... ist hier eine Entscheidung durch die Eltern möglich und gefordert, wie Entscheidungen zu diesem Zeitpunkt in jedem anderen Lebensbereich gefordert sind: Bing ich mein Kind zum Flötenunterricht und/oder ins Schwimmtraining ...
Es hat niemand etwas dagegen, wenn Du Deine Kinder nachmittags in die Kirche fährst, statt zum Flötenunterricht. Dort können sie fromme Dinge lernen, solange sie (oder eher: die Eltern) das wollen. Das ist privat und wird respektiert, wenngleich ich persönlich der Meinung bin, dass es auch im privaten Rahmen keine Rechtfertigung dafür gibt, Kinder anzulügen.
In einer Schule sehe ich das kritischer. Schulen sollten meiner Meinung nach der Wahrheit und humanistischen Grundwerten wie den Menschenrechten und der Würde jedes Menschen verpflichtet sein. Außerdem sollte dort selbständiges Denken und Kritikfähigkeit gefördert werden, statt Wundergläubigkeit und Glaubensgehorsam.
Religion hat seinen berechtigten Platz an der Schule, um sachlich über Religionen aufzuklären. Jugendliche sollen die verschiedenen Weltreligionen, ihre unterschiedlichen Götter und Heilsversprechen kennenlernen. Religionsunterricht sollte aber keine Unterweisung im Glauben einer einzigen Religion sein. Denn der richtige Ort dafür sind die Kirchen und Gotteshäuser, nicht die Schulen. Das gilt insbesondere, solange die Kinder noch klein und gar nicht glaubensmündig sind.
In einer Schule sehe ich das kritischer. Schulen sollten meiner Meinung nach der Wahrheit und humanistischen Grundwerten wie den Menschenrechten und der Würde jedes Menschen verpflichtet sein. Außerdem sollte dort selbständiges Denken und Kritikfähigkeit gefördert werden, statt Wundergläubigkeit und Glaubensgehorsam.
Wie kannst du dann eine kopftuchtragende Lehrerin an einer deutschen, staatlichen Schule tolerieren? In meinen Augen ein offensichtlicher Widerspruch.
Ich kenne mich im Recht nicht aus und vertrete hier wie immer nur meine Meinung.
Fändest du es ok, wenn deine Kinder von kopftuchtragenden Frauen unterrichtet würden und du vor Gericht von eben einer solchen Richterin verurteilt würdest?
Wäre dir das wirklich völlig gleich?
Ich schließe mich hier keko# an!
Ein guter Diskussionsbeitrag erschien schon 2015 beim tagesspiegel:
In einer Schule sehe ich das kritischer. Schulen sollten meiner Meinung nach der Wahrheit und humanistischen Grundwerten wie den Menschenrechten und der Würde jedes Menschen verpflichtet sein. Außerdem sollte dort selbständiges Denken und Kritikfähigkeit gefördert werden, statt Wundergläubigkeit und Glaubensgehorsam.
Jetzt verstehe ich noch weniger warum du das Hidschāb für Personen im Amt (!) verteidigst.
Das Hidschāb steht diametral zu diesen von dir so hoch gehaltenen Grundwerten. Es stellt noch heute ein Symbol der Unterdrückung und Unfreiheit von Frauen dar.
Wie kannst du dann eine kopftuchtragende Lehrerin an einer deutschen, staatlichen Schule tolerieren? In meinen Augen ein offensichtlicher Widerspruch.
Ich würde das tolerieren, genauso wie ich ein Kruzifix an einer Halskette toleriere. Die Kleidung eines Menschen gehört für mich ins Private, auch wenn die Person eine öffentliche Funktion ausübt.
Bei der Gelegenheit: Warum tolerierst Du an der Schule Deiner Töchter einen Theologen, der sich vor der Klasse über Transhumanismus verbreitet? Wir sind uns vermutlich einig darüber, dass er von Gentechnik, den medizinischen Möglichkeiten der Zukunft, von Informationstechnologie und künstlicher Intelligenz keinen Schimmer hat, jedenfalls nicht mehr als der Hausmeister?
Eine kopftuchtragende Chemielehrerin kann sehr kompetent sein, aber Du willst sie nicht. Die Inkompetenz des Transhumanismus-Religionslehrers macht Dir hingegen nichts aus, und lobst das hohe Niveau seiner Transhumanismus-Unterrichtsstunde. Ist das nicht schräg?
Ich würde das tolerieren, genauso wie ich ein Kruzifix an einer Halskette toleriere. Die Kleidung eines Menschen gehört für mich ins Private, auch wenn die Person eine öffentliche Funktion ausübt.
Ein Kruzifix ist meines Wissens in keinem Land Ausdruck oder Mittel zur Unterdrückung der Frau.
Im Büro muss ich ein Kragenhemd tragen, lange Hose und geschlossene Schuhe. Daheim laufe ich auch mal in Unterhose rum.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Bei der Gelegenheit: Warum tolerierst Du an der Schule Deiner Töchter einen Theologen, der sich vor der Klasse über Transhumanismus verbreitet? Wir sind uns vermutlich einig darüber, dass er von Gentechnik, den medizinischen Möglichkeiten der Zukunft, von Informationstechnologie und künstlicher Intelligenz keinen Schimmer hat, jedenfalls nicht mehr als der Hausmeister?
