Die 10 Gebote sind zur Hälfte Gebote, die festlegen, wie dem Gott zu huldigen sei (Fremdgötterverbot, Bilderverbot, Namensmissbrauchsverbot, Sabbatgebot).
Ich habe mich aus dieser Diskussion zurückgezogen, da ich schnell gemerkt habe, dass hier, was dieses Thema betrifft, deutlich gebildetere Leute am Werk sind. Seit ich mit ca. 12 beschlossen habe, dass das Konzept Gott für mich nicht funktioniert, habe ich mich damit auch nicht mehr eingehender befasst.
Nun drängt sich aber doch noch eine Frage auf, das Zitat von Arne betreffend:
Den Namen Gottes nicht zu missbrauchen, schließt das denn nicht mit ein, in seinem Namen etwas zu behaupten oder zu handeln? Man braucht nicht bis zu den Kreuzzüglern zurückgehen, die ja in seinem Namen gehandelt haben, es reicht das Amt des Papstes.
Behauptet denn der Papst nicht, in seinem Namen zu sprechen? Gleichzeitig sind die Wege Gottes aber unergründlich? Kann das mal jemand, der sich damit näher außeinandergestzt hat ein wenig erklären? Auch den Begriff Dogma bitte....
das ist doch ein philosophisches Problem. Was ist "Wahrheit"? Eine absolute Wahrheit gibt es wahrscheinlich nicht. Anstelle dieser einen, allgemeingültigen Wahrheit treten viele kleine "konstruierte" Wahrheiten.
"Wir Atheisten" haben eine andere Wahrheit zwischen uns ausgehandelt.
Und so wie wir nicht bekehrt werden wollen, finde ich es eben auch unangemessen in eine generelle Papst- oder Kirchenkritik zu verfallen wenn man nicht Mitglied dieser Gemeinde ist. Anders gesagt: Kritik am Papst steht nur Katholiken zu. Die müssen damit klarkommen. Wir nicht, also was reden wir denen in ihre Angelegenheiten rein?
Ja, das mit der Wahrheit ist ein sehr komplexes Thema.
Beim Weihnachtsessen gab es Wein. Ich trinke aber keinen Alkohol und war der einzige von 10 Personen am Tisch der keinen Wein trank. Ich hörte jedoch viele am Tisch sagen, dieser Wein schmeckt herrlich. Entweder akzeptiere ich diese Aussage, wenn nicht, sehe ich alle die am Tisch den Wein als einen Genuss empfinden als Lügner, weil ich Wein als etwas nichts geschmackliches finde. Jeder kann als die Wahrheit als etwas anderes empfinden.
Zu deinem zweiten Punkt hast du recht.
Das sind ihre Angelegenheiten.
Es ist auch nicht einfach, an einem Essen (Weihnachtsessen) teilzunehmen, wenn man gar nicht glaubt, dass so was gar nicht passiert ist. Als Atheist freute ich mich aber über jede Kritik (am Tisch ausgesprochene) an der Kirche. Das waren wieder wirkliche Aufsteller.
Grüsse Stefan
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Vizeeuropameister Duathlon EM Alsdorf 2024 AK 45 Racebericht
Ein evangelisch-lutherischer Christ wird schwerlich die Sexualmoral des Papstes verteidigen können. Insofern ist Dein Beispiel der Sexualmoral und der daraus resultierenden Ableitungen nur für einen bestimmten Teil der Christen zutreffend.
Was die Fragen der Empfängnisverhütung angeht, hast Du sicher recht. Für Christen evangelischen Glaubens ist Empfängnisverhütung heute okay.
Luther selbst sah das übrigens gänzlich anders. Er setzt den ehelichen Verkehr mit der Hurerei gleich, wenn er aus Lust und nicht zur Fortpflanzung stattfindet. In seiner Wartburgschrift "De votis monsticis" schreibt er:
"Er (der eheliche Akt) ist eine Sünde nach Psalm 50,7, in nichts zu unterscheiden vom Ehebruch und der Hurerei, soweit die sinnliche Leidenschaft und die häßliche Lust in Betracht kommen. Gott rechnet sie den Eheleuten durchaus nicht an, und aus keiner anderen Ursache als wegen seiner Barmherzigkeit, da es für uns unmöglich ist, dieselbe zu meiden, obgleich wir ihrer zu entbehren verpflichtet sind" (II, S. 499).
Lust im Ehebett ist also Hurerei und Ehebruch mit der eigenen Frau, aber Gott drückt ein Auge zu. Woher Luther das wissen will, erfahren wir nicht.
Ich habe nicht das Gefühl, dass die Kirche, ganz gleich welcher Konfession, bei ihrer Sexualmoral eine tiefe und von Gott offenbarte Wahrheit verkündet. Vielmehr sehe ich die Kirche bei diesem Thema vor einem Scherbenhaufen stehen. Denn die meisten Menschen, auch die gläubigen, haben kaum mehr als ein Schulterzucken dafür übrig.
