabs zum Glück keine und ich konnte ab und an noma zu Fuss ein wenig in der Gegend rumstrolchen (die andern hatten natürlich nur die obligatorischen Pantoffeln oder Badelatschen dabei und darin logo keine Böcke, auch nur einen Meter mehr zu gehen, als irgend notwendig)(aber vielleicht waren die Burschen auch nur platt von der Eile den Tag über).
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
Wollte heute in der Mittagspause eigentlich ein bißle joggen gehen, aber dann hab ich mir was zum Beißen geholt und genüsslich Deine Tage nachverfolgt.
Sehr, sehr schön geschrieben. Trifft genau meinen Geschmack.
Viele der Tagesabschnitte kenne ich ja teilweise vom MTB her. Aber Wandern ist dann doch nochmal deutlich entschleunigter und flexibler. Bspw. bin ich mal übers Pfundererjoch geradelt. Das idyllische Tal hinunter nach Niedervintl, das Du so schön beschreibst, hatten wir in ner Viertelstunde weggerockt. Habe keine Erinnerung mehr daran.
Wie hast Du eigentlich die Bergab-Etappen verdaut. Keine Schmerzen oder Muskelkater?