Steht im Lehrplan der Oberstufe. Es werden keine technischen Frage behandelt, sondern Fragen, z.B. was es für Folgen hat, würde diese "Menschen" nicht mehr sterben.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Eine kopftuchtragende Chemielehrerin kann sehr kompetent sein, aber Du willst sie nicht. Die Inkompetenz des Transhumanismus-Religionslehrers macht Dir hingegen nichts aus, und lobst das hohe Niveau seiner Transhumanismus-Unterrichtsstunde. Ist das nicht schräg?
Selbstverständlich kann sie sehr kompetent sein. Ohne jeden Zweifel! Nur hat ein Kopftuch in vielen Ländern eine politische Bedeutung. Soll sie sich hinstellen und jeder Klasse sagen "Liebe Kinder, ich bin trotz Kopftuch kompetent, hochtqualifiziert und selbstbewußt. Ich habe mit dem Quatsch nichts zu tun"?
Ich würde sagen: einfach abnehmen und gut ist´s.
Selbstverständlich kann sie sehr kompetent sein. Ohne jeden Zweifel! Nur hat ein Kopftuch in vielen Ländern eine politische Bedeutung. Soll sie sich hinstellen und jeder Klasse sagen "Liebe Kinder, ich bin trotz Kopftuch kompetent, hochtqualifiziert und selbstbewußt. Ich habe mit dem Quatsch nichts zu tun"?
Ich würde sagen: einfach abnehmen und gut ist´s.
Problematisch ist dabei ja auch, dass der Hidschab nicht direkt islamisches Gesetz ist bzw. der Umgang damit verschieden ist - was uns nicht zuletzt die Geschichte gelehrt hat. Die Entscheidung für den Hidschab ist also eine bewusst politische Entscheidung. Gegen die Grundwerte der "westlichen" Welt sowie der Gleichstellung von Mann und Frau. Und damit hat mMn der Hidschab im schulischen Unterricht bzw bei Personen im Amt nichts zu suchen.
Hier in Mannheim erfahre ich immer wieder wie mit muslimischen Schülerinnen umgegangen wird, die sich gegen einen Hidschab tragen. Sie werden verschmäht und beleidigt von den muslimischen Jungs und es entstehen weitere Konflikte auch zwischen den Mädchen. Eine Lehrerin in Hidschab leistet solchen Konflikten Vorschub und steht für eine reaktionäre Ideologie.
Aber ist der Islam in der Geringstellung der Frau nicht vergleichbar mit der Christentum?
Finde ich nicht. Sogar historisch hatten m.M.n. im Christentum Frauen nie so starke Einschränkungen, wie sie heute in den meisten islamischen Ländern haben. Heute ist der Unterschied sogar eklatant.
Zitat:
...bestreiten beide Religionen die Gleichberechtigung und die Gleichwertigkeit der Frau, und zwar nicht nur symbolisch, sondern ganz praktisch und konkret.
Ja, alle monotheistischen Religionen haben ähnliche patriarchalische Grundhaltungen, wie sie auch ihren Anspruch auf universelle Gültigkeit und Ablehung des Andersartigen gemeinsam haben; beides war in der Geschichte Quelle von viel Leid für die Menschheit.
Zitat:
.... Die Bedeckung der weiblichen Haare wird auch im Christentum verlangt. Die Tatsache, dass es nicht mehr praktiziert wird, liegt einfach daran, dass niemand mehr die Bibel liest, während der Koran noch aktiv gelesen wird.
Die Verderbtheit der Frau ist DAS zentrale Element der christlichen Schöpfungslehre -- und nicht nur eine kleine Randerscheinung. Wer nicht tiefgründig überzeugt ist, dass die Frau vom Wesen her schlecht, schwach und verworfen ist, kann sich nicht Christ nennen.
Ich glaube, der Unterschied liegt tiefer, als nur daran, ob man die Bibel liest. Das Christentum hat viele alten Inhalte inzwischen durch die Aufklärung überwunden, heute stehen für die meisten eher grundlegende Ideen von Jesus im Mittelpunkt wie Nächstenliebe und Vergebung. Diese Ideen kennt der Islam und (auch das Judentum) in dieser form und Bedeutung nicht. Dafür wird besonders im Islam die Minderwertigkeit von allem nicht-islamischen stark hervorgehoben - keine gute Basis für ein Miteinander, bestenfalls für ein Nebeneinander. Auch gibt es im Christentum die akzeptierte Trennung von Religion und Staat angelegt ("gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist...") - der Islam hat einen absoluten Anspruch auf alle Lebensbereiche. Das sind Kontraste, die m.M.n. mehr wiegen, als die Parallelen.
Und praktisch und konkret wird heute z.B. die Gleichwertigkeit der Frau von kaum einem christlich geprägten Staat dieser Welt bestritten, während dies in praktisch allen islamischen Ländern nicht akzeptiert wird.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Mir scheint jedoch, dass wir bei der Kopftuchdebatte mit der falschen Baustelle beschäftigt sind. Statt uns mit Religion auseinanderzusetzen, konzentrieren wir uns auf die sichtbaren Symbole, also ob sie die Hauptsache wären.
die sichtbaren Symbole sind nicht die Hauptsache, aber sie haben große Macht. Wäre es nicht so, würde es sich z.B. nicht mehr lohnen, Hakenkreuz und Hitlergruß zu verbieten, obwohl heute die Bedeutung und Reichweite der entsprechenden Parteien und Ideologien recht gering ist.
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