Für mich fallen Naturprozesse nicht unter den Begriff der Intelligenz, höchstens metaphorisch. Lustigerweise soll hier eine wissenschaftliche Weltsicht vertreten werden unter Berufung auf die Evolutionstheorie und dann fällt man zurück auf die Metaphorik des Intelligent Design.
Nein, wir sprechen über eine Definition von Intelligenz. Wir sind vollkommen frei darin, dieses oder jenes als intelligent zu bezeichnen oder auch nicht. Es handelt sich lediglich um eine Begrifflichkeit, um eine Konvention.
Computer werden sich unabhängig von dieser Definition entwickeln, das tun sie ja bereits heute. Meinetwegen bezeichnen wir sie per Definition und in alle Ewigkeit als nicht intelligent, was macht das schon?
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Wer ist der mächtigste Mann der Welt? Vermutlich Donald Trump, der Präsident der Vereinigten Staaten. Doch genau genommen kommt diese Macht nicht ihm als Person zu, sondern seinem Amt. Wir haben es also nicht mit persönlicher, sondern mit struktureller Macht zu tun, die unabhängig ist von der Person des Amtsinhabers.
Nicht Trump ist mächtig, sondern die ihn umgebende politische Struktur. Nicht der Baum ist intelligent, sondern der ihn hervorbringende Prozess.
Was heißt hier "einfach nur ein Selektionsprozess"? Wir beide wären für diese Selektion in den meisten Fällen zu dumm und inkompetent. Unsere Intelligenz reicht dafür nicht aus.
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Es gibt keinen Plan, wie wir Menschen uns einen Plan vorstellen. Aber eine Bedingung oder, wenn man will, eine abstrakte Richtung der Selektion. Sie lautet: Erreiche die nächste Generation.
Ja, keinen Einspruch
Aber du sagtest:
"Ein Baum ist nicht intelligent. Doch der Prozess, der ihn hervorbrachte, ist intelligent. "
Das suggeriert, dass der Prozess selbst intelligent ist. Der Selektionsprozess ist es aber nicht.
Frauen sitzen im Straßencafe. Junge Männer fahren in ihren röhrenden Autos vorbei und demonstrieren ihre Potenz. Darin liegt keine Intelligenz. Da sich die Frau aber den in ihren Augen besten Mann aussucht, entsteht eine Selektion. Auf dem Mann lastet ein Selektionsdruck. So entwickeln wir uns weiter.
Kannst Du nicht. Google übersetzt näherungsweise 100 Sprachen, und vermutlich tausende Texte pro Sekunde. Die Übersetzungsqualität ist noch nicht immer zufriedenstellend, aber die Fortschritte geschehen in rasantem Tempo.
Um das vorwegzunehmen: Google übersetzt nicht Wort für Wort, sondern sucht und findet selbsttätig Sinnzusammenhänge und übersetzt anschließend diese. Dafür verwendet es ein selbstlernendes neuronales Netzwerk. Wir sollten uns in 10 oder 20 Jahren erneut darüber unterhalten.
Ich: "das kann ich eben nicht"
Google: "I can not"
Meiner Meinung nach ein kleiner aber feiner Unterschied.
Aber es steht natürlich ausser Frage, dass der Computer schon jetzt Dinge kann, von denen ein Mensch nur träumt und die Entwicklung nicht stoppt.
Es ist schon bemerkenswert, wie die Diskussion in unterschiedlicher Weise läuft. Bei den religiösen Quellen wird jedes Wort wörtlich genommen und einseitig auf "den Klerus" verengt. Jeder Versuch die Diskussion zu öffnen, weil es verschiedene Systeme und Interpretationen gibt, wird mit dem Verweis, hier würde ja ein Wahrheitsanspruch definiert (für den dann NUR EINE Definition zulässig ist), vom Tisch gewischt und mit zig weiteren, immer denselben Beispielen zugeschüttet.
Der Aspekt der Intelligenz wiederum ist vollkommen offen. JEDE Definition ist zulässig, JEDE Attribuierung zu Objekten oder Prozessen ebenso. Ich habe da gestern auch nochmals nachgeschaut und nirgends eine seriöse Quelle gefunden, der den Evolutionsprozess als intelligent klassifiziert. Vielleicht ist mir ja was entgangen.
Einzig das "Intelligent Design" ist hier zu nennen, wie Zarathustra auch schon bemerkt hat - und da kann ich mir nicht vorstellen, dass das wirklich im Sinne der Argumentationsführung ist.
Frauen sitzen im Straßencafe. Junge Männer fahren in ihren röhrenden Autos vorbei und demonstrieren ihre Potenz. Darin liegt keine Intelligenz. Da sich die Frau aber den in ihren Augen besten Mann aussucht, entsteht eine Selektion. Auf dem Mann lastet ein Selektionsdruck. So entwickeln wir uns weiter.
Angenommen, nicht die Selektion würde die besten Männer heraussuchen, sondern Du. Du bist zweifellos intelligent. Dennoch wäre die Spezies Mensch damit dem Untergang geweiht. Denn Du bist nicht in der Lage, auch nur annähernd die Kriterien zu überschauen, welche berücksichtigt werden müssen, um die genetisch besten Paare herauszusieben.
Der Vorgang der Selektion ist äußerst komplex, denn er geschieht ein einer äußerst komplexen Umwelt, in der alles zusammenhängt. Das mag man im obigen Beispiel vielleicht nicht sofort einsehen. Wie wäre es, wenn Du vor der Aufgabe stündest, die menschliche Leber zu verbessern, indem Du die dafür nötigen Selektionen vornimmst?