...
Nehmen wir das zentrales Element die 10 Gebote. Welche zentralen Werte konkret siehtst Du als "höherwertig" an, die maßgeblich für unser aller Zusammenleben hier sind und im Konsens von allen Menschen gelebt werden?
Ein innerer Kompass muss justiert werden. Worauf beruht diese Justierung, als Christ stehen mir die 10 Gebote zur Verfügung.
Ich fragte nach deiner Version, weil mir schwindelig wurde, wieviele unterschiedliche 10 Gebote es gibt. Also jetzt die von hier:
1. keine anderen Götter
2. Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauche
3. Feiertag heiligen
4. deinen Vater und deine Mutter ehren
5. nicht töten
6. nicht ehebrechen
7. nicht stehlen
8. nicht falsch Zeugnis reden
9. nicht begehren deines Nächsten Haus
10. nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat
Zuerst eine Frage. Sind alle Gebote gleich wichtig? Gibt es für dich eine Reihenfolge der Wichtigkeit? Welche?
Einige Gedanken zu den Geboten:
1.-3.
hat Arne schon was zu geschrieben
4.
Nur Vater und Mutter? Was ist mit den anderen Menschen?
5.
"nicht töten" ist nicht eingeschränkt. Wie stehst deine Kirche und du selber zu kriegerischen Handlungen, Vegetarismus, Todesstrafe... ?
9.,10.
Die Unterscheidung dieser beiden Gebote ist interessant, erschließt sich mir aber nicht so ganz. Ist "Haus" wichtiger als "Weib" und ist Haus etwas anderes als "alles was dein nächster hat"?
6.,7.,9.,10.
Hätten für diese 4 Gebote nicht eines (für jemanden der "Weib" nicht als Eigentum ansieht maximal 2) gereicht?
Warum wird begehren/stehlen (7.,9.,10) und begehren/ehebrechen (6.,10.) einzeln aufgeführt? Heißt das, dass die eigentliche Tat auf der selben Stufe steht wie der Gedanke an die Tat? Also ein "Der hat aber ein tolles Auto, das will ich auch" genauso schändlich ist, wie der Diebstahl des Autos?
Das genannte Beispiel ist ohnehin nur ein kleines Mosaik in einem viel größeren Bild. Es ist auch gar nicht der Kern der christlichen Botschaft.
Pascal, wie entscheidest Du, welche Anweisungen oder Inhalte der Bibel einen wesentlichen Bestandteil des Glaubens darstellen, und welche nicht? Das kannst Du doch nur entscheiden, wenn Du ein Wertesystem hast, das über der Bibel steht. Oder verstehe ich Dich falsch?
Der Religions- und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner hat eine "Kriminalgeschichte des Christentums" in 10 Bänden veröffentlicht. Einen Film über dieses kontrovers diskutierte Werk gibt es bei Youtube (70 Minuten), in dem verschiedene Meinungen zu Wort kommen.
Grüße,
Arne
Ich habe inzwischen den von Arne verlinkte Film über Karlheinz Deschner - "Die hasserfüllten Augen des Herrn Deschner" gesehen. Ich muss gestehen, dass mir der Name Deschner bislang kein Begriff war. Jetzt ist er mir einer und ich bin froh darum. 70 Minuten, die sich auf jeden Fall lohnen.
Danke Arne für diesen Thread.
Ich habe mich aus dieser Diskussion zurückgezogen, da ich schnell gemerkt habe, dass hier, was dieses Thema betrifft, deutlich gebildetere Leute am Werk sind. Seit ich mit ca. 12 beschlossen habe, dass das Konzept Gott für mich nicht funktioniert, habe ich mich damit auch nicht mehr eingehender befasst.
Nun drängt sich aber doch noch eine Frage auf, das Zitat von Arne betreffend:
Den Namen Gottes nicht zu missbrauchen, schließt das denn nicht mit ein, in seinem Namen etwas zu behaupten oder zu handeln? Man braucht nicht bis zu den Kreuzzüglern zurückgehen, die ja in seinem Namen gehandelt haben, es reicht das Amt des Papstes.
Behauptet denn der Papst nicht, in seinem Namen zu sprechen? Gleichzeitig sind die Wege Gottes aber unergründlich? Kann das mal jemand, der sich damit näher außeinandergestzt hat ein wenig erklären? Auch den Begriff Dogma bitte....
Ab jetzt wieder erstmal nur lesender Gruß
Alex
Hi Alex,
vllt. hilft dir der wiki-eintrag über die Stufen der Moralentwicklung nach Lawrence Kohlberg weiter. Kohlbergs Model umfasste ursprünglich sechs Stufen. In der siebten Stufe befasst er sich mit Religion.