Pascal, ich will Dir nicht zu nahe treten. Bitte verstehe die folgenden Zeilen nicht falsch.
In meinen Augen bist Du kein Christ im engeren Sinne. Das erkenne ich daran, dass Du auswählst, welchen Inhalten der Bibel oder des christlichen Glaubens Du folgst und welchen nicht. Das bedeutet, dass Du Wertmaßstäbe hast, die außerhalb der Bibel und der Glaubensdogmen der Großkirche verankert sind. Denn kämen Deine Wertmaßstäbe aus der Bibel, könntest Du diese Maßstäbe nicht an die Bibel selbst anlegen, und damit auch nicht entscheiden, was in der Bibel Du akzeptierst, und was nicht.
Ich finde das gut. Den meisten mir bekannten Menschen, die sich selbst als Christen sehen, haben diese Einstellung: Die Bibel in ihren Einzelheiten ist selbst Gegenstand einer moralischen Bewertung; damit kann die Moral dieser Menschen nicht aus der Bibel kommen, sondern hat ihre Wurzeln außerhalb der Bibel und den Glaubensdogmen der Kirche.
Diese humanistischen Wertmaßstäbe haben in unserer Gesellschaft heute einen höheren Rang als biblische Handlungsanweisungen. Deshalb muss man – jetzt ohne direkten Bezug zu Dir – der Behauptung entgegentreten, unsere Wertbegriffe kämen aus der Bibel oder dem christlichen Glauben. Und mit schwindendem Einfluss der Kirchen würden Moral und Werte aus unserer Gesellschaft weichen.
Man muss für solche Beispiele gar nicht mal auf Politiker wie Bush zurückgreifen:
Christliche Reformatoren und Theologen befürworteten die Verfolgung und Ermordung Andersgläubiger:
Zwingli liess die Täufer verfolgen und ermorden wegen ihrer Weltanschaung. Er selbst fiel in der von ihm aktiv betriebenen Schlacht bei Kappeln gegen die katholischen innerschwyzerischen Kantone.
Calvin liess Bürger/innen in Genf als Hexer/n foltern und öffentlich verbrennen und ermordete Andersgläubige, z.B. einen Kritiker der Trinitätslehre.
Luther rief zur Verfolgung und Ermordung der aufständischen Bauern und Anhänger von Thomas Müntzer auf (und bezeichnete deren Lehre als "des Teufels" und die Anhänger als "vogelfrei" ).
Obwohl in ihrem Leben selbst verfolgt und vom Tode bedroht, nahmen sie anderen ihr Leben oder rechtfertigten deren Ermordung.
Ich schreib das nur, weil diese Fakten oft vergessen oder unterschlagen werden. Sie gehören halt zum historisch-machtpolitischen Zusammenhang der Reformation dazu.
-qbz
Zwingli mit der von ihm übersetzten Zürcher-Bibel in der Hand, auf sein Schwert gestützt.
der Gerechtigkeit halber und in Deinem eingen Interesse solltest Du Glauben von Wissen trennen.
Des Glaubens letzte Bastion ist eben die Unwissenheit.
Deshalb würde ich mich selbst als Agnostiker bezeichnen. Mir gehen ebenso extreme Atheisten auf die Nüsse, die überzeugt sind die Weisheit gepachtet zu haben. Ich habe einen Bekannten, der alle religiösen Menschen auslacht und stolz drauf ist, dass er 1000000 Stunden Video-Material über Atheismus hat, aber dann verbringt er seine Zeit mit Geek-Themen wie Conspiracy und Aliens. Er regt such darüber auf, dass ich nicht daran glaube, dass Außeridische existieren.
Es ist doch alles das gleiche Prinzip: ob ein Steinzeitmensch am großen Waldbüffel glaubt weil das mit der Lebensphilosophie seines Stammes zu tun hat, der Christ, der von klein auf, das Christentum eingeimpft bekommt und nur deshalb glaubt, der Hindu, der zufällig irgendwo in Indien geboren ist und deshalb an Shiva glaubt, oder der Computer-Nerd, der 5000 mal Star Wars geschaut hat und an Außeridischen glaubt, die eines Tages wieder auf die Erde kommen, alle versuchen Antworten für ihre kleine Existenz zu finden und glauben es mit ihrem Modell gefunden zu haben.
Ich sage, es kann alles sein: Vielleicht lande ich nach dem Tod in der Hölle weil ich nicht jeden Sonntag in der Kirche war, vielleicht werde ich wieder geboren und das solange ich nicht Nirvana erreiche, vielleicht bin ich einfach weg vom Fenster und einfach nicht mehr existent, vielleicht wache ich auf einem anderen Planeten auf und stelle fest ich bin ein Außeridische, der das ganze Leben auf der Erde nur geträumt hat.
Es kann alles sein oder auch nicht...wer weiß schon was nach dem Tod passiert? Ich weiß es nicht und mich hat auch noch keine Theorie überzeugt.
Manchmal beneide ich fast Menschen, die so von ihrem Glauben überzeugt sind, wie ein kleines Kind vom Weihnachtsmann. Vielleicht lebt es sich so einfacher.
Pascal, ich will Dir nicht zu nahe treten. Bitte verstehe die folgenden Zeilen nicht falsch.
