Mir ist nicht bewusst, dass irgend eine "Führungskoalition" den Sinn meines Lebens festgelegt hätte oder festlegen könnte.
Sinn steht stellvertretend für die Leitdifferenz der Systeme (wahr / nicht wahr; Nähe / Distanz; Macht / keine Macht; zahlen / nicht zahlen usw.), die je System unterschiedlich sind. Im religiösen Systemen geht eben es oft um Sinn bzw. Transzendenz, in anderen Systemen um andere kommunikative Inhalte.
Nachdem Du eine Austrittsentscheidung bzgl. religiöser Systeme getroffen, bzw. durch eine fehlende Eintrittsentscheidung Dich gar nicht erst daran orientiert hast, gilt das für Dich auch nicht. Dafür orientierst Du Dich sehr deutlich an der Differenz wahr / nicht wahr und der entsprechenden empirischen Beweisführung des naturwissenschaftlichen Systems. Und ich vermute, bzgl. Deines Geschäftsmodells an der Differenz zahlen / nicht zahlen und wenn mal nicht gezahlt werden sollte, an dem im Rechtssystem von einem Subsystem festgelegten Regeln des Eintreibens von Forderungen.
Diese Regeln kommen dabei nicht originär von Dir selbst, werden von Dir aber immer wieder reproduziert, was zu Erhalt des Systems führt.
So ist das analog auch bei religiösen Systemen und deren Leitdifferenz sowie den daraus destillierten Systemregeln.
Geändert von captainbeefheart (10.05.2017 um 17:15 Uhr).
Bitte bleibt beim Thema. Für die Theorie von Systemen, wie sie captainbeefheart anspricht, kann gerne ein eigener Thread eröffnet werden, falls sich jemand dafür interessiert.
Bitte bleibt beim Thema. Für die Theorie von Systemen, wie sie captainbeefheart anspricht, kann gerne ein eigener Thread eröffnet werden, falls sich jemand dafür interessiert.
Verstehe ich nicht. Es geht um die Frage, warum "der Klerus" Regeln für die Gläubigen festlegen kann. Darum geht es seit etlichen Seiten.
Sinn steht stellvertretend für die Leitdifferenz der Systeme (wahr / nicht wahr; Nähe / Distanz; Macht / keine Macht; zahlen / nicht zahlen usw.), die je System unterschiedlich sind. Im religiösen Systemen geht eben es oft um Sinn bzw. Transzendenz, in anderen Systemen um andere kommunikative Inhalte....
Ich finde diese Kategorisierung zwar interessant, allerdings sorgt dieses Einteilen dafür, dass alle Systeme nebeneinander stehen, als gäbe es nicht eine Realität, die für uns alle die gleiche Relevanz besitzt. Wir leben aber schon in dem System, in dem man bei Verdacht auf Herzinfarkt erstmal den Notarzt ruft und nicht den Seelsorger. Da ist dann innerhalb von Sekunden klar, dass alle Anwesenden sich auf die naturwissenschaftlich erforschte Realität beziehen. Und die ist dann nicht losgelöst gleichberechtigt mit anderen Konstrukten, so faszinierend das theoretisch auch klingen mag.
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Ich kann aber durchaus für die Religion den gleichen Rahmen aufspannen wie für die Wissenschaft. Es gibt kein Gesetz, dass diese Rahmen unterschiedlich sein müssen ...
Wie sicher kannst Du Dir sein, dass die Religion Deine "Verteidigung" gut findet? Es kann ebenso gut sein, dass die Religion ausdrücklich im "Hier und Jetzt" verankert sein will, und dass sie entsetzt wäre, wenn sie von Deiner "Verteidigungsstrategie" wüsste.
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Es bestreitet und verbietet auch keiner, daß Du die Bibel an den Kriterien der Wissenschaft messen kannst. Die Frage ist, wie sinnvoll das ist.
Da Du, für Einen der auf einen wissenschaftlichen Standpunkt beharrt überraschend, nicht zwischen Normativem und Beschreibendem sorgfältig genug unterscheidest, muß Dir mein Versuch einer Beschreibung der Religion wie eine Verteidigung derselben vorkommen. Nocheinmal: Ich verteidige hier gar nichts. Ich versuche aufzuweisen, daß Deine Argumentation gegen die Religion am falschen Punkt ansetzt.
Daher ist es mir dabei auch egal, wie die Religion meinen Beschreibungsversuch findet. Ich gehe sogar stark davon aus, daß dieser von ihrer Selbstbeschreibung abweicht.
Es bestreitet und verbietet auch keiner, daß Du die Bibel an den Kriterien der Wissenschaft messen kannst. Die Frage ist, wie sinnvoll das ist.
1. Du setzt voraus, dass die Kriterien von Religion und Wissenschaft völlig unterschiedlich wären. Jedoch bleibst Du den Beweis dafür schuldig. Genauso gut könnten beide weitgehend die gleichen Kriterien haben, etwa das Kriterium, dass eine bestmögliche Annäherung an eine korrekte Beschreibung der Gegebenheiten "gut" sei. Folglich kann ich beide an diesem Kriterium messen.
2. Warum sollte es unnütz sein, ein System mit den Kriterien eines anderen Systems zu messen? Deutschland und der IS haben unterschiedliche Rechtssysteme. Soll es etwa verboten sein, das System des IS an den deutschen Maßstäben zu messen? Würdest Du sagen, das Rechtssystem des IS kann nur innerhalb der IS-Logik beurteilt werden?
Ich schaue mir die Behauptungen der Bibel über die Beschaffenheit der Erdatmosphäre an, und stelle fest, dass diese Behauptungen nicht zutreffen. Warum soll das unnütz sein? Du schreibst, das wäre nicht sinnvoll, aber ich finde es in der Tat sinnvoll.
3. Du konntest bisher nicht belegen, dass die christliche Religion überhaupt einen anderen Rahmen als den der Wissenschaft beansprucht. Für mich sieht es so aus, als bestünden die großen christlichen Kirchen darauf, im gleichen Rahmen zu wirken und verstanden zu werden. Ich würde sogar so weit gehen, dass das Konzept unterschiedlicher "Wahrheitsrahmen" in der Bibel nicht vorkommt.
Die Religion könnte die exakt gleichen Kriterien haben wie die Wissenschaft -- und daran scheitern. Ihre Unterschiedlichkeit zur Wissenschaft könnte in diesem Scheitern begründet sein. Dann wäre die Religion nicht grundsätzlich anders, sondern nur besonders irrtümlich.