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Zitat von Rälph
Wie halten es die Nicht-Gläubigen hier eigentlich mit Weihnachten?
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Da sich die frommen Weihnachtstage langsam dem Ende zuneigen, erlaube ich mir die Frage: Wie halten es die katholischen Gläubigen eigentlich mit der Empfängnisverhütung?
Sie ist in den Augen Gottes angeblich eine schwere Sünde. Rom sagte 1916 zum Kondomverkehr, eine Frau müsse den Ehemann, der ein Kondom benutzen will, "
abwehren wie einen Vergewaltiger". Der aktuelle Papst hat das Kondomverbot für Aidskranke und Prostituierte gelockert, aber nur zur Verhütung von Krankheiten, nicht jedoch zur Geburtenregelung.
Ist es nicht so, dass die überwiegende Mehrheit der "Gläubigen" die aus der Bibel und aus dem Willen Gottes abgeleitete Sexualmoral der Kirche ignoriert? Insbesondere die Kernpunkte dieser Lehre wie
- Kein Sex vor der Ehe
- Kein Sex aus Lust und Geschenk, nur zur Fortpflanzung
- Enthaltsamkeit als einzig zulässiges Mittel zur Empfängnisverhütung
- Selbstbefriedigung als Todsünde
Diese Punkte werden nicht nur missachtet. Sondern viele "Gläubige" haben das Gefühl, diese Regeln gingen am Kern der christlichen Botschaft irgendwie vorbei, die ja den Mensch und die Menschlichkeit im Zentrum haben soll.
Damit sind wir beim Kern der Sache. Die Menschen haben längst ein Wertesystem, dass
über der Bibel und den Aussagen des Papstes steht. Sie verfügen über einen inneren moralischen Kompass, der ihnen sagt, was an der Bibel oder den Weisungen des Papstes gut und richtig ist, und was nicht. Obwohl beide das Wort Gottes repräsentieren, haben sie moralisch nicht das letzte Wort. Sicherer als Papst und Bibel sagt uns eine innere Stimme, was moralisch oder unmoralisch ist.
Das bedeutet: Weil die Bibel oder ein Papstwort selbst Gegenstand einer moralischen Bewertung durch uns sind, können unsere Moralbegriffe nicht aus der Bibel und nicht vom Papst kommen. Nicht der Papst und nicht die Bibel sagen uns, was Gut und Böse sind, sondern wir legen eigene, tief empfundene moralische Maßstäbe an das Papst- und Bibelwort an.
Unser Moralgefühl, der innere Kompass für Gut und Böse, ist bildlich gesprochen ein Baum, der sehr tief wurzelt. Die christlichen Moralvorstellungen sind wie eine Mistel, die sich in diesem Baum festgesetzt hat und sich aus ihm nährt – und behauptet, sie sei der Baum.
Wenn unser moralisches Wertesystem längst (und schon immer) über den Papst und die Bibel hinausgeht, wozu brauchen wir die beiden dann eigentlich? Moralisch, das zeigt das Beispiel der Sexualmoral, haben beide nicht das letzte Wort. Warum kümmern wir uns nicht um die wahren Wurzeln unserer Moral, anstatt uns weismachen zu lassen, sie stünden in der Bibel?
Grüße,
Arne