In meinen Augen bist Du kein Christ im engeren Sinne. Das erkenne ich daran, dass Du auswählst, welchen Inhalten der Bibel oder des christlichen Glaubens Du folgst und welchen nicht. Das bedeutet, dass Du Wertmaßstäbe hast, die außerhalb der Bibel und der Glaubensdogmen der Großkirche verankert sind. Denn kämen Deine Wertmaßstäbe aus der Bibel, könntest Du diese Maßstäbe nicht an die Bibel selbst anlegen, und damit auch nicht entscheiden, was in der Bibel Du akzeptierst, und was nicht.
Ich finde das gut. Den meisten mir bekannten Menschen, die sich selbst als Christen sehen, haben diese Einstellung: Die Bibel in ihren Einzelheiten ist selbst Gegenstand einer moralischen Bewertung; damit kann die Moral dieser Menschen nicht aus der Bibel kommen, sondern hat ihre Wurzeln außerhalb der Bibel und den Glaubensdogmen der Kirche.
Diese humanistischen Wertmaßstäbe haben in unserer Gesellschaft heute einen höheren Rang als biblische Handlungsanweisungen. Deshalb muss man – jetzt ohne direkten Bezug zu Dir – der Behauptung entgegentreten, unsere Wertbegriffe kämen aus der Bibel oder dem christlichen Glauben. Und mit schwindendem Einfluss der Kirchen würden Moral und Werte aus unserer Gesellschaft weichen.
Grüße,
Arne
Nein, ich verstehe die Zeilen nicht falsch. Ich kenne nun einige Christen und eigentlich allen, also inkl. mir ist anheim, das sie für sich "geistige Freiheit" beanspruchen. Wir haben Gaben von unserem Schöpfer erhalten und wenn dazu auch Geisteskraft zählt, ist es auch gewollt diese einzusetzten. Auch um sich krititsch mit der Bibel und Glaubensätzen auseinanderzusetzen.
Was z.B. katholische Christen anbelangt, welcher junge Mensch hiervon hält an dem Verbot vorehelichen GVs fest, wer nutzt nicht steroidale Kontrazeptiva usw.. Insofern ist es eher der Regelfall das Christen abwägen, welche "'Regeln" ihrem praktischen Leben entsprechen, als das sie unreflektorisch wie Schafe einer Herde agieren.
Das meine christlichen Wertmaßstäbe sich auch in humanistischem Gedankengut wiederfinden ist so, diese dann identischen Ideen müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden, noch muss das eine höher- und das andere geringer gewertet werden.
Für mich gibt es keine biblisch vorgegebenen Handlungsweisen mit denen ich exakt mein Alltagsgeschehen abbilden kann. Meinen Beruf gab es samt dessen Umfeld zum biblischen Zeitalter schlicht nicht. Deshalb erfordert es ein Hineindenken, wie ein Grundgerüst an Handlungsempfehlungen (angefangen bei den 10 Geboten...) in meinen ganz persönlichen Alltag zu integrieren ist. Es gibt dieses Lebensabarbeitungsschema für das 21. Jahrhundert in der Bibel nicht. Jeder Christenmensch muss sich individuell damit jeden Tag auf das Neue damit auseinandersetzen.
Manchmal beneide ich fast Menschen, die so von ihrem Glauben überzeugt sind, wie ein kleines Kind vom Weihnachtsmann. Vielleicht lebt es sich so einfacher.
Die Tonart hier ist ja mittlerweile super, es bleibt aber folgendes Problem: Man kann nicht mit Logik bzw. logischen Argumenten über Glaubensbelange diskutieren. Die Gläubigen werden sich immer auf den Schlips getreten fühlen, und die Nichtgläubigen unverstanden.
Man kann nicht mit Logik bzw. logischen Argumenten über Glaubensbelange diskutieren. Die Gläubigen werden sich immer auf den Schlips getreten fühlen, und die Nichtgläubigen unverstanden.
Die Logik kann aber mitunter den Glauben befruchten oder von falschen Auffassungen befreien. Beispielsweise wissen wir heute, dass die Erde sehr viel älter ist als die biblischen 6000 Jahre; außerdem erkennen wir die Evolution der Arten als Tatsache an. Beides ermöglicht uns, die Schöpfungsgeschichte der Bibel neu zu bewerten: Weg von einem sturen Glauben dem Buchstaben nach, hin zum Sinn des überlieferten Worts (gelegentlich auch des Unsinns).
Jesus wurde nicht in Bethlehem geboren, sondern in Nazareth. Die schöne Weihnachtsgeschichte mit Maria, Joseph, dem Esel im Stall und den heiligen drei Königen ist frei erfunden.
Gott hat nicht geholfen, im alttestamentarischen Jericho die Mauern mit Trompeten einzureißen, da diese Mauern erst Jahrhunderte später errichtet wurden – was der Verfasser der Geschichte nicht ahnen konnte.
Derlei Entmystifizierungen sind auf den ersten Blick etwas peinlich und unangenehm, aber sie können helfen, den Blick auf den Kern der Botschaft zu lenken. Wissenschaft ist eine Chance für Wahrheitssuchende, auch solche religiöser Ausrichtung.